Im Banne des stuermischen Eroberers
schlicht Angst. Nun hingegen wirkt sie recht zufrieden mit den Dingen. Das beweist schon der Umstand, dass sie sich so sorgfältig für Euch herrichtet.“
Stöhnend ließ Hethe den Kopf auf die Tischplatte sinken, wobei er in seiner Verzweiflung fast im Teller gelandet wäre. Seine Vorstellungskraft gaukelte ihm allerlei Möglichkeiten vor, was dieses Herrichten anging - und keine davon war angenehm.
„Pfui! Oh, Gott! Oh, das ist einfach furchtbar ... Oh!“
„Aye“, pflichtete Tante Nell ihr von der Tür aus bei - aus sicherer Entfernung zu Helen und der armen Ducky, die ihr half.
„Ooooh ... Ich kann nicht... Das ist... Wie gut, dass ich nichts gegessen habe, sonst würde mir glatt schlecht werden“, murmelte Helen angewidert. Sie stöhnte und seufzte, ehe sie ausrief: „Grundgütiger, das ist ja nicht auszuhalten!“
„Aye, wie wahr“, stimmte die Kammerfrau zu und zog vor Ekel die Nase unter dem Tuch kraus, das sie sich vors Gesicht gebunden hatte. Als Helen Tränen in die Augen traten, entschied sie offenbar, dass ein paar ermutigende Worte angebracht seien. „Aber es dient einem guten Zweck und bedeutet, dass Euer Plan Erfolg haben wird. Ich meine, so wird er Euch auf keinen Fall anrühren. Obwohl sich nun, da die Hochzeit vorbei ist, nicht sagen lässt, wie er sich verhalten wird“, fügte sie eine Spur beklommen an. „Was, wenn er Euch schlägt oder ...“ Sie brach ab, und ihre besorgte Miene wich einem durchtriebenen Lächeln. „Nay. So nahe, dass er zuschlagen könnte, wird er Euch nicht kommen wollen.“ Daraufhin stöhnte Helen abermals. Jetzt gerade wünschte auch sie, sich selbst fern sein zu können. Es war grässlich - die genialste und zugleich schlimmste Idee, die ihr je gekommen war.
Als es klopfte, erstarrten die drei Frauen und tauschten Blicke. Erst beim zweiten Klopfen kam wieder Bewegung in die Gruppe.
Helen hockte sich hinters Bett und lugte über die Kante. „Sieh nach, wer das ist“, zischte sie ihrer Kammerfrau zu. „Aber lass niemanden herein.“
Ducky nickte, und Helen duckte sich. Sie nutzte die Gelegenheit, noch eine der Knoblauchzehen zu pellen und sich in den Mund zu schieben, die Ducky vorhin an Tante Nell vorbei hereingeschmuggelt hatte. Zum Teufel mit dem Vertrag - Lord Holden hatte auch Knoblauch gegessen, und sie würde sich ihm nicht noch einmal ohne Knoblauchfahne ausliefern. Während sie kaute, spähte sie abermals über die Bettkante. Ducky wartete, bis Tante Nell Platz gemacht hatte, um anschließend die Tür einen Spaltbreit zu öffnen und hindurchzuspähen. Helen vernahm eine leise männliche Stimme und Duckys heller klingende Erwiderung. Kaum hatte sie geantwortet, als sie die Tür auch schon wieder zustieß und herumfuhr.
„Es ist Lord Holdens Befehlshaber. Er soll sich in Lord Templetuns Namen erkundigen, ob Ihr fertig seid. Der ,Hammer of Holden will unbedingt heraufkommen, aber Lord Templetun will vorher sicherstellen, dass Ihr bereit seid.“
Helen zauderte. „Nay!“, hätte sie am liebsten geschrien, aber die Wahrheit war, dass sie durchaus bereit war. Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte. Ducky warf ihr einen mitfühlenden Blick zu und zog die Tür auf.
„Warte!“, rief Helen, und prompt knallte ihre Kammerfrau die Tür wieder zu.
„Was ist?“, fragte Tante Nell besorgt und kam auf Helen zu, hielt jedoch abrupt inne und krauste angeekelt die Nase. Rasch zog sie sich auf ihren Platz neben dem Eingang zurück. „Also?“ „Wir müssen die Kammer lüften, sonst wissen alle gleich, was wir im Schilde führen“, erklärte Helen. „Sag ihnen, ich bin gleich so weit“, wies sie Ducky an. „Und dass du sie dann holen wirst.“ „Aye, Mylady.“ Ducky nickte und wandte sich eilig der Tür zu, um die Nachricht weiterzugeben.
„Ich gehe jetzt hinauf.“ Entschlossen kam Hethe auf die Beine, nur um sogleich von Lord Templetun und William wieder auf seinen Platz gedrückt zu werden.
„Nicht so ungeduldig, Mylord“, schalt Templetun gutmütig. „Sie wird bald fertig sein. Sir William meinte, dass die Frauen Euch längst hätten holen wollen, Eure Gemahlin aber noch etwas vergessen habe. Gewiss wird Lady Helens Kammerfrau jeden Augenblick ...“
„Da ist sie“, fiel William ihm ins Wort.
Hethe folgte seinem Blick und sah die Kammerfrau durch die Halle auf sie zukommen. Nichts konnte ihn jetzt noch auf seinem Platz halten. Er fuhr von der Bank hoch und strebte schnurstracks auf die Treppe zu. Die anderen folgten ein
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