Im Banne des stuermischen Eroberers
nunmehr unheilvoll. Gern hätte er dies auf das Essen geschoben, aber wie vertraglich vereinbart, aßen seine Gemahlin und er vom selben Teller. Wie erhofft, hatte sich dies überaus vorteilhaft auf den Geschmack der Speisen ausgewirkt. Das Festmahl war vorzüglich und gewiss nicht die Ursache seines Magengrimmens. Dafür war allein der Knoblauch verantwortlich, den Hethe nicht zu vertragen schien. Immer wieder musste er aufstoßen.
„Nay“, erwiderte Lady Helen etwas verspätet und schenkte ihm ein unterkühltes Lächeln. „An den Speisen ist nichts auszusetzen. Ich bin schlicht nicht hungrig.“
„Ah, das macht wahrscheinlich die Aufregung angesichts der kommenden Nacht“, mutmaßte er lächelnd. Als er sah, wie sie diese Anspielung aufnahm, hätte er beinahe gelacht. Sie erbleichte, und fassungslose Empörung war ihr ins Gesicht geschrieben, ehe sie sich zusammenriss. Ihr erzwungenes Lächeln barg nur eine Spur von Hohn.
„Aye, das muss es sein“, entgegnete sie trocken und schaute zur Seite, wo eben ihre Kammerfrau erschienen war.
Neugierig sah er, dass die Ältere sich vorbeugte und Lady Helen etwas zuflüsterte, ehe sie zur Treppe huschte. Lady Helen wandte sich ihm wieder zu und strahlte ihn an.
Hethe blinzelte. Sie war einfach hinreißend, ein wunderschönes Geschöpf. Bislang hatten andere Dinge ihn in Beschlag genommen, sodass dies in den Hintergrund gerückt war.
„Aye, Gemahl. Ich bin so aufgeregt, dass ich mich nun nach oben begeben und ausgiebig für Euch herrichten werde. Wenn Ihr mich bitte entschuldigen wollt?“
„Natürlich“, murmelte er und konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Ein wirklich reizendes Wesen - die blitzenden Augen, die geschwungenen Lippen, und das alles war sein! Sie erhob sich, winkte der Tante, ihr zu folgen, und eilte in Richtung Treppe davon. Er ließ den Blick an ihrem Leib hinabwandern und beobachtete, wie sie beim Gehen die Hüften schwang.
„Wo wollen die beiden hin?“, fragte Lord Templetun neugierig.
„Hm?“ Widerwillig riss Hethe sich vom Anblick seiner entschwindenden Braut los.
„Lady Helen und ihre Tante“, meinte Templetun. „Wohin gehen sie?“
„Ach, sie möchten Lady Helen für das Brautbett vorbereiten.“ Eine Vielfalt an Bildern tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Er malte sich aus, wie Lady Helen nackt in einen Badezuber stieg, in dem Rosenblätter trieben.
„Jetzt schon?“
Templetuns Frage ließ Hethe zurück ins Hier und Jetzt fallen. Ratlos sah er den Älteren an, bevor er sich in der Halle umblickte. Das Festmahl, das gleich nach der Trauung begonnen hatte, war noch nicht vorbei; es war somit noch früh am Tag. Zu früh jedenfalls für das Brautbett oder diesbezügliche Vorbereitungen. Jäh stieg das Bild von eben wieder in ihm auf, nur dass seine Braut nun nicht in ein warmes Bad mit Rosenblättern tauchte, sondern in einen Bottich, in dem große braune Gebilde trieben. Betrachtete er das innere Bild genauer, erkannte er Kuhfladen.
„Allmächtiger!“ Wie gestochen fuhr er hoch, aber ehe er forthasten konnte, hatte Templetun ihn am Arm gepackt und zog Hethe zurück auf seinen Platz.
„Na, na, es bringt doch nichts, die Dinge zu überstürzen. Es mag noch zu früh für das Brautbett sein, aber wenn ihr daran gelegen ist, sich für Euch besonders schön zu machen, so solltet Ihr sie lassen. Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es bemerkenswert, wie sie sich in diese Verbindung geschickt hat. Vermutlich sollte ich Euch das gar nicht eröffnen, aber als ich mit dem königlichen Befehl hier eingetroffen bin und ihr mitgeteilt habe, dass sie und Ihr heiraten würdet... Nun, sagen wir einfach, dass sie nicht die glücklichste aller Bräute war“, gestand er amüsiert. „Als ich wieder aufbrach, um Euch zu holen, habe ich sogar gefürchtet, einen Krieg angezettelt zu haben.“
Als Antwort darauf stöhnte Hethe nur. Hatte denn tatsächlich niemand etwas von dem Gefecht mitbekommen, das unter der Oberfläche tobte, seit er hier eingetroffen war? Nay, selbstredend nicht. Nur ihn hatte sie mit ihrem stinkenden Atem angehaucht. Weder Templetun noch William hatten Kälte, siedend heißes Wasser oder Flöhe erdulden müssen. Und Hethe hatte den anderen nichts von den Vorfällen berichtet. Das hatte sein Stolz nicht zugelassen.
„Na, na.“ Templetun hatte das Stöhnen falsch gedeutet und schlug Hethe aufmunternd auf den Rücken. „Wie Ihr seht, ist sie ja rasch darüber hinweggekommen. Vermutlich hatte sie
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