Im Banne des stuermischen Eroberers
Gestank meinen mochte oder auch den üblen roten Ausschlag, der ihre einst perlweiße Haut überzog. „Bis es vorbei ist.“
„Ich weiß, aber als ich aufgewacht bin, war ich hungrig. Ich bin heruntergekommen, um etwas zu essen.“
„Oh, selbstredend. Nun, ich bringe Euch gern etwas nach oben und ...“
„Nicht nötig, Ducky. Ich würde lieber hier essen. So hast du auch weniger Aufwand.“ Als Ducky sie nur zweifelnd ansah, seufzte Helen. „Ich habe es gründlich satt, in meinem Gemach zu hocken. Es ist doch niemand hier. Wenn ich mich beeile, bin ich fertig und wieder oben, ehe jemand kommt.“
„Aber Eure Tante ...“
„Wo ist sie überhaupt?“, fiel Helen ihr ungeduldig ins Wort.
„Sie ist hinunter ins Dorf gegangen. Lucys Kind ist da und ...“ „Lucy ist niedergekommen? Oh, ich muss zu ihr!“ Helens Begeisterung fiel ob Duckys entsetzter Miene in sich zusammen, und sie wurde von Trübsinn übermannt. „Oh, nay, ich denke, das wäre keine gute Idee, nicht wahr?“
„Weshalb setzt Ihr Euch nicht einfach, Mylady, und lasst Euch von mir etwas zu essen und zu trinken bringen?“, schlug Ducky leise vor. Offenbar hatte sie es aufgegeben, Helen zur Rückkehr in ihre Kammer bewegen zu wollen, und beschränkte sich nun darauf, sie mitfühlend anzuschauen.
Helen nickte bedrückt, sank zurück auf die Bank und seufzte erbarmungswürdig, während ihre Kammerfrau forthastete, um das Versprochene zu holen.
Hethes Erleichterung überdauerte die Rückkehr nach Tiernay Castle nicht lange. Er hatte nach Betreten des Wohnturms kaum zwei Schritte getan, als ihm ein widerwärtiger Gestank entgegenschlug. Umgehend war ihm klar, dass seine Gemahlin sich irgendwo hier herumtrieb. Dennoch erkannte er sie nicht sofort in der Frau an der Tafel. Vermutlich, weil er Mühe hatte zu fassen, dass ihre Ausdünstungen bis zum Portal reichen sollten. Sie musste gerade erst heruntergekommen sein, entschied er, und hatte, wo sie gegangen war, übel riechende Schwaden hinterlassen. Müde seufzend betrachtete er die jammervolle Gestalt.
„Grundgütiger, was stinkt hier denn so?“, rief William, der nur einen Schritt hinter ihm war.
Jäh wandte sich Hethe zu ihm und den übrigen Männern um, die ihn auf seinem Ausritt begleitet hatten. Sie alle hatten sich auf etwas zu trinken gefreut, um ihre vom Staub ausgedörrte Kehle zu befeuchten. „Geht hinunter in die Dorfschenke und genehmigt euch dort einen Humpen“, sagte er finster. „Ich komme gleich nach.“ William zögerte kurz, bevor er sich schulterzuckend abwandte und die anderen vor sich her aus dem Wohnturm trieb.
Hethe wartete, bis das Portal sich geschlossen hatte, und ging dann Schritt um Schritt auf seine Gemahlin zu. Näher als zehn Fuß kam er nicht an sie heran - ab da wurde der Gestank vollkommen unerträglich. Also nahm er mit einigem Abstand zu ihr auf der Bank Platz und drehte sich ihr zu, um sie zu mustern. Es durfte ihr kaum entgangen sein, dass er da war, doch sie machte sich nicht die Mühe, ihn anzusprechen oder auch nur aufzuschauen.
Stattdessen schob sie Fleisch und Käse auf ihrem Teller hin und her und wirkte zutiefst unglücklich. Wie sehr sie leiden muss, ging Hethe auf. Es war nicht mit anzusehen. Sie konnte sich ja schlecht selbst entfliehen. Zudem fühlte er sich schuldig, weil er ihre Lage noch verschlimmert hatte - eine Lage allerdings, in die sie selbst sich mit diesem abscheulichen Stinkkraut gebracht hatte. Düster funkelte er sie an.
„Gibt es an Eurem Essen etwas auszusetzen?“, fragte er. Als Gesprächseröffnung ließ seine Bemerkung einiges zu wünschen übrig, aber wenigstens sah seine Gemahlin ihn endlich an. Ihr Anblick ließ ihn leicht zusammenfahren. Die Blässe ihres Gesichts wurde einzig durchbrochen von den Schatten unter ihren Augen und den vermaledeiten roten Stellen ihres Ausschlags. Sie hatte sich das Haar streng aus dem Gesicht gebunden, was ihr etwas Raubvogelartiges verlieh.
„Nay.“
„Wieso esst Ihr dann nicht? Falls das Mahl ungenießbar ist, solltet Ihr es den Koch wissen lassen.“
Sie seufzte. „Mit den Speisen ist alles in Ordnung. Ich bin das Problem.“
„Ihr?“
„Ich rieche nichts außer meinen eigenen Gestank, und daher schmecke ich nicht, was ich esse“, erklärte sie leise.
Hethe schnitt eine Grimasse. Ihrer Erklärung konnte er nur beipflichten. Der Gestank machte auch seinen vom Ritt angeregten Appetit zunichte. Da er gegen den Geruch leider nichts ausrichten konnte, mühte er sich um
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