Im Bannkreis Des Mondes
allmählich wieder einander an, und das allabendliche Liebesspiel war nun intensiver als zuvor. Aber er hatte ihr nie offen seine Liebe gestanden, obwohl sie ihm jede Nacht sagte, wie sehr sie ihn liebte. Zuletzt war sie dazu übergegangen, es ihm zudem mindestens einmal im Laufe des Tages zu sagen. Aber selbstverständlich sagte er es nie zu ihr.
Talorc und sie hatten nicht mehr darüber gesprochen, dass sie ihn hatte benutzen wollen, um zu ihrer Schwester zu kommen. Doch das Wissen stand wie ein unüberwindliches, unsichtbares Hindernis zwischen ihnen, das beide deutlich spürten.
Aber jetzt sah er sie nachsichtig und freundlich an.
Sie war dankbar, weil er so verständnisvoll reagierte, und lächelte ihn an. Dank ihrer Wiedersehensfreude fiel es ihr leicht. »Meine Schwester ist hier.«
»Ich habe es bemerkt.« Er verzog amüsiert seine Lippen.
Emily berührte Abigails Gesicht. Es war eine vertraute Geste, mit der ihre Schwester früher immer ihre Aufmerksamkeit gesucht hatte. »Er hat uns eingeladen herzukommen.«
»Oh …« Sie blickte wieder Talorc an. Ihre Augen füllten sich mit Freudentränen. »Du bist zu gut zu mir.«
Talorc beugte sich vor und küsste sie zärtlich vor den Augen ihrer Schwester und ihres Schwagers. Nicht bloß auf die Wange, sondern auf den Mund. »Ich würde doch niemals deine Familie von dir fernhalten.«
Der Kuss betäubte Abigail geradezu. Sie wandte sich mit einem albernen Grinsen an ihre Schwester. »Ist er nicht wunderbar?«
»Ich bin zumindest bereit einzugestehen, dass er kein Ziegenbock ist«, neckte Emily sie und verdrehte die Augen.
Ihr Mann warf den Kopf in den Nacken und lachte offenbar.
Talorc blickte Emily stirnrunzelnd an, aber das belustigte Blitzen seiner Augen verriet Abigail, dass er nicht wütend war. »Es ist höchste Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.«
Abigail schüttelte den Kopf. Sie war so froh, dass sie schier explodieren konnte vor Glück.
Talorc fuhr mit einem Zeigefinger über ihre Ohrmuschel. So zeigte er ihr, dass er ihr etwas sagen wollte. Mit einem strahlenden Lächeln wandte sie sich ihm zu. »Ja?«
»Weib, dieser fast schon altersschwache Krieger ist der Mann, den deine Schwester lieber geheiratet hat als mich.« Er zeigte auf den anderen Mann. »Lachlan, der Laird der Balmorals.«
»Es ist mir ein großes Vergnügen, dich kennenzulernen«, sagte Abigail. Sie legte eine Hand auf ihren Hals, weil sie sichergehen wollte, laut genug zu sprechen. »Ich gebe zu, es ist selbstsüchtig, aber ich bin sehr froh, dass meine Schwester lieber dich geheiratet hat statt des Mannes, den der König für sie ausgesucht hat. Talorc akzeptiert mich so, wie ich bin.«
Selbst wenn Lachlan nicht wusste, wie wichtig und außergewöhnlich das für Abigail war, wusste sie, dass Emily es verstehen würde.
»Ich bin auch sehr froh, wie sich die Dinge entwickelt haben«, antwortete der große Krieger. Seine dunkelbraunen Augen funkelten vergnügt. »Wer hätte gedacht, dass so eine einfache Entführung so weitreichende Konsequenzen haben würde?«
»Emily hat dich entführt?«, fragte Abigail gespielt entsetzt.
Ihre Schwester hatte ihr nie die genauen Umstände ihrer Heirat mit dem Laird der Balmorals offenbart. Abigail hatte aber bislang nicht daran gezweifelt, dass die Sache nicht so unkompliziert vor sich gegangen war, wie Emily es in ihren Briefen berichtet hatte: Sie und der Balmoral hätten sich bei ihrer ersten Begegnung ineinander verliebt, und Talorc hätte auf Emily verzichtet, um dem anderen Mann das Feld zu überlassen.
Erneut lachte Lachlan und strahlte seine Frau an. Wenn Abigail es nicht besser wüsste, würde sie denken, die beiden kommunizierten auf einer Ebene, die ihr verborgen blieb. Ihre Körpersprache verriet sie, obwohl keiner von beiden die Lippen bewegte.
Emily lächelte Abigail milde an. »Wir haben dank Gottes Gnade beide den besten und glücklichsten Lebensweg eingeschlagen.« Sie zwinkerte ihr zu. »Und ich habe meinen Mann natürlich nicht entführt, obwohl ich mir große Mühe gegeben habe, dass er mich an Caitrionas Stelle entführte.«
»Das klingt nach einer Geschichte, die ich gern erfahren würde.«
»Ich werde sie dir später ausführlich erzählen«, versprach Emily. Sie blickte ihren Mann verschmitzt an. »Jedes noch so kleine Detail.«
Lachlan tat, als müsse er laut aufstöhnen.
Abigail schüttelte lachend den Kopf. »Wie ich sehe, passt er gut zu dir. Er hat denselben Humor wie du.«
»Das stimmt.« Emily
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