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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Angst.
    Das Tier sog die Luft ein, als wollte es ihren Duft wittern. Dann hob es den Kopf und gab ein trauriges Heulen von sich, ehe es bellte. Und wäre es nicht völlig verrückt gewesen, hätte sie geglaubt, der Wolf versuchte, mit ihr zu reden. Ein Wolf.
    »Ihr müsst keine Angst haben. Er wird Euch nichts tun.« Niall stand neben ihr.
    Was seltsam war, denn Abigail hätte eigentlich erwartet, dass der Krieger sich zwischen sie und das Tier stellen würde. Von den Soldaten ihres Vaters hätte das keiner für sie getan, aber im Clan der Sinclairs hatte sie als Frau des Lairds einen besonderen Rang inne. Zumindest hatte sie das bisher gedacht. Vielleicht wären sie ja ebenso zufrieden wie ihre Mutter, sie endlich loszuwerden, und vielleicht war ihnen da jedes Mittel recht.
    In Abigails Augen brannten heiße Tränen. Egal, wie sehr sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln, rann eine heiß über ihre Wange.
    Der Wolf jaulte und bellte dann Niall an. Ein eindeutig warnendes Knurren erwachte tief in der Brust der Bestie.
    »Ich bin nicht derjenige, der ihr so viel Kummer bereitet«, sagte Niall, als wäre es für ihn das Natürlichste auf der Welt, mit einem Wolf zu reden.
    Vielleicht war es das auch. Für die unzivilisierten schottischen Krieger.
    Der riesige graue Wolf bellte ein letztes Mal, dann drehte er sich um, lief davon und verschwand im Wald. Fast war es, als sei er nie da gewesen.
    Abigail wollte sich von Niall abwenden. Sie brauchte einen Moment Zeit, um sich wieder zu sammeln. Aber wie so oft hatte sie keine andere Wahl und musste ihn ansehen, für den Fall, dass er mit ihr sprach.
    Seine Augen, die etwas heller als das Fell des Wolfs waren, betrachteten sie aufmerksam. »Geht es Euch gut?«
    »Er hat uns nicht angegriffen«, erwiderte sie, statt mit einer Lüge zu antworten. »Warum nicht?«
    »Er wollte Euch nicht schaden. Tatsächlich glaube ich, dass Ihr seine Gefühle verletzt habt.«
    »Seid nicht albern.« Sie war nicht in der Stimmung, um mit einem dieser groben Soldatenscherze umzugehen.
    »Das bin ich nicht.« Niall sah tatsächlich sehr ernst aus. »Habt Ihr nicht sein trauriges Heulen gehört? Und wie er gejault hat?«
    »Ich glaube, er wollte, dass ich ihn streichle.«
    »Aye. Höchstwahrscheinlich.«
    »Und dann? Hätte er mir die Hand abgebissen, oder was?« Abigail erschauerte. »Lieber nicht.«
    »Er hätte Euch nicht gebissen.«
    »Wie könnt Ihr dessen so sicher sein?«
    »Ich kenne diesen Wolf.«
    Sie schüttelte den Kopf, glaubte ihm das aber. »Ihr meint das ernst, nicht wahr? Darum habt Ihr Euch nicht zwischen mich und diese Bestie gestellt.«
    »Hätte ich versucht, Euch zu berühren oder mich zwischen Euch und ihn zu stellen, wäre die Begegnung ziemlich übel ausgegangen.«
    »Das ergibt für mich keinen Sinn.«
    »Trotzdem ist es die Wahrheit.«
    »Versucht Ihr gerade, mich zu überzeugen, dass schottische Wölfe sich von denen unterscheiden, die man in der englischen Wildnis trifft?«
    »Einige, ja. Dieser Wolf zum Beispiel.«
    »Ich nehme Euch beim Wort.«
    »Ihr möchtet diesem Wolf also kein zweites Mal begegnen?«
    »Nein.« Aber selbst jetzt, da sie diesen Wunsch äußerte, wusste sie nicht, ob es tatsächlich stimmte. »Vielleicht doch, wenn ich ihn noch mal sehe und wüsste, dass er mir nicht wehtun wird. Er war so schön …«
    Niall nickte, als ob ihre Antwort ihn zufriedenstellte. Sie konnte sich allerdings kaum vorstellen, warum dieser Umstand für ihn so wichtig war.
    Als die Jäger, die zu Pferde unterwegs gewesen waren, am frühen Nachmittag mit dem erlegten Wild zurückkehrten, das schon bald über dem Feuer brutzelte, hatten Niall und sie begonnen, zarte Freundschaftsbande zu knüpfen.
    Abigail bestand darauf, bei der Zubereitung der Kaninchen zu helfen. Dann trug sie den Kriegern auf, ein zweites Mal auf die Jagd zu gehen. Diesmal sollten sie nach wildem Gemüse und Beeren suchen, die sie gemeinsam abends zu dem Wildbret verzehren konnten.

Kapitel 9
    E s war egal, wie tief Talorc in die Wälder vordrang. Die Erinnerung an Abigails süßen Duft zog ihn immer wieder zurück zu der Lichtung. Er folgte ihr und Niall auf ihrem Spaziergang. Die Wolfsklauen liefen lautlos über den Waldboden. Er verdeckte seinen Geruch, sodass selbst Niall nicht bemerkte, dass er in der Nähe war.
    Sein Wolf wollte sich mit ihr bekannt machen. Er wollte sich an seinem Engel reiben und seinen Wolfssinnen erlauben, ihren Duft ganz in sich aufzunehmen. Er hatte sich ihr gezeigt, dann

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