Im Bett mit Brad Pitt
gewirkt.«
»Bedrückt, ich? Aber woher denn. Wieso sollte ich auch, zu Hause
läuft doch alles prima«, versichere ich ihr.
Sie mustert mich prüfend. »Bist du dir sicher?«
»Ja, klar.« Ich kaue nachdenklich auf einem Salatblatt herum. »Es
ist nur …«
»Heimweh?«, rät sie.
»Nein, kein Heimweh, es ist …« Ich horche in mich hinein, um
mir über meine Gefühle klar zu werden. » Little P .
Ich vermisse ihn, und durch die SMS ist mir das
erst richtig bewusst geworden.«
»Verstehe. Er ist dir richtig ans Herz gewachsen, was?«
»Das kannst du laut sagen.« Ich ziehe schnell ein Foto von dem
kleinen Kerl aus meinem Portemonnaie und betrachte es mit einem Anflug von
Zärtlichkeit. »Er ist noch kein Jahr bei mir, und doch könnte ich mir ein Leben
ohne ihn gar nicht mehr vorstellen.«
»Aber eines habe ich damals nicht richtig mitbekommen. Du nanntest
ihn doch am Anfang Brad Pitt, oder nicht?«
Ich nicke.
»Und wieso hast du ihn dann plötzlich umgetauft?«
»Hab
ich gar nicht, er heißt immer noch so. Aber nach einiger Zeit ist mir
aufgefallen, wie auffällig der Name ist. Geh zum Beispiel durch den Park und
ruf nach Brad Pitt , da drehen sich sofort eine
Million Menschen nach dir um und glotzen dich an.«
Kaum habe ich das gesagt, raschelt es hinter Emma, und in dem Spalt
zwischen ihrer Lehne und der Glaswand taucht ein Augenpaar hinter einer Brille
auf, das sofort wieder verschwindet, als es meinen Blick bemerkt.
»Siehst du, hier ist es genauso«, lächle ich. »Kaum ist der Name
gefallen, hat jemand vom Nebentisch rübergelinst … obwohl wir Deutsch
reden.«
»Echt?« Emma dreht sich um, kann aber niemanden entdecken.
»Er hat sich schon wieder verzogen.«
»Verstehe«, nickt sie. »Da ist Little P natürlich unauffälliger. Aber wie bist du
ausgerechnet auf Little P
gekommen?«
»Ganz einfach: P wie Pitt, und Little,
weil er kleiner ist als die anderen.«
»Ach deswegen.« Sie schiebt
ihren Teller mit dem Steak beiseite. »So, genug von diesem Rindvieh. Nehmen wir
noch ein Dessert?«
»Ja, gute Idee. Vorhin habe ich etwas von einem Schokokuchen
gelesen.«
Wir müssen nicht lange warten, dann wieselt der Kellner herbei, und
wir bestellen Schokokuchen und zwei Cappuccinos.
»Und wie ist das überhaupt?«, fährt Emma dann fort. »War er schwer
zu erziehen?«
»Nein, gar nicht. Am Anfang brauchte es natürlich schon ein bisschen
Strenge, bis er die Spielregeln begriffen hat …«
»Welche Spielregeln?«
»Ach, einige … dass er nicht ins Bett pinkeln darf, zum
Beispiel …«
»Er hat ins Bett gepinkelt?« Emma kichert.
»Ja, stell dir vor. Ich habe ihn dann natürlich gleich rausgejagt
und ordentlich mit ihm geschimpft. Weißt du übrigens, wie ich ihn nenne, wenn
er etwas angestellt hat?«
»Nein, wie denn?«
» Bradley! Ich sage das dann ganz streng,
und sobald er das hört, zieht er sofort den Schwanz ein und verzieht sich in
die nächste Ecke, aus Angst vor einem Donnerwetter.«
»Bradley? Ist ja ulkig. Und die Versöhnung ist dann umso schöner,
nehme ich an?«
»Ja, meistens schleckt er mir so lange die Füße ab, bis ich aufgebe
und ihn wieder zu mir lasse. Ich kann ihm gar nicht lange böse sein, du weißt
doch, wie niedlich er guckt.«
Der Kellner serviert zwischendurch Kaffee und Kuchen, und wir machen
uns darüber her.
»Jedenfalls ist mir vorhin erst bewusst geworden, wie sehr ich ihn
vermisse, obwohl es jetzt gerade eine Woche her ist, dass wir uns das letzte
Mal gesehen haben.«
»Ja, das kann ich verstehen.«
»Verrückt, auf was für Gedanken man so kommt, oder?«
Wir essen und hängen unseren Gedanken nach, dann meint Emma:
»Übrigens, besonders viele Promis habe ich hier auch noch nicht gesehen.«
»Ehrlich gesagt habe ich hier drinnen insgesamt nicht viel gesehen«,
sage ich, und wir müssen beide kichern.
»Na ja, wenigstens haben wir es versucht.« Sie sieht auf ihre Uhr.
»Erst halb sieben. Was machen wir mit dem angebrochenen Abend?«
»Hm.« Ich überlege. »Du wolltest doch unbedingt ein paar Promis
treffen, nicht wahr?«, sage ich dann.
»Ja, klar.« Ihre Augen werden größer. »Sag bloß, du hast eine Idee?«
»Lilly, das ist kindisch.«
»Jetzt zier dich nicht so, gib ihm schon ein Küsschen!«
»Also gut.« Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und drückt Hugh
Jackman einen Kuss auf die Wange, während ich fotografiere.
Wir sind in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, die sicherste
Möglichkeit, um hautnah an einen Star
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