Im Bett mit Brad Pitt
wenn wir noch einmal nach Beverly Hills fahren und ihnen die
Bücher einfach in die Briefkästen stecken?«
Ich schüttle den Kopf. »Die meisten der Häuser haben außen gar
keinen Briefkasten, ich habe extra danach geguckt, und wenn, dann können wir
davon ausgehen, dass die Post von irgendeinem Dienstboten vorsortiert wird.«
»Na gut, der Briefkasten scheidet also aus …« Emma reibt sich
die Nasenwurzel und denkt angestrengt nach. »Angenommen, du wärst so ein Promi,
und es ist schönes Wetter … was würdest du dann bei dir zu Hause machen?«
»Ich würde am Pool liegen …«, überlege ich. »Ich wäre auf jeden
Fall irgendwo im Freien … auf der Terrasse … oder sonstwo auf dem
Grundstück …«, lasse ich meiner Phantasie freien Lauf.
»Das ist es!« Emma klatscht so laut in die Hände, dass ich
zusammenzucke und einige der anderen Besucher mit mir. Sie strahlt mich an.
»Lilly, ich habe die Lösung! Ich weiß, wie wir diese Leute dazu bringen, dein
Buch zu lesen.«
»Echt?« Ich werde vor Aufregung ganz kribbelig. »Wie, sag mir, wie?«
Sie sieht sich um, als wollte sie sich vergewissern, dass uns
niemand belauscht, dann senkt sie die Stimme und sagt mit konzentrierter Miene:
»Alles, was wir brauchen, sind genügend Kopien, dazu eine dieser Karten mit den
Adressen der Stars … und ein Cabrio, das wir dank meiner Hartnäckigkeit bereits haben …« Sie sieht mich
voller Genugtuung an. »… und wir brauchen vor
allem …«
»Was?«, hauche ich atemlos. »Köpfchen?«
»Nein, im Gegenteil. Wir brauchen vor allem das
da .«
Damit schiebt sie den Ärmel ihrer Bluse hoch und zeigt mir ihren
eindrucksvollen Bizeps.
12
Auf den ersten Blick mag Emmas Plan vielleicht ein
bisschen verrückt klingen … na gut, er klingt sogar völlig verrückt – aber was hat man nicht schon für Geschichten über die
Traumfabrik gehört? Da wurden Superstars als Kellner entdeckt, Stoffe für
Megaseller auf Toiletten von Schwulenbars weitergereicht, und kahlköpfige
Zwerge mutierten von heute auf morgen zu Topschauspielern.
Was ich damit sagen will: Hier in Hollywood ist eigentlich alles möglich. Und wenn man auf geradem Weg nicht zum Ziel
kommt, ist es manchmal eben nötig, einen Umweg zu nehmen – der sich
letztendlich dann vielleicht sogar als Abkürzung erweisen könnte, wer weiß.
Wir haben den halben Vormittag im Copyshop mit dem Vervielfältigen
meines Manuskripts zugebracht, und jetzt haben wir stolze fünfzig Exemplare
davon in Kartons auf unserem Rücksitz liegen. Wir haben sie in Kuverts
gesteckt, und diesmal waren wir bei der Beschriftung besonders listig: Mr. Jerry Bruckheimer, Project X , Top
Secret!, haben wir mit großen Buchstaben draufgemalt, und dahinter
steckt messerscharfes psychologisches Kalkül. Jerry Bruckheimer ist nämlich
einer der erfolgreichsten Filmproduzenten in Hollywood – was sage ich, auf
der ganzen Welt –, also was würde zum Beispiel ein Schauspieler tun, wenn
er ganz zufällig ein streng geheimes Manuskript für dessen nächstes
Multimillionenprojekt in die Finger kriegt?
Genau, er würde es lesen, alle würden es
lesen, schließlich will doch keiner den nächsten Megaseller verpassen. Und dann
wird sich wie ein Lauffeuer das Gerücht verbreiten, dass es ein streng geheimes
Projekt von Jerry Bruckheimer gibt, Projekt X ,
ein Liebesdrama mit Happy End, und ganz Hollywood wird sich darum reißen wie
eine Horde Schiffbrüchiger um die letzte Packung Knäckebrot.
Jetzt geht es nur noch darum, die Kuverts an die Adressen dieser
Stars zu verteilen, und da war Emmas Idee wirklich Gold wert.
Der Plan ist so einfach und logisch, dass es eigentlich ein Wunder
ist, dass wir nicht schon längst darauf gekommen sind. Es muss uns schließlich
nur gelingen, die Kuverts irgendwie auf die Grundstücke der Stars zu befördern,
alles Weitere müsste sich dann eigentlich von selbst ergeben.
Also haben wir uns heute wieder nach Beverly Hills begeben, und als
Erstes versuchten wir, uns an die Route der Celebrity Tour zu erinnern, um zu
dem Haus zu gelangen, wo sie diese Pläne mit den Staradressen verkauft haben.
Die erste Einfahrt war nicht schwer zu finden gewesen, da sie sich unmittelbar
beim ersten der vier Ortsschilder befindet, aber jetzt kurven wir schon eine
geraume Zeit herum, ohne die besagte Adresse gefunden zu haben.
»Hier sieht irgendwie alles gleich aus«, meint Emma, während sie den
Wagen um eine enge Kurve manövriert. »Ist das da nicht das Haus
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