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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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in einem solchen Bett, und manchmal wurden in einer Art Schlafgalerie mehrere Bettschränke aufgestellt, sodass mehrere Generationen einer Familie in ein und demselben Raum schlafen konnten, ohne einander zu stören. Die Schläfer fanden sich in ihren kleinen Schlafkojen völlig geborgen und vor allem von Kälte und Zugluft beschützt. Ein Kenner dieses patenten Schlafmöbels schrieb darüber: »Ich, der ich den Bettschrank meines Großvaters teilte, behaupte, dass nichts über diesen Schlafschrank geht. Man fühlt sich darin viel geborgener als in offenen Betten.«
    Das Bett als solches füllte den gesamten Raum zwischen den Wänden aus. Dort waren Haken angebracht, um die Kleider daran aufzuhängen, denn man zog sich erst innerhalb des Bettschranks richtig aus. Bei jung verheirateten Paaren mag dies ein Anlass für recht handgreifliche Bettspiele gewesen sein. Auch waren es wohl nicht immer die rechtmäßigen Besitzer solch verschwiegener Schlafstätten, die bei günstiger Gelegenheit Hand in Hand hineinschlüpften, um dort ein heimliches Schäferstündchen zu genießen.

Königliche Bettgespenster
    Das Wirtshaus »Zum blauen Eber« war eine wohlbestallte Gastwirtschaft, in der Reisende eine Nacht verbringen konnten, ohne befürchten zu müssen, von Läusen aufgefressen oder von Straßenräubern ausgeraubt zu werden. Das festgebaute Haus stand an einer Wegkreuzung etliche Meilen vor Bosworth Market, einem Ort, der wenig später als eines der großen Schlachtfelder der englischen Geschichte bekannt werden sollte. Die Wirtin, eine resche, hochbusige Person in den besten Jahren, befand sich an diesem nebelumsponnenen Abend des 21. August 1489 in höchster Aufregung. Eben war ein von Kopf bis Fuß gewappneter Ritter vor ihrer Schankstube eingetroffen und hatte mit befehlsgewohnter Stimme gerufen: »Alles raus da! Seine Gnaden, der König, beliebt hier zu nächtigen und will das Haus für sich haben!«
    Der König – das war Richard III., über den allerlei finstere Gerüchte im Umlauf waren. Kaum zu glauben, dass einer, der für sein Volk doch ein Beispiel der Gerechtigkeit sein sollte, so abscheuliche Verbrechen begangen haben sollte wie die, die insgeheim von Mund zu Mund liefen. Auch die Wirtin »Zum blauen Eber« hatte davon gehört und befürchtete, dass ihr Haus durch ihn in Verruf geraten könnte, wenn etwa die Gegenseite den Sieg davontragen würde. Sie wusste wohl, die Hügel ringsum waren von einander bekriegenden Heerhaufen besetzt, die sich so nahe waren, dass man durch den Nebel das Klirren der Rüstungen und das Stampfen der Pferde hören konnte. Es würde eine furchtbare Schlacht werden, wenn die beiden Heere aufeinandertrafen. Der Gasthof »Zum blauen Eber« würde möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Wirtin hatte es vermieden, in all den Auseinandersetzungen zwischen den Häusern Lancaster und York jemals Partei zu ergreifen. Sie hatte den Parteigängern der einen wie der anderen Seite Gastfreundschaft gewährt und dem Himmel dafür gedankt, dass sie sich bisher aus allen Querelen hatte heraushalten können, ohne dass ihr Anwesen in Flammen aufgegangen und sie und ihr Gesinde abgeschlachtet worden waren. Doch nun hieß es wohl Farbe bekennen. Kein Mensch hätte ihr in diesen Stunden vor der großen Schlacht weniger willkommen sein können als dieser König. Immerhin, der König verlangte Gehorsam, und wer wäre sie, um ihm diesen zu verweigern? Also beeilte sie sich, den Wünschen des Ritters Folge zu leisten. Geschäftig gab sie dem Gesinde ihre Anweisungen, ließ den Schankraum räumen und die Pritschen aus dem Schlafsaal im Obergeschoß unters Dach bringen. Den Mägden befahl sie, eilends frische Binsen auf den Boden zu breiten und wohlriechende Kräuter darüberzustreuen, damit das improvisierte Schlafgemach des Königs süßen Duft verströmen sollte. Insgeheim überlegte sie, welche der jungen und reizvollen Mägde sie in ihr eigenes Festgewand aus jüngeren Tagen stecken sollte, um ihrem Gast, wenn er dies wünschen sollte, eine ansehnliche Bettgespielin zu bieten. Ihre Gedanken wanderten zur Bereitstellung der Mahlzeit für den hohen Herrn. Würde er allein zu speisen geruhen oder in Gesellschaft seiner Ritter? Während sie den Koch anwies, sich um Bratspieß und Pfannen zu kümmern, und der Großknecht ihr bestes Fass Wein aus dem Keller rollte, hielt ein von vier muskulösen Rössern gezogenes Gefährt vor dem Tor. Darauf thronte, von Leinentüchern sorgsam umhüllt, das

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