Im Bett mit
ähnlicher Teufelsbraten wie seinerzeit seine venezianische Sturm-und-Drang-Liebe Angela. Wie diese machte sie ihm mit ihrer Eifersucht und ihren Ansprüchen das Leben schwer, und er verstrickte sich, um ihr zu dienen, immer tiefer in die Intrigenspiele um das Burgtheater.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere schrieb er an drei Opern gleichzeitig. Mit dem Libretto zu Martin y Solers Oper
Una cosa rara
gewann er die Herzen der Wiener Damenwelt so sehr, dass er darüber belustigt in seinen Memoiren berichtete: »Es regnete zuckersüße Billettchen, verliebte Verse und Geschenke.« Für eine Weile scheint sein Damenkonsum sogar jenen seines Freundes Casanova, der zur selben Zeit in Wien weilte, übertroffen zu haben.
Der Tod Josephs II. war für beide, Mozart und da Ponte, ein herber Schicksalsschlag. Hatte doch dessen Nachfolger, Leopold II., am Musiktheater weder Interesse noch Geschmack dafür. Mozart durfte immerhin den Erfolg seiner beiden letzten Opern
Die Zauberflöte
und
La Clemenza di Tito
noch erleben. Für da Ponte hingegen blieb in der Habsburgermetropole kein Platz mehr, zumal er sich weiter hemmungslos in das Intrigengespinst verstrickt hatte, welches das Burgtheater zu einem der unsichersten Arbeitsplätze der Monarchie machte. Er floh nach Triest, um seinem geliebten Venedig nahe zu sein, wo er sich – vergeblich – eine Aufhebung seiner Verbannung erhoffte. Weder der Kaiser noch die Serenissima gewährten Pardon, und so strebte da Ponte nach dem fernen London, der damals sicherlich umtriebigsten Metropole der bekannten Welt.
Der einstige Abbate hatte seinen geistlichen Stand völlig vergessen und in Triest eine Engländerin, die zudem Jüdin war, nach einem nie ganz geklärten dubiosen Ritus geheiratet.
Nancy Grahl entstammte einer jüdisch-englischen Kaufmannsfamilie, deren weit verzweigte Mitglieder sich teilweise auch schon im fernen Amerika etabliert hatten. Da Ponte richtete sein Augenmerk also auf London, wo er in der italienischen Operntruppe unterzukommen suchte. Doch die Engländer hatten seit Händels späten Tagen ihr Interesse an der italienischen Oper weitgehend verloren. Und die Querelen unter den Sängern sowie die hochgespannten finanziellen Ansprüche, die sie stellten, ließen das italienische Theater nicht gerade als angenehmen Arbeitsplatz erscheinen. Da Ponte musste bald einsehen, dass er dort nicht seinen Lebensunterhalt finden konnte. Er versuchte sich als Drucker und Buchhändler, während seine Frau höchst erfolgreich das renommierte Theatercafé leitete. Es wurde bald zum Treffpunkt der feinen Welt. Zweifellos war Nancy stolz auf ihre Geschäftstüchtigkeit. Sie war ein lebender Beweis, dass manche Frauen damals schon Berufs- und Privatleben geschickt miteinander zu verbinden wussten, denn nebenher gebar und erzog sie noch fünf Kinder.
Doch Lorenzos freundschaftliche Beziehungen zu einem so fragwürdigen Charakter wie dem Theaterdirektor William Taylor brachten den weiblichen Wohlstand bald zum Versickern und Lorenzo an den Rand des Schuldgefängnisses. Er hatte für einige Wechsel gebürgt, die jener nicht einlösen konnte oder wollte. Die vorausschauende Nancy ergriff die Gelegenheit, eine Reise nach Amerika zu ihrer dort lebenden Verwandtschaft zu unternehmen und vorher noch alles für die geplante, mehr oder weniger heimliche Auswanderung ihres Gatten vorzubereiten. Es muss ein außerordentlich schmerzhafter Abschied der Eheleute gewesen sein, über den da Ponte ein melancholisches Gedicht verfasste. Wenig später war seine Lage in London so aussichtslos geworden, dass er sich zu raschem Handeln entschloss. Mit einigen Paketen Geigensaiten, einer wertvollen Violine und einem Kasten voll italienischer Bücher ging er an Bord eines Überseeschiffes und überstand die Leiden der Seekrankheit ebenso wie die Entbehrungen einer Seereise, für die er kaum die Mittel hatte aufbringen können. In New York gelandet, musste er feststellen, dass seine Familie sich in Philadelphia niedergelassen hatte. Es blieb ihm keine andere Möglichkeit als sich Geld zu leihen, um seine Habseligkeiten, die im so wenig schöngeistigen Amerika kaum Nutzen bringen konnten, vom Zoll auszulösen und die Weiterreise nach Philadelphia zu bestreiten. Seine Frau nahm ihn verständnisvoll auf und überließ ihm über 7000 Dollar, um seine geplante Existenzgründung zu unterstützen.
Das Auf und Ab seines Lebens geriet in verschiedenen Etappen weiterhin zum wahren Chaos. Gemischtwarenhändler zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher