Im Bett mit
war keine angemessene Beschäftigung für einen feinsinnigen Dichter. Ohne seine geschäftstüchtige Frau wäre er wohl endgültig unter die Räder gekommen. Das Paar versuchte sich in den verschiedensten Unternehmungen: Lorenzo gründete in New York eine italienische Akademie, betätigte sich wiederum als Buchhändler, wurde Internatsdirektor, unterrichtete Italienisch an der Columbia University. Nachdem er sich in der idyllischen Kleinstadt Elizabethtown in der Nähe von Nancys Verwandten niedergelassen und dort das schönste Haus am Platz gebaut hatte, wurde er von betrügerischen Kunden ausgeplündert; der grobschlächtige Sheriff des Bezirks pfändete seine gesamte Habe, darunter auch das Ehebett des Paares, was dazu führte, dass die da Pontes wochenlang in einer Scheune auf Stroh gebettet lagen. Ihrer Liebe scheint das keinen Abbruch getan zu haben. Lorenzo war trotz seines Alters offenbar ein Mann, der die Fähigkeit hatte, eine um vieles jüngere Frau zu bezaubern und zu halten. Nancy scheint ihn aufrichtig geliebt zu haben, denn sie verzieh ihm seine finanziellen Eskapaden und sorgte dafür, dass er immer wieder auf die Beine kam.
Das aufstrebende New York war die Stadt, in der er sich am besten zurechtfand. Hier fand er verlässliche Freunde, die ihn mit Hilfe ihres neuen Reichtums förderten, und hier fanden seine spektakulärsten Auftritte in der Neuen Welt statt. Dort kam es auch zu Lorenzos »Affäre« mit dem – angeblich echten – Bett der Madame Pompadour. Einer seiner Freunde soll ihm aus dem fernen London von dem sensationellen Fund berichtet haben; dort sei ein besonders prächtiges Möbelstück aus dem Besitz der ehemaligen Mätresse Ludwigs XV. aufgetaucht, und man überlege, es in einem der zahlreichen Londoner Auktionshäuser versteigern zu lassen. Allerdings war das Land damals überschwemmt mit französischem Luxusmobiliar, das die Flüchtlinge der großen Revolution gerade noch aus dem Land herausgebracht hatten; also würde man wohl mit keinem ansehnlichen Gewinn rechnen können. Diese Annahme versetzte Lorenzo offenbar in beachtliche Unruhe. Schließlich gab es in New York eine ganze Reihe von reich gewordenen Auswanderern. Emigrierte Familien, denen es gelungen war, sich entsprechend zu etablieren, würden es sich zweifellos etwas kosten lassen, in ihrem jungen Hausstand mit transkontinentalem Luxus aufzutrumpfen.
New York platzte damals aus allen Nähten, in manchen bevorzugten Wohnvierteln entstanden prächtige Gebäude, die an Old Europe erinnerten, und jedermann, der es sich leisten konnte, war bestrebt, sich »herrschaftlich« einzurichten. Die Sensation, ein Bett zu erwerben, das so unmittelbar aus königlicher Nähe stammte, war für die reichen Republikaner am Hudson River durchaus verlockend.
Das Bett der Pompadour, das in London vermutlich zu einem eher mickrigen Preis gehandelt wurde, würde im jungen Amerika bestimmt Furore machen. Was Wunder, wenn ein geborener Optimist wie Lorenzo da Ponte dabei das Geschäft seines Lebens witterte. Er tat sich also mit einem Auktionator zusammen, der das Spektakel in die Wege leiten sollte, bezahlte die aufwendige Schiffspassage des edlen Stückes und rührte kräftig die Werbetrommel, noch ehe das in London zerlegte und sorgsam in Kisten verpackte Frachtgut an den Docks von New York ankam. Dort wurde es in eine eindrucksvolle Versteigerungshalle gekarrt und als Prunkstück der Veranstaltung inmitten von Ochsenwagen und allerlei Gerät für die großen westwärts fahrenden Trecks zusammengestellt und aufgebaut. Allerdings konnten die schlichten amerikanischen Handwerker nicht mit den Londoner Spezialisten mithalten, soweit es die Feinheit und den Schliff ihrer Arbeit betraf. So kam das Himmelbett der einstigen Mätresse des Vielgeliebten zwar bombastisch, aber doch nicht ganz unbeschadet unter den Hammer. Die New Yorker Gazetten rätselten wochenlang darüber, wer denn nun den Zuschlag für das Prachtstück bekommen habe, denn der zweifellos vermögende Bieter war nicht selbst erschienen, sondern hatte einen Agenten geschickt, der das Geschäft abwickeln sollte. Vermutlich fürchtete er einen Ansturm von Neugierigen, die das viel gerühmte Bett in seiner neuen Umgebung besichtigen wollten. Soweit es aber da Ponte betrifft, war der wieder einmal der Betrogene. Der Auktionator verweigerte ihm seinen Anteil an dem Geschäft. Damit war Lorenzo, der das Unternehmen weitgehend finanziert hatte, einmal mehr am Rand der Pleite, zumal er zu
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