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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Ohr und eine ebenso offene Hand. Dazu kam ein ausgeprägtes Sensorium für guten Geschmack. Sie wusste diesen so energisch durchzusetzen, dass man schließlich ganz offen von einem Stil à la Pompadour sprach und diesem auch eifrig nachzustreben bemüht war. Ihre Eleganz und ihre Vorliebe für zarte Pastellfarben bestimmten das französische und bald auch das europäische Rokoko und machten François Boucher zu ihrem Lieblingsmaler. Unter ihrer Ägide entstanden jene duftigen Bilder frivoler Boudoirszenen, die als Kupferstiche ihr Jahrhundert bei Weitem überdauern sollten.
    Die Pompadour gab unermesslich viel Geld für ihren exquisiten Lebensstil aus. Doch ihre Verschwendungssucht kam dem französischen Kunsthandwerk und den zahlreichen Manufakturen von Luxusgütern aller Art zugute, weil die sich infolge ihrer Anregungen und des königlichen Wohlwollens frei entfalten konnten. Da Mme. Pompadour vor allem an der Ausstattung ihrer Schlösser interessiert war, erreichte die Herstellung von Luxusmöbeln in Frankreich damals einen absoluten Höhepunkt. Im Vergleich zu den eleganten und feingegliederten Möbeln à la Pompadour erscheinen die schweren und überreich verzierten Prunkstücke aus der Zeit des Sonnenkönigs beinahe plump und überladen.
    Wir wissen heute nicht mehr, wie das zur Versteigerung ins ferne Amerika verschiffte Bett ausgesehen haben mag, denn es war nach dem frühen Tod der Pompadour lange Jahre verschollen, ehe es nach den Wirren der Französischen Revolution in London wieder aufgetaucht sein soll. Möglicherweise war es auch nur eines von mehreren Betten, denn im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen selbst Könige nur
ein
Prunkbett besaßen, mit dem sie von Schloss zu Schloss zu reisen pflegten, verfügte die Königin des Boudoirs über einen reichen Fundus an eigenen Schlafmöbeln.
    Wir dürfen uns also das Bett der Madame Pompadour als ein elegant geschwungenes, reich mit Intarsien geschmücktes Möbelstück vorstellen, geräumig genug, um zwei einander liebende Schläfer aufzunehmen, aber auch um Schriftstücke aller Art, Berichte, Dekretentwürfe und die geistreichen Schriften der
philosophes
dort auszubreiten. Denn die Marquise war eine fleißige Frau, die infolge ihres labilen Gesundheitszustands ihr Arbeitspensum, wenn sie nicht mit dem König beschäftigt war, auch gerne einmal im Bett abzuleisten pflegte. Die Königin des Rokoko, die sich äußerlich als eine Göttin der Jugend und Schönheit präsentierte, war eine von Jugend an kränkelnde Frau, die an einer hartnäckigen Lungenindisposition litt und auch abseits der Liebe viel Zeit im Bett verbrachte. Von dort aus führte sie ihre Schattenregierung mit leichter Hand und lenkte den eher zur Trägheit neigenden Herrscher nach ihrem Gutdünken. Zwanzig Jahre lang hatte sie die Herrschaft über Kunst und Kultur fest in der Hand und führte Frankreich dadurch zu einem unübertroffenen kulturellen Höhepunkt, was nicht ohne Folgen für den allmählich aufkommenden Nationalismus der europäischen Völker blieb. So wurde das »französische à-la-mode Wesen« von der deutschen Studentenschaft im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts besonders scharf kritisiert. Doch auch in Frankreich sah sich Madame Pompadour wegen ihres Einflusses auf die politischen Aspekte des Landes sowie wegen ihrer Vorliebe für die des Atheismus verdächtigen Enzyklopädisten von klerikalen und sonstigen traditionalistischen Kreisen hart attackiert. Schließlich war sich »tout Paris« darüber einig, es gäbe kein Übel im Ancien Régime, an dem sie nicht die Schuld trage. Doch ihr sagenhafter Reichtum, ihre Kunstschätze und die Ausstattung ihrer Schlösser – dies alles verschwand nach ihrem tränenreichen Abgang im Dunkel der Geschichte.
    Auch ihr Bett verschwand – doch sollte es in einer der turbulentesten Phasen der französischen Geschichte noch einmal auftauchen …
… zum Zweiten …
    England fand sich damals im Sog der großen Revolution, die von der französischen Küste herüberschwappte. Nach dem vergeblichen Versuch des »Vaters der Revolution«, des Comte de Mirabeau, zu retten, was in Frankreich vielleicht noch zu retten gewesen wäre, und aus den Trümmern des Ancien Régime eine Art konstitutioneller Monarchie nach englischem Muster zu schaffen, brach der Blutrausch der Parteien voll aus. Jakobiner gegen Sansculotten und Girondisten gegen beide, alle zusammen aber gegen Adel und Klerus, das konnte nicht gut gehen, zumal wenn sich ein so

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