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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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Spiegelschrank verwandelt werden konnte – Errungenschaften, die auch wir heute in modernen »Garçonnièren« sehr wohl zu schätzen wissen. Erfinder aller Art spielten und spielen – damals wie heute – mit den Verwandlungskünsten des Bettes, wodurch sich vielfältige Möglichkeiten der Innenansicht eines Raumes eröffnen.
    Eine ganz besondere Erfindung, die wieder einmal in den USA patentiert wurde, war das Reisebett in der Eisenbahn. Die Idee kam ursprünglich aus Frankreich, wo die staatliche Bahngesellschaft Napoleon III. zu dessen Regierungsjubiläum einen Salonzug geschenkt hatte, der unter anderem auch einen Schlafwagen mit zwei großen Betten enthielt. Dieses Beispiel machte in den jungen USA Schule, wo George Mortimer Pullman zum eigentlichen Erfinder des Schlafwagens wurde. Ursprünglich waren die Pullmanbetten in einem Großraumwaggon einfach wie normale Sitzbänke aufgestellt, wobei es auch einen eigenen Schlafwagen für Damen gab, in dem nicht geraucht und getrunken werden durfte. In Europa wurde das System verfeinert, von nun an reiste man in Abteilen, die, je nach Klasse, mit zwei bis vier Betten – einander gegenüber und übereinander – ausgestattet waren. Sehr viel später, nämlich erst um die Mitte des letzten Jahrhunderts, wurde der sogenannte Liegewagen – La Couchette – in Dienst gestellt, eine eher spartanische Abwandlung des klassischen Schlafwagens, um auch Reisenden mit kleiner Geldbörse die Illusion von Nachtruhe in einem – wenn auch sehr einfachen – »Bett« zu verschaffen, was dann, auf wenig Raum, allerdings oft mehr in geräuschvolle Äußerungen von Spaß am gemeinsamen Abenteuer mündet als in Ruhe und Schlaf.
    Der Schlafwagen hingegen galt lange Zeit als das Nonplusultra des eleganten Reisens. Die Coupés waren komfortabel und luxuriös ausgestaltet, Züge wie der berühmte Orient-Simplon-Express boten alles, was sich verwöhnte Reisende nur wünschen konnten. Seit Agatha Christies berühmtem Roman sogar Mord inklusive!

Sisi – und Titanias Bett
    Es begann mit einer Liebesheirat und endete mit getrennten Betten. Kaiserin Elisabeth, die zu ihrer Zeit am meisten bewunderte Frau Europas, war auch eine der kapriziösesten. Als sie, knapp sechzehnjährig, in den Schlössern Habsburgs Einzug hielt, fand sie sich weder mit den riesigen Zimmerfluchten noch mit den darin herrschenden Lebensbedingungen zurecht. Zu unterschiedlich waren die Charaktere wie die Verhältnisse. Der Kaiser: ein militärbesessener und pflichtbewusster junger Mann, der unverbrüchlich fest am Gängelband seiner Mutter hing und in seinen Pflichten aufzugehen schien. Seine Braut: ein junges Mädchen, das in der häuslichen Idylle des Possenhofener Landlebens aufgewachsen war und nun in die sterile Atmosphäre des Hoflebens verpflanzt werden sollte – wie konnte das gut gehen? Der Gegensatz hätte nicht größer sein können. In Possenhofen hatte Sisi – inmitten einer stattlichen Geschwisterschar lebend – ein freundliches Jungmädchenzimmer bewohnt, mit einem kuscheligen Himmelbett, dessen Vorhänge aus geblümtem Musselin fast immer offen standen, um der jungen Schläferin beim Erwachen den Blick in die freie Natur und vor allem auf das Seegelände zu gewähren. Es ging einfach zu auf Schloss Possenhofen. Sisi war es gewöhnt, für ihre Morgentoilette selbst zu sorgen und ein Leben in größtmöglicher Freizügigkeit zu führen. Das bedeutete, es gab keinen fest umrissenen Tagesablauf; sie konnte ihre Zeit mehr oder weniger nach Belieben einteilen, wenn man von ihren Lernstunden absah. Ihr Bett war zweifellos ein angenehmes Rückzugsgebiet, in dem sie ihren Träumen nachhängen konnte, so viel sie wollte. Und es gab viel zu träumen im Hause Wittelsbach. Der Vater, Herzog Max von Bayern, war ein begeisterter Jäger, der die naturverbundene Tochter gerne mit auf die Pirsch nahm, wenn er nicht auf einer seiner zahllosen Reisen der Damenwelt nachstellte. Das bedeutete, Mutter Ludovika und ihre Kinderschar blieben immer wieder für lange Zeit sich selbst überlassen. Alles in allem ging es in der kleinen Hofhaltung recht menschlich und ganz und gar nicht höfisch aufwendig zu, was die snobistische Hofequipe der späteren Kaiserin hinter deren Rücken eine »Bettelwirtschaft« nannte.
    Sisis Einzug in die kaiserlichen Schlösser veränderte ihr Leben radikal. Mit der Unbefangenheit ihrer Jungmädchenjahre war es ein für alle Mal vorbei. Ihre Zeit war durch das enge Korsett der Etikette völlig

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