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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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nächtlichen Helle macht es dem Menschen schwer, in seinem Bett das rechte Maß an Schlaf zu finden. So versucht er mit allen möglichen Hilfsmitteln, sein ihm zustehendes Quantum an Nachtruhe zu finden. Er setzt eine Schlafmaske auf, um in angenehmer Dunkelheit zu versinken, versucht, unliebsame Geräusche mit Ohrstöpseln auszuschalten, richtet sein Bett nach fernöstlichen Gesundheitsregeln wie dem Feng Shui aus und nimmt, wenn das alles nicht hilft, seine Zuflucht zu Schlaftabletten, die ihm eine heile Welt des Schlafes vortäuschen. Doch nicht selten wird ihm über all diesen Bemühungen, sein Bett zum Schlafparadies zu machen, allmählich bewusst, dass er eigentlich in einer wahren Schlafhölle gestrandet ist.

Marilyn und ein Bett voll Angst
    Marilyn Monroes Bett! Generationen von Männern mögen – fasziniert von der Aura sexueller Begehrlichkeit, die von der halb anrüchigen, halb naiven Blondine ausging – von diesem Bett geträumt haben, und wohl ebenso viele Frauen hätten sich, wollüstig erschauernd, gerne an ihrer Stelle gesehen. Denn Marilyns Bett schien ihnen ein verheißungsvoll schimmernder Garten der Lüste, in dem sich durch die Magie, die von seiner Besitzerin ausging, tausend verborgene erotische Wünsche verwirklichen würden. Die »Gls«, die ihr Leben in den exotischen Kriegen der fünfziger Jahre im Fernen Osten aufs Spiel setzten, trugen oft neben einem Foto ihrer Frauen und Kinder das Bild der verführerischen Hollywoodschönheit mit sich herum und träumten in ihren kargen Zelten und Barackenunterkünften von einer besseren Welt, in deren Mittelpunkt die »blonde Fee mit der Silberstimme«, wie Norman Mailer sie einmal genannt hatte, hingeweht auf die seidigen Wolken eines riesigen Luxusbettes thronte wie das Versprechen auf eine hoffnungsvolle Zukunft. Eine Welt, in der Frauen wie Marilyn existierten, konnte nicht in Blut und Tränen untergehen! Marilyns Bett – allein der Gedanke daran mochte das harte Leben in den Dschungelcamps erträglicher machen.
    Doch die Realität sah anders aus. Denn in Marilyns Bett wohnte nicht die Lust, sondern die Angst. »Ich gehöre der Angst«, gestand sie im letzten Interview vor ihrem mysteriösen Tod. Angst – das war wahrscheinlich von Beginn an ihre ständige Begleiterin.
    Das kleine Mädchen, Norma Jeane, liegt in seinem Kinderbett und kann nicht einschlafen. Die Nacht ist dunkel und das Haus ihrer Pflegeeltern voll von Geräuschen. Aus dem Zimmer nebenan hört sie »Tante Ida« leise mit ihrem Ehemann zanken. Tante Ida ist Mitglied einer streng religiösen Sekte, das kleinste Vergnügen wird für sie zur Sünde. Das passiert besonders oft, wenn die fremde rothaarige Frau, die die kleine Norma »Mum« nennen soll, nach etlichen Wochen der Abwesenheit wieder einmal hereingewirbelt kommt und die strikte Ordnung des Haushalts durcheinanderbringt. Norma liebt diese Gelegenheiten, denn Mum Gladis nimmt sie dann heimlich mit ins Kino. Und dort verwandelt sich ihr graues eintöniges Kinderleben für kurze Zeit in einen faszinierenden Ausblick in die große, flimmernd glamouröse Welt des Films. Mum Gladys, die selbst in dieser fernen zauberhaften Sphäre lebt und arbeitet und deshalb nur wenig Zeit für ihr kleines Mädchen hat, zeigt Norma bei ihren spärlichen Besuchen ein Dasein, in das sich das Kind auf der Stelle verliebt. Neben Mum in einen Winkel gedrückt und mit einer Tüte Popcorn in den klebrigen Kinderhänden, starrt Norma mit großen glänzenden Augen auf all die prächtigen Menschen, die ihr von der riesigen Leinwand herunter zuzulächeln scheinen, und träumt sich – freilich mit schlechtem Gewissen, denn Tante Ida würde sie dafür tadeln – an ihre Stelle. Auch Mum Gladys fürchtet Idas Vorwürfe. »Sag nicht, dass wir im Kino waren«, flüstert sie dem braven Kind zu, und das verspricht natürlich zu schweigen.
    Doch ein Zufall verrät ihr Geheimnis. Sie hat bei einem dieser Ausflüge heimlich ein Programm eingesteckt, mit dem Foto eines Leinwandhelden, der sie in besonderer Weise beeindruckt: Es ist Clark Gable, damals schon ein Star – und so, genau so wünscht sie sich ihren unbekannten Dad, denn die kleine, vaterlose Norma Jeane sehnt sich verzweifelt danach, wie andere Kinder auch einen Vater zu haben. Nachts, wenn sie in ihrem Bett liegt und schlafen soll, holt sie das Foto unter dem Kopfkissen hervor und betrachtet es beim Schein der Straßenlaterne. Dabei gehen ihr unzählige Gedanken durch den Kopf. Wie das Leben mit

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