Im Bett mit
etwa mir ähnlich war, und was noch wichtiger ist, dem frönte, was ich stets meine monogame brandneue Erfindung dessen nannte, was nie zuvor existiert hat.«
Sie befand sich in den letzten Wochen ihres Lebens in einem Zustand, in dem sie nichts mehr wichtig nahm, mit Ausnahme der Liebe, die sie bis zu ihrem letzten Atemzug begleitete.
Intermezzo IX
Von Hollywood- und Hippiebetten
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es vor allem die Filmindustrie à la Hollywood, die den Stil von Millionen Schlafzimmern in der westlichen Welt bestimmte. Ein Bett wie das einer Filmdiva ihr eigen zu nennen, war der Wunschtraum unzähliger Frauen. Elizabeth Taylor, Marilyn Monroe oder Doris Day galten als die großen Vorbilder. Verführerisch und elegant wollte man sein Bett haben, und die Möbelerzeuger waren nur zu bereit, die Wünsche ihrer Kundinnen nach großzügigen und extravaganten Schlafmöbeln auf vielfältige Weise zu erfüllen.
Mit dem Aufkommen der Hippiekultur in den sechziger Jahren wurden allmählich exotischere Formen des Schlafens zum Hit. Unter den Hippies von San Francisco und anderen Treffpunkten langmähniger und etwas verwahrlost wirkender junger Leute beiderlei Geschlechts war es
in
, auf riesigen vinylbezogenen, mit warmem Wasser gefüllten sackartigen Gebilden in den Schlaf zu driften oder sich darauf, wie man meinte: friedensstiftenden Vergnügungen zu widmen, am besten gleich zu mehreren.
»Make love, not war«, predigten die vor allem vom Vietnamkrieg aufgewühlten und zermürbten Angehörigen einer sich nach Eintracht sehnenden Generation, die schließlich nur eines wollten: leben, wie es ihnen gefiel und vor allem ohne die Aussicht, irgendwann in einem fernöstlichen Gefangenenlager zu landen. Vom Blutvergießen hatte man in einem Jahrhundert, das zwei große Weltkriege und darüber hinaus noch mehrere regionale Konfrontationen hatte ertragen müssen, mehr als genug.
Als das Schlafen »im Rudel« in den frisch gegründeten Kommunen zur Mode geworden war, erwies sich das Wasserbett mit seinen wellenartigen Bewegungsabläufen als besonders geeignetes Schlaf- und Lustbarkeitsmöbel, in und auf dem man gemeinsam seinen Cannabis-umnebelten Tag- und Nachtträumen nachhängen konnte. Der eigentliche Erfinder dieser attraktiven Schlafunterlage war ein Science-Fiction-Autor aus den vierziger Jahren. Später ließ ein gewisser Charles Hall die literarische Kopfgeburt Realität werden, ein Weg, den im 20. Jahrhundert auch vieles aus Jules Vernes Romanen genommen hat.
Das wässrige Urmöbel war viel älter, denn schon im Herrschaftsbereich der Perserkönige kannte man Säcke aus Ziegenleder, die mit Wasser gefüllt waren. Sie sollen, da besonders elastisch, in heißen Nächten wohltuende Kühle verströmt und einen hervorragenden Schlafkomfort geboten haben. Auch im 19. Jahrhundert beschäftigte man sich mit Wasserbetten, diesmal aus medizinischer Sicht. Sie sollten bei Langzeitpatienten das gefürchtete Wundliegen verhindern. Ab den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hingegen diente es nahezu ausschließlich dem Vergnügen seiner Schläfer. Man wusste es zu schätzen, weil es in besonderer Weise eine Illusion des Schwebens bot.
Auf dem großen Hippiefestival in Woodstock freilich ging es einfacher zu. Man kampierte im Freien und nahm sich in Schlafsäcken und auf Luftmatratzen jede nur erdenkliche Freizügigkeit heraus. Die Begründer der neuen freien Liebe führten ein abwechslungsreiches Leben, soweit es das »Miteinander-unter-einer-Decke-Stecken« betraf.
Woodstock war eine Art Kulminationspunkt dessen, was die Hippie-Bewegung ausmachte. In Europa gingen die Uhren teilweise anders, vor allem der Ton war von Anfang an militanter. Hier wurden die Kommunen, gemischte Wohngemeinschaften mit freiem Zugang zu allen Betten, bald auch zu politischen Agitationszentren, in denen sich der Widerstand gegen das sogenannte Establishment formierte. Die jungen Wilden zählten dazu alles, was sie als überkommene Wertvorstellungen einer veralteten Gesellschaftsform verstanden. »Wer dreimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment«, skandierten sie unter anderem in ihren Sit-ins, in denen sie ihrer aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrten Vätergeneration deren angebliche Verlogenheit um die Ohren schlugen. In diesen Kreisen leugnete man die Existenz des Privaten und versteifte sich darauf, dass auch das Privatleben eine politische Relevanz habe. Im Anspruch auf freie erotische Beziehungen
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