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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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in die Dunkelheit und flehte um Vergebung für ihr »sündiges Leben«, bis sie endlich in einen unruhigen und von Albträumen geplagten Schlaf fiel.
    Norma Jeane ist gerade einmal neun, da steht ihr Bett im Schlafsaal eines Waisenhauses in Los Angeles. Die Depressionen, an denen ihre Mutter immer wieder gelitten hatte, brachten diese schließlich in eine psychiatrische Verwahranstalt, und Grace, die Freundin, die versprochen hatte, aus Norma eine zweite Jean Harlow zu machen, hatte geheiratet, einen gut aussehenden Burschen, der aber die höchst beunruhigende Eigenschaft hatte, ein begehrliches Auge auf die noch knospenhafte Norma geworfen zu haben. Und weil Grace keine Lust hatte, diese gefährliche Bedrohung ihrer Ehe zuzulassen, lieferte sie Norma kurzerhand in einem Heim ab, das eigentlich für elternlose Kinder gedacht war, in dem aber auch Sprösslinge aus schwierigen häuslichen Verhältnissen ein Unterkommen fanden.
    Für Norma muss der Schock, aus einem Leben in maximaler Freiheit in die Enge eines staatlich geführten Heims gestoßen zu werden, beträchtlich gewesen sein. Sie hatte kaum Freundinnen, und auch wenn sie in der Enge ihres Jungmädchenbettes mehr Ängste als Trost vorfand, begann sie sich doch immer öfter dahin zurückzuziehen, um sich ihren Träumen von einem anderen, aufregenden Leben zu widmen, in dem sie ein Star sein würde. Mochte sie auch Clark Gables Porträt, an ihren Spind geheftet, in diesen Vorstellungen bestärken, am Ende folgte doch immer wieder ein Absturz in tiefe Verzweiflung.
    »Tante« Grace, die sie, von schlechtem Gewissen bedrückt, gelegentlich besuchte, um ihr Mut zu machen, brachte sie schließlich bei einer älteren Verwandten unter, Ana Lower, die sich als gütige Fee erwies und sich um das junge Mädchen, das eigentlich keiner wirklich haben wollte, mit aufrichtigem Interesse kümmerte. In deren kleinem Haus fühlte sich Norma für eine weitere Episode ihres Lebens fortan »zuhause«. Dort findet auch ihre verblüffende Metamorphose statt: aus der unansehnlichen kindlichen »Raupe« wird ein faszinierender Schmetterling. Mit üppigen, meist in viel zu enge Pullover gezwängten Brüsten, einer schmalen Taille und einem katzenhaften »Passgang«, der wie eine einzige Herausforderung wirkt, zieht sie bald die Aufmerksamkeit aller Jungen in ihrer Straße und das Misstrauen all ihrer weniger gut ausgestatteten Altersgenossinnen auf sich. Norma genießt die Beachtung, die sie nun allerorts findet. Endlich bekommt sie die Aufmerksamkeit, die sie ihrer Meinung nach verdient – und sie verdankt diese Aufmerksamkeit ihrem Körper! »Ich musste immer zu Fuß in die Schule gehen, und das war das reinste Vergnügen. Alle Burschen hupten wie wild hinter mir drein«, gesteht sie in der Erinnerung an jene Zeit.
    Eine langwierige Erkrankung ihrer mütterlichen Freundin Ana Lower und der geplante Umzug von »Tante Grace« und deren Gatten in einen anderen Bundesstaat werfen einen neuerlichen Schatten auf ihr Leben. Die Gefahr, wieder in das verhasste Heim abgeschoben zu werden, versetzt sie in Panik. Sie verlässt Hals über Kopf die Schule und lässt sich – knapp sechzehnjährig – auf eine Ehe mit einem offenbar ziemlich unbedarften Nachbarjungen, Jim Dougherty, ein. Im moralistischen Amerika der puritanischen Frauenvereine war es für früh verheiratete Ehefrauen nicht nur unschicklich, sondern schlicht unmöglich, neben unerfahrenen Schülerinnen die Schulbank zu drücken. Für den späteren Filmstar Marilyn sollte ihre mangelnde Schulbildung allerdings eine der gravierendsten Ursachen ihres brüchigen Selbstwertgefühls werden.
    Im Übrigen hält sich die Begeisterung der Sechzehnjährigen für ihre Rolle als Hausfrau und Gattin in Grenzen. Es ist ein seltsames Spiel des Zufalls, dass das Mädchen, bei dem alle Männer – ob jung oder alt – immer nur an das Eine denken, sich in ihrer ersten Ehe beinahe zu Tode langweilt. Sie macht sich nicht viel aus Sex, und der Junge, mit dem sie nun ihr Bett teilt, ist wohl zu ungeschickt, um sie in dieser Hinsicht zu wecken. Sie kommt sich in dem geräumigen Ehebett, das ihnen beiden gehört und in dem er gewisse Besitzansprüche stellt, einigermaßen fremd und unbehaglich vor. So gewinnt sie bald die Erkenntnis, dass ihre Lebensplanung eigentlich in eine ganz andere Richtung zielen sollte.
    Das Schicksal meint es gut mit ihr, denn schon kurz nach ihrer Eheschließung treten die Vereinigten Staaten in den Krieg gegen das Monstrum

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