Im Bett mit
Hitler ein, der junge Dougherty wird in die Armee berufen und nach Übersee abkommandiert. Für Norma Zeit, sich ihrerseits als Patriotin zu erweisen. Sie wird Armeehelferin in einem Rüstungsbetrieb. Dort entdeckt sie David Conovan, ein Militärfotograf, der auf der Suche nach reizvollen Pinup-Models ist, mit deren Hilfe man die Stimmung der GIs verbessern konnte. Mit Norma Jeane hat er den Griff seines Lebens getan. Fotositzungen mit ihr sind der reinste Genuss: Sie weiß genau, wie sie ihre erotische Anziehungskraft voll auf die Kamera übertragen kann, inszeniert gleichsam einen heißen Flirt damit, der die Männer dahinter ausnahmslos glauben lässt, sie selbst seien gemeint. Doch trotz dieser faszinierenden Wirkung, die sie fast schlagartig zum beliebtesten Covergirl der Welt macht, gehört es nicht zu den leichtesten Übungen des jungen Starlet, die Bosse der großen Produktionsfirmen davon zu überzeugen, dass sie die Qualitäten eines echten Stars zu bieten hat. Ihr Bett stand damals an vielen Orten, und die Männer, die ihre Karriere förderten, taten es vor allem in der Hoffnung, in dieses eingeladen zu werden. Zwar schwärmte Leon Shamroy, der berühmte Kameramann der 20th Century Fox, von ihr: »Ihre natürliche Schönheit zusammen mit ihrem Minderwertigkeitskomplex gab ihr etwas Geheimnisvolles. Dieses Mädchen hatte etwas, das ich seit den Stummfilmzeiten nicht mehr gesehen hatte. Sie besaß eine Art phantastischer Schönheit wie Gloria Swanson, und auf dem Filmstreifen brachte sie Sex ’rüber wie Jean Harlow. Jedes einzelne Bild der Probeaufnahmen strahlte Sex aus … Sie brauchte keine Tonspur, sie wirkte rein optisch. Und sie überzeugte uns, dass sie in Filmen Gefühle verkaufen konnte.«
Doch Männer wie Darryll F. Zanuck, der Produktionschef der 20th Century Fox, waren nicht leicht zu beeindrucken: Mehr als ein simpler Halbjahresvertrag, der noch nicht einmal die Mitwirkung an einem Film sicherte, wurde der ambitionierten Nachwuchsschauspielerin nicht geboten. Das mochte auch daran liegen, dass Marilyn – diesen Künstlernamen hatte sie für sich gewählt, nachdem sie begonnen hatte, zu posieren – immer ganz genau wusste, wie sie sich für die Kamera eines Fotografen wirkungsvoll in Szene setzte, aber dieser Naturinstinkt versagte oft genug, wenn es darum ging, in einem Film eine Szene zu spielen.
Von ihrem ersten Ehemann hatte sich Norma Jeane bald nach seiner Rückkehr aus dem Krieg scheiden lassen. Sein Ultimatum: Familie oder Karriere hatte ihr die Entscheidung leicht gemacht. In den harten Zeiten zwischen marginalen Studioverträgen und ihrer ersten Hauptrolle wird sie oft genug nur durch ihre unwiderstehliche sexuelle Ausstrahlung und den Run prominenter Männer auf ihr Bett vor dem wirtschaftlichen Ruin bewahrt. Ihre Schauspiellehrerin, Natasha Lytess, erkannte haarscharf: »Sie wusste, dass ihr Sex Appeal unfehlbar wirkte, dass er das einzige war, worauf sie sich verlassen konnte.«
Dank dieses unfehlbaren Sex-Appeals wurde sie bald zum erfolgreichsten Partygirl Hollywoods, doch sie war sich durchaus des Umstands bewusst, dass sie »nur zur Zierde« eingeladen wurde und weil ihre männlichen Gastgeber einen heißbegehrten Platz in ihrem Bett zu ergattern hofften, indem sie sie unterstützten – allerdings nie genug, um ihr ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Wenn sie wieder einmal nicht wusste, woher sie Geld für die notwendigsten Dinge in ihrem Leben beschaffen sollte, mutierte sie zum Callgirl, ein Umstand, den sie zum Entsetzen ihrer Produzenten nicht einmal besonders geheim hielt: Inmitten all der Probleme in ihrem Leben gestand sie ganz offenherzig: »Ich weiß nicht mehr weiter. Ich muss irgendwo schlafen. Und ich muss essen und ein Auto haben und den Schauspielunterricht bezahlen. Wahrscheinlich muss ich weiter am Boulevard anschaffen gehen.« Eine niederschmetternde Erkenntnis – und, so offen ausgesprochen, durchaus imstande, ihre Karriere noch vor deren Beginn zu zerstören, zumal das nicht das einzige »Ärgernis« war, mit welchem sie in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgte. Für Hugh Hefners
Playboy
-Magazin posierte sie als Playmate der Gründungsnummer wie hingeweht auf purpurfarbenem Samt in herausfordernd naiver Nacktheit, und ein Kalender mit Aktaufnahmen brachte die Sittenwächterinnen in den amerikanischen Frauenvereinen zum Aufheulen.
Die Männer, die ihr Bett umkreisten und für Sex Karriere boten, trugen bedeutende Namen, etwa Josef M.
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