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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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manifestiere sich auch jener auf Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen. Das Bett oder vielmehr die vielen Formen des MiteinanderSchlafens wurde damit gewissermaßen zum Symbol auch der politischen und gesellschaftlichen Unabhängigkeit.
    Für die Anti-Kriegs-Generation war das Bett durchaus ein Mittel, die Welt zu befrieden. Das wurde kaum je deutlicher ausgedrückt als in der sogenannten
Bed-In
-Veranstaltung, die John Lennon im März 1969 mit seiner Gattin Yoko Ono während ihrer Flitterwochen in einem Hotelzimmer in Amsterdam als Friedensdemonstration veranstaltete und später in Kanada wiederholte. Die beiden präsentierten sich miteinander im Bett, »um über den Frieden zu sprechen«. Ihr Verhalten schien den Journalisten, die scharenweise einschwärmten, um das ungewöhnliche Spektakel zu begutachten, reichlich widersprüchlich. Protest gegen Krieg durch den Daueraufenthalt im Bett? Doch der Popstar beantwortete die ihn bedrängenden Fragen einigermaßen lakonisch: »All we say is: give peace a chance.« Daraus wurde später ein berühmter Friedenssong, dessen Manuskript auf einer Versteigerung die stolze Summe von rund 800 000 Dollar einbrachte. War die Aktion der beiden eine Bild gewordene Modifikation des alten Sprichworts: »Wer schläft, sündigt nicht?« Ein Journalist soll die pikante Frage gestellt haben: »Was, glauben Sie, wäre passiert, wenn Hitler und Churchill sich miteinander in ein Bett gelegt hätten?« Lennon antwortete prompt: »Vermutlich wäre dann eine Menge von Leuten noch am Leben.« Doch da wird der Ex-Beatle wohl zu optimistisch gewesen sein. Monstren wie Hitler lassen sich nicht durch Nächte in einem »Friedensbett« von ihrem zerstörerischen Weg abbringen. Wie anders lautet da doch eine Überlieferung aus dem Mittelalter, der zufolge siegreiche Ritter ihre besiegten Gegner mit sich ins Bett genommen hätten, um so mit ihnen Frieden zu schließen.
    Im Übrigen hat das Bett als solches in den letzten hundert Jahren zahlreiche Veränderungen mitgemacht. Einige davon gehen auf die Vorstellungen bekannter Architekten und Designer zurück. So hat etwa der Wiener Adolf Loos für seine erste Frau ein Schlafzimmer ganz in Weiß entworfen, in dem das niedrige Bett eigentlich nur aus einem gleichfalls weißen Matratzenblock bestand, der auf einem ebenso weißen Teppichboden errichtet war. Allerdings wurde dieses so unschuldig wirkende Bett Schauplatz eines verhängnisvollen Ehebruchs. Der von der schönen Frau Loos faszinierte Student, der daran beteiligt gewesen war, nahm sich wenig später das Leben, und Loos ließ sich von der ungetreuen Gattin scheiden.
    Als in den Jahrzehnten nach dem großen Krieg eine gigantische Reisewelle in alle Welt einsetzte, übernahm das »Designer-Bett« vielfach Einflüsse aus dem Fernen Osten. Bald galten auch in Europa extrem niedrige Betten als schick. Es begann das Zeitalter der Flachbetten, in die man förmlich hineinkriechen musste und bei denen man sich glücklich schätzen konnte, wenn man ohne größere Kraftanstrengungen wieder herauskam. Am bedenklichsten für europäische Körperverhältnisse scheint das japanische Futon, ein etwa knöchelhohes Bettgestell mit einer dünnen, dafür aber umso härteren Matratze, von der einige Orthopäden behaupten, sie stärke die Rückenmuskulatur. Nachdem dieses Foltergerät der Extraklasse für minimalistisch-schick befunden worden war, hielt es sogar in die Suiten mancher Fünf-Sterne-Hotels Einzug und galt dort als besondere Attraktion für sportive Gäste.
    Verändert hat sich in den letzten Jahrzehnten auch das Innenleben der Matratzen. Verwendete man früher Seegras, Wolle oder das begehrte Rosshaar, so begann man, als Produkte aus Kunststoff in immer mehr Lebensbereiche vordrangen, auf Schaumgummiblöcke zu schwören. Diese sind zwar angenehm elastisch, haben aber den Nachteil, dass sie die Wärme des menschlichen Körpers aufnehmen und so keinen angenehm kühlen Schlaf zulassen.
    Um das Drumherum im Schlafzimmer machte man sich ebenfalls Gedanken: Manche »Psychologen« unter den Designern lehnten in der Umgebung des Bettes jeden Wandschmuck oder sonstiges Dekor als störend ab. Bilder, behaupteten sie, sonderten bestimmte, den gesunden Schlaf störende Strömungen ab. Auch sollte man nur wenig und gedämpftes elektrisches Licht verwenden, um Elektrosmog zu vermeiden.
    Wie auch immer: Das Stadtleben mit seinen vielfältigen Geräuschen und seiner durch Straßenbeleuchtung und Lichtreklamen entfachten

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