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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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Familien schon verloren gegangen, bevor er mit seiner Prozedur begann. Kaum einer bekam eine Trauerfeier, und wenn doch, nahmen so wenige Angehörige teil, dass er aufgefallen wäre.
    Er saß regungslos da und ließ die Ausstrahlung der Trauernden auf sich wirken. Schmerz, Schock, Fassungslosigkeit.
    Angst.
    Er sog alles auf.
    Es breitete sich in ihm aus und durchströmte seinen gesamten Körper, eine gewaltige Energie, die nur er aushalten konnte. Sie verlieh seinen Fingern die Kraft, ihre anspruchsvolle Aufgabe meisterhaft zu erledigen.
    Seine Begabung.
    Jetzt nahm die ganze Welt sie zur Kenntnis.
    Er badete in der Energie, die von den Trauergästen ausging.
    Dann sah er hinüber zu den Bänken auf der anderen Seite des Mittelgangs. Dort saßen drei Schulmädchen. Tränen liefen ihnen über das Gesicht und hinterließen Spuren im Make-up. Zwei von ihnen hatten entzückend straffe Körper. Die dritte war aus der Form gegangen. Er verkniff sich einen Seufzer. Auch von saft- und kraftlosen Muskeln konnte man noch etwas lernen. Das durfte er nicht vergessen.
    Und dann die Frau neben ihnen. Er hatte sein Glück nicht fassen können, als
sie
die Kirche betreten hatte. Sie hatte Klasse, offenbar eine Juristin. Auch das war ein Zeichen. Er war Seite an Seite mit ihr nach drinnen gegangen und hatte dabei ihren leichten Lavendelduft eingeatmet. Ihre Muskeln waren sicherlich geschmeidig und wohlgestaltet. Unter dem Kleid, das sie trug, verbarg sich festes Fleisch.
    Wenn er sie umbrachte, würden sich sämtliche Juristen beunruhigt fragen, ob der Täter es auf sie abgesehen hatte. Eine Abweichung von seinem Plan. Aber eine verlockende.
    Er stellte sich vor, wie er ihre Leiche aufbahrte. Nur mit Mühe konnte er dabei ein Kichern unterdrücken – fast wäre es aus ihm herausgeplatzt. Er schaute die Frau an. Eine weiße Aura umgab ihr Gesicht.
    Er blinzelte.
    Als er die Augen wieder öffnete, war die Aura fort. Aber das Gesicht der Frau war blass. Ihre Augen glühten wie warmer Whiskey. Sein Blut raste, sein Glied wurde hart.
    Stopp.
Stopp!
    Er musste rein sein, steril. Sauber.
    Man würde ihm nie wieder vorwerfen können, eine unschickliche Beziehung zu einer Patientin zu haben. Nie wieder würde man ihn einen dreckigen kleinen Nichtsnutz nennen. Oder, Mama?
    Er ließ den Blick über die Menge schweifen. Es waren viele Mädchen da. Darunter manche, deren Blick bereits stumpf und ausdruckslos war. Wie bei dem schwarzen Mädchen dort drüben in der Ecke.
    Seinen Blick zog es zurück zu der Frau mit den Whiskeyaugen.
    Würde er ihr auf der Straße begegnen, bräuchte er eine Sonnenbrille. So unglaublich klar waren ihren Augen. Sie blickten direkt durch ihn hindurch.
    Und das gefiel ihm gar nicht.
    Der Gottesdienst schien endlos. Ergreifende Trauerreden, immer wieder Kirchenlieder und dann die ernsten Worte des Pfarrers, der Lisa vor fünfzehn Jahren getauft und sie seitdem nicht mehr gesehen hatte.
    Kate hatte schon einmal einen ganz ähnlichen Gottesdienst durchgestanden. Das Jahr, in dem ihre Schwester gestorben war, war zugleich Lisas Geburtsjahr. Als wollte das Leben in seinem ewigen Kreislauf die Ordnung im Universum wiederherstellen. Aber wie es das Leben wollte, war auch Lisa auf tragische Art gestorben. Und sicher wurde in diesem Augenblick wieder irgendwo auf der Welt ein kleines Mädchen geboren, das in fünfzehn Jahren ähnlich tragisch umkommen und damit eine Lücke reißen würde, an der die Familie zerbrach.
    Gott, warum musste das passieren?
    Gott antwortete nicht.
    Kate senkte den Kopf. Das Programmheft lag ungeöffnet auf ihren Knien. Lisa blickte ihr entgegen. Aber dieses Mal waren ihre Augen dunkelbraun. Von dunkleren Wimpern umrahmt. Der Blick voller Lachen. In diesem Blick hatte immer ein Lachen gelegen. Die lustige und kokette Imogen. Gennie. Die endlich genauso erwachsen sein wollte wie ihre Schwester. Die auch zu den Coolen gehören wollte.
    Eines Freitagnachts waren ihre Augen dann vor lauter Drogen glasig gewesen und hatten trotzig dreingeschaut. Bis Kate mit dem Auto zu schnell in eine Kurve fuhr. Da hatten diese schönen braunen Augen in wilder Panik zuerst zu Kate geblickt, dann auf die Leitplanke. Innerhalb von wenigen Sekunden war Gennie tot gewesen. Wie konnte es sein, dass Kate den Unfall überlebt hatte, dass sie die Tür aufreißen und hinausstolpern konnte, während ihre Schwester tot war, ihr Körper zerschmettert und blutig?
    Es war alles eine Frage des Aufprallwinkels, der Stoßrichtung und

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