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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Gegner werden.
    Zehn Tage… zweihundertvierzig Stunden… Der Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen.
     
    Als Nathan die dunkle Halle des Hôtel de la Clef betrat, erhob sich der Empfangschef abrupt und stürzte aufgeregt auf ihn zu.
    »Monsieur Falh …«
    »Was ist los?«
    »Ein Herr mit englischem Akzent ruft unaufhörlich an, seit Sie weggegangen sind!«
    Woods .
    »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
    »Das wollte er nicht. Er hat darum gebeten, dass Sie ihn sofort anrufen, wenn Sie zurück sind, es sei ÄUSSERST DRINGEND.«
    Nathan stürzte die Treppen in den zweiten Stock hinauf, trat in sein Zimmer und wählte unverzüglich die Nummer von Woods Handy.
    Er klingelte dreimal, dann ein Klicken.
    »Woods.«
    »Hier ist Nathan … Was ist los?«
    »Ich habe Neuigkeiten … brandheiße.«
    »Das Manuskript?«
    »Nein.«

    Woods Stimme vibrierte im Hörer.
    »Was? Reden Sie…«
    »Jacques Staël hat mich vor einer Stunde angerufen … Sie erinnern sich an die Anfragen, die wir formuliert hatten?«
    Nathan zitterte am ganzen Körper. »Natürlich. Haben Sie… etwas?«
    »Er hat Ihre Fingerabdrücke gefunden…«
    »Meine Fingerabdrücke?«
    Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte sofort an die Leichen der Killer … »Wo?«
    »In Frankreich. Keine Panik, es hat nichts mit dem zu tun, was Sie glauben, es liegt länger zurück.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es sind die Fingerabdrücke eines Kindes.«
    »Sind Sie sicher? Kein Irrtum?«
    »Es ist kein Irrtum möglich. Laut der Akte, die Staël mir hat zukommen lassen, sind sie nach einer Schlägerei von der Gendarmerie vernommen worden. Die Akte erwähnt Schläge und Verletzungen… Es geschah im Winter 1978, in der Nähe von Saint-Étienne.«
    »Saint-Étienne …«
    »Ein Kaff mit Namen Saint-Clair. Damals hießen Sie Julien … Julien Martel.«

IV

38
    Saint-Clair, Frankreich
12. April 2002
     
    Die Hände fest um das Lenkrad geschlossen fuhr Nathan seit fast drei Stunden Richtung Saint-Étienne. Während der Fahrt waren immer mehr Wolken am Himmel aufgezogen, so dass er jetzt mit dem Asphalt eine einzige graue und schmutzige Masse zu bilden schien, die ihn wie ein Schleier unermesslicher Trauer einhüllte.
    Bevor er Paris verlassen hatte, hatte er Woods noch das ganze Ausmaß seiner Entdeckungen in Afrika und seinen Besuch im Institut Pasteur zusammengefasst, aber die jüngsten Nachrichten hatten ihn tief erschüttert, und er brannte darauf, hinter dieses neue Geheimnis zu kommen. Sie hatten verabredet, dass Ashley ihn bei Derenne vertreten sollte, damit er in Ruhe der Spur nachgehen konnte, die in seine Kindheit führte.
    Während der letzten Wochen hatte er sich schließlich an diesen eigenartigen Charakter gewöhnt, den er anscheinend hatte, aber niemals hätte er gedacht, dass die Wurzeln seiner Gewalttätigkeit so tief in die Vergangenheit zurückreichten. War er jemals ein Mensch wie die anderen gewesen? Er versuchte, sich diesen jungen Julien Martel vorzustellen, der er gewesen war: eine schmächtige Gestalt mit braunen Haaren, ruhigen Augen, gesäumt von langen Wimpern… Aber jedes Mal war das Bild zerbröckelt und hatte dem eines kleines Monsters mit schwarzen Augenhöhlen und blutigen Lippen Platz gemacht.
    Laut Woods war es ein Glücksfall, dass sie seine Spur gefunden hatten. Dieses »Wunder« verdankten sie dem umfangreichen
Programm der Zentralisierung und Digitalisierung der Daten der französischen technischen und wissenschaftlichen Polizei, das die Karten mit allen Fingerabdrücken, die in den Archiven der regionalen Dienststellen der Gendarmerie und der Kriminalpolizei schlummerten, sammelte, um sie in den FAED-Computer einzugeben, die elektronische Datenbank für Fingerabdrücke des Innenministeriums. Ein paar Tage zuvor war eine Reihe alter Dokumente aus der Präfektur von Saint-Étienne in den FAED eingegeben worden. Aus Nachlässigkeit waren Nathans Fingerabdrücke, die Staël weitergeleitet hatte, in der Maschine geblieben, die sofort die Übereinstimmung mit Juliens Fingerabdrücken festgestellt hatte. Anschließend hatte ein Experte für Daktyloskopie die Daten analysiert. Zwölf Übereinstimmungen waren festgestellt worden, insbesondere in den Musterbildungen und dem Leistenverlauf, den Wirbeln, den Schleifen, den Gabelungen, den Bögen.
    Die Spezialisten waren sich einig.
    Die beiden Proben führten eindeutig zu demselben Individuum.
    Woods Mail enthielt eine Kopie der Datei, in der Nathan die Abdrücke der kleinen

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