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Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition)

Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Im Bureau: Erzählungen (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Walser
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Reihenfolge ruhiger, solider, ehrbarer Fragen!
    Ihr wirklichen Herrn, marschiert zu mir heran, damit ich wahrnehme, wie wahrhaftige Herrennaturen aussehen! Herren sind meiner Ansicht nach eine denkbar wertvolle Seltenheit, und ein Herr ist in meinen Augen ein Mensch, den hie und da das seltsame Bedürfnis anwandelt, zu vergessen, daß er ein Herr ist. Während sich die Angestellten dadurch auszeichnen, daß sie sich mit Vergnügen Herren zu sein einbilden, schauen von Zeit zu Zeit die Herren mit einer Art von leichtbegreiflichem Neid auf die Angestelltenfröhlichkeiten und -unbesonnenheiten herunter; denn mir scheint unzweifelhafte Tatsache zu sein, daß die Herren darin Einsame sind, daß sie in einem fort recht haben und sich infolgedessen danach sehnen, zu erfahren, wie das Unrechthaben schmeckt oder duftet, das sie nicht kennenlernen können. Die Herren dürfen tun und lassen, was sie wollen; die Angestellten nicht, die sich infolgedessen unablässig nach dem Disponieren sehnen, das sie entbehren, wogegen zu sagen sein könnte, daß die Herren oft ihr Befehlshabertum gleichsam satt haben, lieber dienen, gehorchen, als anordnen möchten, worin sie ihr Dasein auf eigentlich recht eintönige Art aufgehen sehen.
    »Wie gern ich gelegentlich angeschnauzt sein möchte«, kann meiner Meinung nach dem einen oder andern Herrn leicht in den Sinn kommen, indes die Angestellten von derlei Wünschen, die nie in Erfüllung gehen, nichts wissen. Reichtum allein ist es nicht, was den Herrn ausmacht, wie anderseits ein Angestellter nicht unbedingt ein armer Schlucker zu sein nötig hat. Ein Herr ist vielmehr meiner Überzeugung nach deshalb das, was er ist, weil er gefragt wird, wie ein Angestellter darum ist, was er zu sein meint, daß aus seinem Mund Anfragen schallen. Der Angestellte wartet; der Herr läßt warten. Warten kann jedoch bisweilen ebenso angenehm oder sogar noch angenehmer sein als Wartenlassen, wozu Stärke erforderlich ist. Ein Wartender darf sich den lieblichen Luxus des in keiner Weise Verantwortlichseins gönnen; er darf, während er wartet, an seine Frau, seine Kinder, seine Geliebte usw. denken; natürlich darf dies der Wartenlassende ebenfalls, wenn es ihm Freude macht. Es kommt aber vor, daß ihm die nichtssagende Figur des Wartenden absolut nicht aus dem Kopf gehen will, was ihn natürlich belästigt.
    »Jetzt lächelt dieser von mir Abhängige vielleicht außerordentlich friedlich vor sich hin«, denkt er, und er möchte vor beinahe fassungslosmachendem Herrenzorn vergehen, und daß eine solche gänzlich unbegreifliche Sorte von Zorn überhaupt möglich ist, gehört zu den Mißlichkeiten des Herrenzustandes. Ein Herr sollte vielfach etwas wie ein Übermensch sein, und dennoch bleibt er Mensch, Mitmensch, und: »Zum Donnerwetter noch einmal«, ruft er, wie über sich selbst sozusagen erschreckend, aus, »hat er wohl bald genug gewartet, dieser mich mit seiner Geduld Marternde«, und er drückt auf den Klingelknopf, d. h. er versetzt diesem Knopfeinen Schlag und sieht augenblicklich das Zwecklose der Entladung seines Wesens ein. Er fertigt einen dienstfertigen Eintretenden mit sehenswerter Theaterbrutalität ab und möchte das Schaf, das auf seine Beherrschtheiten oder Gemäßigtheiten wartet, tigermäßig fressen, und statt über eine enervierende Harmlosigkeitsexistenz vernichtend zu stürzen, wirft er Papiere, die ihn geschäftsmäßig anzuschauen scheinen, wirr, als wären es arme Sünder, durcheinander, und der Angestellte weiß in keiner Weise, was im Herrn vorgeht, den es kränkt, daß er eines Empfindens fähig ist, den es beleidigt, daß er dann und wann unglücklich zu sein vermag, den es innerlich beinahe zerschmettert, daß man ihn als Zerschmetterer betrachtet, was er nicht ist, nicht sein will, nicht sein kann.
    »Gestatten Sie mir, zu helfen.« Unsäglich gut aufgelegt sind meistens die Schreiber derartiger Sprachwendungen, und unglaublich schlechte Laune kann in einem Menschen wohnen, der zu schreiben Anlaß hat: »Ich nehme gern an, dies und das sei prompt besorgt worden.«
    Gehorchen, Befehlen werden durcheinandergemischt, der gute Ton beherrscht sowohl Herren wie Angestellte. Ich biete vorliegende Arbeit angestelltenhaft an und halte denjenigen, der sie in Erwägung zieht, für einen Herrn, dem ich wünsche, er mache sich mit der Genugtuung bekannt, eine Möglichkeit zu sehen, was ich ihm gebe, zu schätzen.
    Mein Motiv rührt freilich ein wenig an, als trete es dem Leben zu nahe, das

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