Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
Vom Netzwerk:
wert. Ich war überglücklich, dass ich so eine tolle Freundin hatte. Ich glaube, sie war auch ein wenig stolz auf
    mich – und vielleicht kam sie deshalb viel zu früh auf die Idee, mich ihren Eltern vorzustellen. Ich war so verknallt in sie, dass ich zusagte –
    ich ahnte ja nicht, dass sie mich in die Spießerhölle entführen würde.
    Die Wohnung ihrer Eltern sah aus wie die Behausung von altmodischen Bergmenschen in einem Heimatfilm. A n den Wänden hingen
    Hirschgeweihe und kitschige Blumenbilder, das Wohnzimmer war verstaubt und atemberaubend uncool. Und ganz ähnlich sah es im Kopf
    ihrer Mutter aus: Die gute Frau war mehr als old-school und dementsprechend gar nicht begeistert, dass ihre Tochter ausgerechnet einen
    Rapper mit nach Hause brachte. »Hallo, Patrick«, begrüßte mich Nadjas Mama und kräuselte die Nase. Die klitzekleinen Fältchen zwischen
    ihren A ugen verrieten, dass sie alles andere als erfreut war, mich kennenzulernen. Sie sah mich an wie eine Putzfrau, die beim Staubwischen
    eine Kakerlake unter der Kommode entdeckt hatte. Bäh! Der Ekel war ihr ins Gesicht geschrieben. Sie versuchte zwar, die Fassung zu
    bewahren, doch ihre Körpersprache war eindeutig. Sie streckte mir die Hand hin, aber so zögerlich, dass ich das Gefühl hatte, sie hätte sich
    dafür lieber Hygienehandschuhe übergestreift. Sie war entsetzt. Und ich nicht weniger! Wo war ich hier denn hingeraten? Und warum fühlte
    ich mich nach nur fünf Minuten in dieser Bude selbst wie Ungeziefer? Nadja tat so, als würde sie das grausame Schauspiel nicht bemerken. Sie
    legte zärtlich ihre Hand um meine Schulter, drückte mich fest an sich. Die A bscheu der Mutter schien sie in keinster Weise zu verunsichern.
    Zum Glück betrat irgendwann ihr Vater das Zimmer und benahm sich wesentlich lockerer als seine Frau. Ich mochte ihn, und ich glaube, er
    mich auch. Die Stimmung wurde dadurch allerdings auch nicht wesentlich besser – anscheinend hatte die Mutter in diesem Haushalt die Hosen
    an.
    Während sie mich mit Kaffee und Kuchen im Wohnzimmer abstellten, hörte ich, wie in der Küche über mich diskutiert wurde. Erst erhob die
    Mutter ihre Stimme, dann zog Nadja nach. Ich konnte nicht viel verstehen, hörte immer nur Wortfetzen wie »Nichtsnutz«, »Drogenopfer« oder
    »unter deinem Niveau«. Ich hätte mich am liebsten in Luft aufgelöst. A ls Nadja ins Wohnzimmer kam und mir die Hand hinstreckte, um mich
    abzuholen, tat ich, als hätte ich das alles nicht bemerkt. Wir flüchteten gemeinsam aus der Spießerhölle – und knallten die Tür hinter uns zu.
    In dieses grauenvolle Wohnzimmer wollte ich definitiv nie wieder zurückkehren.
    Trotzdem war ich total verrückt nach Nadja. Um ehrlich zu sein, sogar noch ein bisschen mehr, seit ich wusste, dass ihre Mutter mich so
    abscheulich fand. Ich wollte extra lange mit Nadja zusammenbleiben, um diese alte Bitch zu ärgern. A ber das war natürlich nicht der einzige
    Grund, warum ich so in dieses Mädchen verknallt war. Die Stunden, die ich mit ihr verbrachte, waren wie Urlaub für mich. Bei ihr konnte ich
    abschalten, ich fühlte mich zum ersten Mal bei einem Menschen so richtig zu Hause. Wenn sie über meinen Kopf streichelte, empfand ich
    Geborgenheit. Wir taten ganz normale Dinge, aber sie fühlten sich mit ihr so besonders an: Wir gingen mit ihrem Hund Gassi, oder wir
    chillten auf der Couch. Und der Sex mit ihr war einfach fantastisch. Einmal trieben wir es in dem Kornfeld vor ihrem Haus. Das piekste zwar
    etwas, aber sonst war es wie in einem romantischen Film. Ich war der festen Überzeugung, dass Nadja meine ganz große Liebe war. So
    happy war ich in meinem Leben wohl nie zuvor gewesen.
    Wie schade also, dass auch dieses Glück nicht lange halten sollte: Im ersten Jahr war zwar alles schön, doch schon im zweiten ging’s bergab
    mit uns. Ihre komische Teenie-Band ging den Bach runter, weshalb Nadja nur noch schlecht gelaunt war. Und obwohl ich immer gute
    Businessratschläge für sie bereithatte und für sie da sein wollte, ließ sie sich von mir nicht aufbauen. Wir entfernten uns immer mehr
    voneinander. Ich lenkte mich ab, indem ich wieder mein wildes Rap-Star-Leben führte, und als sie mich ein paarmal dabei erwischte, wie ich
    mit anderen Weibern rummachte, killte das unsere Liebe für immer.
    In die Fresse

    Bei A ggro Berlin lief alles super. Ich war berühmt, und alle Rapper wollten mit mir befreundet sein. Das war natürlich sehr angenehm.
    Zusammen mit Bass Sultan

Weitere Kostenlose Bücher