Im Bus ganz hinten
aufsperrte. Ohne »Auf Wiedersehen« zu sagen, lief ich sofort nach draußen. Es regnete in Strömen, als ich auf die Straße kam. Ich breitete die Arme aus und lachte mit geschlossenen Augen in den Himmel. Auch wenn ich nur zwei lächerliche Tage gesessen hatte: Frei zu sein war ein geiles Gefühl! Auf dem Weg zum Bus drehte ich mich noch einmal um und zeigte der Anstalt den Fickfinger.
Suche nach Liebe
Zurück in der Kriseneinrichtung: Hier gab es ein ständiges Kommen und Gehen. Jeden Tag kamen neue gestrandete Personen an, während andere einen neuen Anlauf ins Leben starteten. Aber alle, die hier wohnten, hatten etwas gemeinsam: Sie waren auf der Suche nach ein bisschen Zuneigung. So wie ich. Manche versuchten ihr Bedürfnis auf ganz spezielle Art und Weise zu stillen: Die Mädels dort waren zum Beispiel ziemlich forsch und mutig. Anders als in der freien Wildbahn machten hier die Weiber die Jungs an, nicht umgekehrt. So passierte es auch mir eines Tages, dass sich im Fernsehraum plötzlich eine dunkelhaarige Lady zu mir setzte, während ich mir gerade eine Talkshow reinzog. Sie trug ein altes T-Shirt und eine zerschlissene Jeans, aber ihr Gesicht war sehr süß.
»Hey, hast du Bock, mich in den Arm zu nehmen?«, fragte sie mich ganz direkt.
»Ich dich? Wie?«, entgegnete ich irritiert. Ich war etwas überrascht über die unverblümte Anmache.
»Na, komm schon. Sei nicht so schüchtern«, meinte sie und zwinkerte mir zu.
»Ich will nur ein bisschen gestreichelt werden.« Ich überlegte kurz und dachte mir dann: Wieso eigentlich nicht? Ich nahm die Fremde also in den Arm und drückte sie ganz fest an mich. Mit der rechten Hand fasste ich in ihre langen, dunklen Haare. Sanft hauchte das Mädchen in mein Ohr. Ich fand’s irgendwie geil und machte weiter. Meine Hand wanderte jetzt weiter runter. Ob ich ihre Titten anfassen sollte? Sie wollte es ja offensichtlich auch, und deshalb überlegte ich nicht mehr lange und griff ihr an die Dinger. Sie waren ziemlich groß und weich. Ich atmete schneller und vergaß plötzlich alles um mich herum. Ganz langsam glitt meine Hand unter ihr Shirt. Ich war 17, und so nah war ich noch nie einem Mädchen gekommen.
Dann hörte ich hinter uns plötzlich Schritte.
»Aufhören«, unterbrach uns ein Betreuer. Ich zuckte zusammen.
»Hier wird nicht rumgemacht.
Benehmt euch!« Ich seufzte. Ausgerechnet jetzt, wo es interessant geworden war. Ich verabschiedete mich von dem Mädchen und verzog mich in mein Zimmer. Dann musste ich eben eine Runde keulen.
Carlo-Cokxx-Flavour
Meine Mutter war für mich gestorben. Der einzige Freund, den ich noch hatte, war Anis. Wir trafen uns fast jeden Tag in der Malerwerkstatt und hingen auch an den Abenden bei ihm auf dem Sofa ab. Anis war einer, der gern zu Hause chillte – auf großartige Action hatte er keinen Bock. Aber ich hatte zu viel Energie, um auf Dauer in der Wohnung rumzugammeln, und deshalb zog ich ihn immer mit auf die Straße.
Tagsüber hockten wir in Bars, um Shisha zu rauchen. Und nachts besprühten wir gemeinsam Züge. Wenn das Piece fertig war, posierten wir noch für coole Fotos mit Lederjacken und schwarzen Masken vor unserem Kunstwerk. Danach gingen wir auf Partys. Am liebsten in den 2be- Club. Dort lief die beste Musik der Stadt – Hip-Hop ohne Ende! Und die Weiber da waren auch nicht schlecht. Leider kamen in den 2be-Club aber auch die miesesten Typen, es passierte sogar ab und an, dass jemand abgestochen wurden.
»Ey, was willst du hier«, schrie mich einmal einer an. Ich kannte ihn nicht und fragte verwundert: »Was willst du?« »Ich bin Holm, Skims Bruder«, stellte sich der Fremde vor. Mit dem Sprüher aus der Beuckeschule hatte ich keinen Kontakt mehr.
»Hör mal zu. Vergiss nicht, wo du herkommst und wer dir geholfen hat. Bild dir ja nichts ein auf deinen Fame. Alles, was du kannst, hast du von Skim«, stänkerte der Typ mich an.
»Halt dein Maul. Was weißt du schon von mir«, versuchte ich ihn abzuwimmeln. In meinem Augenwinkel sah ich, dass Holm eine Bierflasche in seiner rechten Hand hielt und ausholte, um sie mir überzuziehen. Ich wollte mich schon ducken, aber genau in dem Moment bekam EReine Bombe genau ins Gesicht. Boom! Anis hatte perfekt reagiert. Die Szene war wie aus einem Film. Mir passierte nichts. Als ich Holm wegschubsen wollte, tauchte plötzlich eine Horde Security-Typen auf. Sie hatten die Situation beobachtet und gingen mit Schlagstöcken auf den Störenfried los – und prügelten ihn
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