Im Club der geheimen Wünsche
schaute Jane die andere Frau an. Georgiana hatte Christian abgewiesen. War er deshalb aus England fortgegangen? Nicht wegen des Duells, sondern wegen eines gebrochenen Herzens?
„Seit ich erkannt habe, dass ich in Wahrheit Christian und nicht Carlyle liebe, bedauere ich meine Entscheidung."
Georgiana seufzte. „Wissen Sie, warum Christian meinen Mann zum Duell gefordert hat?"
„Weil Ihr Mann Sie geschlagen hat."
Erstaunt fuhr Georgiana zusammen. „Er hat es Ihnen also erzählt. Harrington verprügelte mich. Er schlug mir die Nase blutig und das Gesicht grün und blau. Das machte Christian so zornig, dass er Harrington forderte. Und inzwischen weiß ich, dass Carlyle niemals so etwas für mich tun würde. Als ich endlich begriff, wie leidenschaftlich Christian lieben kann, war es zu spät."
In die hellen Augen der Marchioness trat ein flehender Ausdruck. „Es gibt etwas, das ich Sie fragen muss, Lady Sherringham."
„Und was ist das?"
„Spät am Tage des Duells kam Christian noch einmal zu mir. Er war schwer betrunken und sagte mir, er hätte mich nicht bitten dürfen, ihn zu heiraten. Er könne nicht heiraten und habe mir nichts zu bieten. Da erklärte ich ihm, dass ich ohnehin vorhabe, Carlyle zu heiraten. Ich nahm an, sein Vater habe ihm die Ehe mit mir verboten, doch als ich diese Vermutung aussprach, lachte Christian bitter. Er behauptete, er könne niemals heiraten. Das würde er keiner Frau antun."
„Aber warum?", erkundigte sich Jane erstaunt.
„Er hat mir den Grund nicht verraten. Und all die Jahre fragte ich mich, worum es dabei ging. Sie kannten ihn, als er noch sehr jung war. Wissen Sie, warum er meint, nicht heiraten zu dürfen?"
Jane schüttelte benommen den Kopf.
Christian hatte auch ihr einen Antrag gemacht. Jedoch nur, weil er es für möglich hielt, dass sie ein Kind von ihm erwartete.
Existierte der Hinderungsgrund noch, den er Georgiana gegenüber angedeutet hatte? Warum hatte er ihr dann die Ehe angetragen? Und was hätte er getan, wenn sie zugestimmt hätte?
Sie haben ein Schreiben wegen der Nachforschungen erhalten, die ich für Sie in Auftrag gegeben habe, Mylady."
Jane zog ihre Handschuhe aus und reichte sie dem Hausmädchen. Dann wandte sie sich Mr Huntley zu. Hoffnung stieg in ihr auf.
Bevor sie den Briefbogen auseinanderfalten konnte, nickte er ihr zu. „Die Antwort ist positiv, Mylady. Ich nahm mir die Freiheit, den Brief zu lesen. Soll ich Seiner Lordschaft Mitteilung machen?"
„Nein, Mr Huntley, das übernehme ich selbst."
„Lady Treyworth befindet sich im Morgenzimmer, Mylady. Sie hat bereits nach Ihnen gefragt."
Jane ging sofort zu Del, die auf einer Fensterbank saß. Auf ihren Knien lag La Belle Assemblee, das beliebte Modemagazin der englischen Damen, in dem sie jedoch nicht las. „Schwarze Vormittagskleider", erklärte Del und schaute Jane aus umschatteten Augen an. „Aber ich fühle mich noch nicht bereit, um Treyworth zu trauern."
Jane setzte sich neben Del. „Tatsächlich habe ich niemals wirklich um Sherringham getrauert. Es tat mir nur leid, dass unser gemeinsames Leben so furchtbar gewesen war."
„Hast du bedauert, dass du ihn nicht glücklich machen konntest?"
„Ich war traurig, weil er nicht mit mir glücklich sein wollte."
Del schaute sie mit ihren sanften blauen Augen an. „Ich habe meine Eltern ehrlich betrauert, obwohl ich auf beide wütend war. Ich war zornig auf meinen Vater, der mich in meine Ehe gedrängt und Christian aus England vertrieben hatte. Und wütend auf meine Mutter, weil sie nichts dagegen unternommen hatte."
Jane legte die Hand auf Dels Knie. Vor Jahren hatten sie oft so dagesessen und vertraute Gespräche geführt. In diesem Moment fühlte sie sich Del so nahe wie damals, und sie stieß einen leisen, glücklichen Seufzer aus.
„Hast du die schlimmen Seiten deiner Ehe vergessen können?", erkundigte sich Del. „Ist es dir gelungen, die schmerzlichen Erinnerungen zu verdrängen?"
Die Albträume über Sherringham waren immer noch da, aber Christian hatte ihr gezeigt, dass sie Freude an der Lust haben konnte. Er hatte ihr neue, schöne Erinnerungen geschenkt - die erregende Szene auf dem Klavier, den exotischen Tanz vor dem Spiegel, die prickelnde Erfahrung, ihn mit ihrem Mund zu befriedigen.
„Die Erinnerungen verletzen mich nicht mehr so sehr", erklärte sie. „Mit der Zeit lässt der Schmerz nach."
„Und die Hoffnung wächst?", fragte Del.
„So habe ich es noch nicht gesehen, doch es stimmt." Janes Herz
Weitere Kostenlose Bücher