Im Club der geheimen Wünsche
verstand immer noch nicht genau, was er von ihr wollte. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie ihn würde gehen lassen müssen. Nun wusste sie, dass sie das nicht wollte. Aber seine Mätresse werden? Männer nahmen sich ständig Mätressen und verstießen sie wieder. In seiner Jugend hatte Christian Dutzende von Geliebten gehabt.
Seine Lippen streiften ihren Hals. „Indien ist voller Herausforderungen. Dort herrscht glühende Hitze. Im Sommer kommt der Monsun, und es blitzt und donnert die ganze Zeit. Die Flüsse treten über die Ufer. Aber es ist auch wunderschön. Fast so schön wie du."
Als sie nicht antwortete, fuhr er mit seinem Daumen an den äußeren Rändern ihrer Lippen entlang und brachte sie zum Kribbeln. „Ich würde gern eine reife Mango für dich pflücken und zusehen, wie der Saft der köstlichen Frucht von deinen Lippen tropft."
Er versuchte, sie mit der Beschreibung einer exotischen, aufregenden, sinnlichen Welt zu verführen. Jane schloss die Augen und stellte sich vor, wie Christian ihr eine Frucht zum Hineinbeißen hinhielt - obwohl sie keine Ahnung hatte, wie eine Mango aussah.
Da stieg die vertraute Angst in ihr auf. Sie wäre in einem fremden Land. Und vollkommen von Christian abhängig.
Was, wenn sie dort allein und verlassen endete? Sie hatte kein Geld, keine Mittel, um sich selbst zu ernähren oder sich eine Schiffspassage nach Hause zu kaufen.
Er bot ihr Leidenschaft an und sich selbst. Und ein hohes Risiko.
Aber er wollte ihr auch ein Dasein schenken, in dem es um mehr als um das blanke Überleben ging.
„Nein", stieß sie durch ihre enge Kehle hervor. „Ich kann nicht. Es ist zu weit weg. Ich will England nicht verlassen. Und meine Tante ... Ich schulde ihr so viel, weil sie mich bei sich aufgenommen hat, und sollte sie nicht allein lassen."
Er schwieg einen Moment, dann trat er zurück, ließ aber seine Hände weiter sanft auf ihren Schultern ruhen. „Ich verstehe. Ich werde an dich denken, wenn ich eine indische Tänzerin sehe oder in eine Mango beiße. Indien wird nun für mich voll von Erinnerungen an dich sein."
Ihr blieb der Atem weg. Das war schlimmer als die Angst. Ihre Tante hatte recht gehabt - Christian würde ihr das Herz brechen. Aber das war nicht sein Fehler. Es war ihrer.
Er streichelte ihre Wange. „Ich werde dich nicht verlassen, bevor ich dich in Sicherheit weiß, Jane."
Ein halbes Dutzend Männer stand im Kreis auf den schwarzweißen Fliesen in der Halle von Wickham House. Jane lehnte sich über das Geländer und hielt nach Christian Ausschau. Sie entdeckte ihn in der Mitte der Gruppe, von wo aus er Befehle erteilte.
Als hätte er ihren Blick gespürt, hob er den Kopf. Als er sie sah, schob er sich zwischen zwei Männern durch und lief, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe herauf. Ein triumphierendes Lächeln spielte um seine Lippen.
„Dein Plan funktioniert, Jane. Sapphire Brougham war bei ihrer Mutter in Bedlam. Sie nahm ihre Mutter nicht mit, aber meine Männer folgten ihr nach dem Besuch. Auf diese Weise fanden sie heraus, wo Mrs Brougham sich versteckt."
Natürlich hatte Christian vor, persönlich mit zum Schlupfwinkel der Bordellwirtin zu fahren. „Pass auf dich auf", bat sie ihn.
Er schenkte ihr ein Lächeln und küsste sie auf die Wange. Schon diese flüchtige Berührung ließ einen erregenden Schauer ihren Rücken hinunterlaufen. „Natürlich, Liebste", versicherte er ihr voll Selbstvertrauen.
Sie schaute ihm nach, als er, seine ansehnliche Truppe im Gefolge, das Haus verließ. Jane weigerte sich, nach Indien zu gehen, weil sie das Risiko scheute. Doch jetzt wurde ihr klar, dass es etwas gab, das sie mehr wollte als Sicherheit. Sie wollte an Christians Seite sein.
Christian presste seine Fingerspitzen gegen den Hals der Frau. Das Versteck der Bordellwirtin war ein kleines, schlichtes Stadthaus am äußeren Rand von Londons Rotlichtbezirk. Er hatte sie endlich gefunden. Aber kam er zu spät?
Mrs Brougham lag auf dem Boden eines kleinen Wohnzimmers. Das rot gefärbte Haar bildete einen Fächer um ihr zerschlagenes Gesicht. Am Hals hatte sie blaue Flecke und hässliche rote Abdrücke in der Form der Finger eines Mannes.
Sie war erwürgt worden.
Hatte er etwas unter seinen Fingerspitzen gefühlt? Da ... Wieder klopfte ihr Puls gegen seine Finger.
Zusammen mit zwei anderen Männern stürmte Younger ins Zimmer. „In den übrigen Zimmern ist niemand, Mylord. Keine Spur von ihrem Mörder."
„Sie ist nicht tot." Christian
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