Im Club der geheimen Wünsche
Die Hufe der Pferde wirbelten den Staub bis ins Innere der offenen Kutsche.
„Passen Sie auf", schrie Jane und deutete auf einen entgegenkommenden Wagen.
Er sah kaum hin, während er seine galoppierenden Pferde zur Seite lenkte und an der anderen Kutsche vorbeifuhr.
„Wir sind bald da. Aber ich wage nicht, schneller zu fahren. Wir könnten uns überschlagen. Die Straße ist sehr schlecht."
Er konnte noch schneller fahren? „Schauen Sie bitte einfach auf die Straße, Wickham", flehte sie mit lauter Stimme. Das Rattern der Räder, das Donnern der Hufe und das Pfeifen des Windes waren ohrenbetäubend.
„Nenn mich Christian", brüllte er. „Ich denke, falls wir gemeinsam im Wrack einer Kutsche enden, solltest du meinen Vornamen benutzen."
In diesem Moment wusste Jane, dass sie ihm vertraute. Er würde die Kutsche nicht in den Graben fahren. Christian war der einzige Mann, dem sie zutraute, wie ein Verrückter zu fahren und sie trotzdem lebend nach Blackheath zu bringen.
Plötzlich musste Christian das Tempo drosseln, um eine Reihe tiefer Furchen zu überqueren. Der Lärm ließ nach, sodass sie etwas zu ihm sagen konnte.
„Glaubst du, was Salaberry gesagt hat?", rief sie. „Denkst du, diese Frau ist tatsächlich Del, und Treyworth hat sie in Mrs Broughams Irrenhaus geschickt? Mrs Brougham, diese verlogene Hexe, sagte mir, sie hätte versucht, Del zu beschützen."
„Wir werden es bald wissen." Christian sah sie an und fügte hinzu: „Ich habe Treyworth nicht im Hyde Park gesehen."
Sie nickte. „Ich auch nicht."
Wolken schoben sich vor den Mond. Ein Regentropfen zerplatzte auf Janes Hand.
„Verdammt", murmelte Christian und trieb seine Pferde noch härter an.
„Du musst gehört haben, was Mrs Brougham im Büro zu mir sagte."
Sein Kopf fuhr in die Höhe. Sie war selbst erstaunt, dass sie es wagte, darüber zu sprechen. Aber sie musste es wissen.
„Ja. Ich war unter dem Bett."
„Du hast nicht wirklich Lady Matchells Arm gebrochen, nicht wahr?"
Er zuckte mit den Schultern und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. „Sie war gefesselt und fiel während ihres Höhepunkts von einer Schaukel."
„Es war ein Unfall?"
„Ja."
In seinem gelassenen Ton schwang schelmische Neckerei mit. So war er in seiner Jugend gewesen.
„Und die blauen Flecke von Lady Durham?"
„Die stammen von mir. Sie liebte es, grob behandelt zu werden. Die Dinge, die Mrs Brougham dir erzählt hat, über Fesselspiele, Peitschen, private Kerker, das stimmte alles. Ich habe gepeitscht und wurde gepeitscht."
„Aber warum?" Seine Worte schüttelten sie mehr durcheinander als seine wieder schneller werdende Kutsche. Sie hatte angenommen, er würde alles abstreiten. „Was gibt es für einen Grund, jemanden auszupeitschen? Oder jemanden zu fesseln? Was bringt es dir, Macht über einen hilflosen Menschen zu haben?"
„Ich habe es hauptsächlich getan, weil sie es genossen haben. Aber du hast recht. Es hat auch ein Bedürfnis tief in mir befriedigt."
„Tust du ... tust du diese Dinge immer noch?", fragte Jane.
Christian starrte nach vorn auf die Straße. In Janes Stimme klang kein Zorn mit, nur Verwunderung. Und das schmerzte ihn mehr, als es wütende, verdammende Worte getan hatten. Sie klang enttäuscht, und aus irgendeinem verrückten Grund tat ihm das leid. „Nicht seit meine letzte Geliebte unsere Affäre beendet hat."
„Deine Geliebte?"
Was für eine ausdrucksvolle Stimme sie hatte! Sie konnte so weich klingen, dass sein Herz anfing zu rasen. So scharf, dass er mit den Zähnen knirschte. Und so verletzlich, dass er nur noch den einen verzweifelten Wunsch hatte, sie glücklich zu machen. War er verrückt? „Sie war die Frau eines der wenigen Freunde, die ich in Bombay hatte", erklärte er.
„Wie konnten Sie einen Freund betrügen, Lord Wickham?"
„Nicht, Süße. Zieh nicht meinetwegen in den Krieg, Lady Jane Beaumont. Versuch nicht, mich zu retten."
Christian schnalzte mit der Zunge, um die Pferde anzutreiben, und das Rattern der Räder sorgte dafür, dass Jane Beaumont ihm keine Fragen mehr stellen konnte.
Vor sich konnte er Greenwich Park sehen. Im Süden reckte sich der Turm einer Kirche in den wolkigen Himmel, und darunter erstreckte sich die Heidelandschaft als flache schwarzblaue Fläche in der Dunkelheit. Regen fiel ihm ins Gesicht.
Warum, zur Hölle, hatte er Jane mitgenommen? Er hätte sie Huntley in die Arme schieben und seinen alten, bedächtigen Sekretär zwingen können, sich mit
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