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Im Club der geheimen Wünsche

Im Club der geheimen Wünsche

Titel: Im Club der geheimen Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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noch mehr Zeit zu verschwenden."

    Mit einer geschickten Bewegung hob er sie in seinen Wagen. Die Knechte beruhigten die aufgeregten Pferde, während er auf den Fahrersitz sprang und nach den Zügeln griff. Ein Schnalzen mit der Zunge, und schon waren sie unterwegs. Jane tastete nach dem Haltegriff neben sich, während um sie herum der Kies durch die Luft flog.
    „Halten Sie sich gut fest", riet er ihr.
    Janes Herz klopfte bis zum Hals, während Wickham die Park Lane entlangraste. Sie schlängelten sich um langsamere Wagen herum, nutzten jede Lücke und ratterten so schnell über das Kopfsteinpflaster, dass Jane befürchtete, der Wagen könnte durch die Erschütterungen auseinanderbrechen.
    Vor ihren Augen schien die ganze Welt zu beben, und ihr Hinterteil hüpfte auf dem Sitz auf und ab. Der Wind blies ihr ins Gesicht, klappte den Rand ihrer Haube nach hinten und ließ den Schleier wild um ihren Kopf flattern.
    „Verdammt", brüllte Wickham, als sie sich zwei mit Wappen geschmückte Kutschen näherten, die die gesamte Breite der Straße einnahmen und in gemächlichem Tempo dahinfuhren. Er wurde nicht langsamer.
    „Wickham ..." Jane stockte. Nein, sie sollte ihn jetzt besser nicht ablenken. Er beugte sich auf seinem Sitz vor und war vollkommen auf die beiden Kutschen konzentriert. Am liebsten hätte sie laut geschrien, doch das wagte sie nicht.
    Er hatte das Kutschrennen gewonnen. Damals, vor all den Jahren, hatte er das halsbrecherische Rennen gewonnen, das sie versucht hatte zu verhindern. Er war wie ein Verrückter gefahren, hatte eine Abkürzung einen gefährlichen Hügel hinauf genommen und beinahe dafür gesorgt, dass seine Kutsche sich überschlug - aber er hatte gewonnen.
    Und er hatte vor Freude über seinen Sieg gejubelt, während sie ihre Niederlage verwinden musste. Denn ihr Ziel war es gewesen, eine Horde verantwortungsloser Gentlemen zur Vernunft zu bringen.
    „Da." Er stieß das Wort mit rauer Stimme hervor, und Jane sah zwischen den rollenden Rädern der beiden Kutschen vor ihnen eine schmale Gasse. Sollte er nicht langsamer werden? Wenn sie bremsten, würde die Kutschen Zeit haben, weiter auseinander zu fahren, und sie würden leichter an ihnen vorbei kommen. Ihr Wagen schien aber eher noch schneller auf die schmale Gasse zuzurasen.
    Janes Magen hob sich, als die Kutsche nur noch auf zwei Rädern fuhr. Sie rutschte auf der Bank zur Seite, und ihr Körper krachte gegen Wickhams. Aber er war stark genug, um die Wucht des Aufpralls abzufangen, und rührte sich nicht von der Stelle. Jane musste sich an seinem Schenkel festkrallen, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    Halten Sie sich gut fest, hatte er zu ihr gesagt. Das tat sie nun. Ihre Hand umklammerte sein Bein, ihre Finger versuchten, sich in seine eisenharten Muskeln zu krallen.
    Dann waren sie an den beiden Kutschen vorbei, und sie warf einen Seitenblick auf Wickham. Sein schwarzes Haar wurde ihm vom Fahrtwind aus dem Gesicht geblasen. Er wandte den Kopf und schenkte ihr ein wildes Lächeln.
    Die Maske hatte er abgenommen. Seine Augen glänzten vor Erregung.
    Es hatte Zeiten gegeben, damals in ihren Jugendjahren, da hatte sie immer wieder verstohlen in seine Richtung geblickt, um kurze Blicke auf seine Wangenknochen, den kühnen Schwung seines Kinns und die dunkle Schönheit seiner Augen zu erhaschen. Sie hatte aber immer ebenso rasch weggeschaut, wie sie hingesehen hatte.
    Doch jetzt, in der hin und her schlingernden Kutsche, starrte sie ihn unverwandt an. Sie hatte immer gedacht, dass er Del sehr ähnlich sah, doch jetzt bemerkte sie die Unterschiede. Seine Gesichtszüge waren nicht so weich, die Knochen traten deutlicher hervor. Tiefe Falten gruben sich rechts und links von seinem Mund in die Haut. Und der Ausdruck seiner blauen Augen konnte sich innerhalb einer Sekunde verändern - hatten sie soeben noch freundlich geblickt, schauten sie im nächsten Moment skrupellos drein.
    Er musste ihren Blick bemerkt haben, denn nun sah auch er sie an. Das Feuer in seinen Augen verlosch.
    Stattdessen war jetzt Sorge darin zu lesen. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen ganz grün aus."
    Sie wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass eine rasche Kutschfahrt schon ausreichte, ihr den Mut zu rauben. Nicht, nachdem sie von ihm verlangt hatte, sie mitzunehmen.
    Sie rasten am Westminster Palace vorbei und über die Brücke. Schon bald hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und folgten der Straße in Richtung Greenwich Park und Blackheath.

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