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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Gebüsch eine Bewegung wahrnahm. Ja. Darling. Mit einem vor Erstaunen kreisrunden Mund. Ich sah nach vorn, packte meinen Bogen so fest, daß ich schon dachte, daß ich Handabdrücke darauf hinterlassen würde. Ich wünschte mir, mein Amulett anfassen zu können. »Raven, hast du für Darling Vorkehrungen getroffen? Du weißt schon, für den Fall…« »Der Hauptmann wird sich um sie kümmern.« »Ich hab vergessen, jemanden für die Annalen zu benennen.« »Sei nur nicht so optimistisch«, sagte er sarkastisch. Ich erschauerte unwillkürlich. Seelenfänger machte irgend etwas. Wir begannen über die Baumwipfel davonzugleiten. Kühle Luft flüsterte an uns vorbei. Ich warf einen Blick nach unten. Wir waren gute fünf Stockwerke hoch und stiegen immer noch höher. Über uns drehten sich die Sterne, als Fänger den Kurs änderte. Der Wind wurde stärker, bis wir mitten in einen Sturm zu fliegen schienen. Ich beugte mich immer weiter nach vorn, weil ich befürchtete, daß er mich herunterstoßen würde. Hinter mir war nichts außer etlichen hun- dert Fuß und einem plötzlichen Halt. Vom Griff um den Bogen taten mir die Finger weh. Ich sagte mir, daß ich zumindest eines erfahren hatte: wie Fänger es schafft, immer so rasch aufzutauchen, auch wenn er während der Kontaktaufnahme noch so weit vom Handlungsort entfernt ist.
    Es war eine schweigsame Reise. Fänger hatte genug mit dem zu tun, was auch immer er tat, um sein Roß fliegen zu lassen. Raven versenkte sich in sich selbst. Ich tat es ihm nach. Ich hatte eine Schweineangst. Mein Magen probte den Aufstand. Ich weiß nicht, ob es Raven ebenso erging.
Die Sterne verschwanden allmählich. Im Osten hellte sich der Horizont auf. Unter uns er- schien die Erde. Ich wagte einen Blick. Wir befanden uns über dem Wolkenwald. Es wurde etwas heller. Fänger grunzte, blickte nach Osten, dann in die Ferne vor uns. Er schien einen Augenblick lang zu lauschen, dann nickte er. Der Teppich hob seine Vorderkante. Wir stiegen höher. Die Erde wackelte und wurde klei- ner, bis sie wie eine Landkarte aussah. Die Luft wurde noch kälter. Mein Magen befand sich immer noch im Aufruhr.
    Weit links von uns erhaschte ich einen Blick auf eine schwarze Narbe im Wald. Das Lager,
das wir überrannt hatten. Dann drangen wir in eine Wolke ein, und Fänger verlangsamte unse- re rasende Fahrt.
»Wir treiben jetzt eine Zeitlang«, sagte er. »Wir befinden uns dreißig Meilen südlich vom Hinker. Er reitet von uns fort. Wir überholen ihn bald. Wenn wir fast an dem Punkt sind, wo er mich aufspüren könnte, gehen wir runter.« Er sprach mit der sachlichen Frauenstimme. Ich wollte etwas sagen. Er zischte: »Still, Croaker. Lenk mich nicht ab.« In der Wolke blieben wir zwei Stunden lang, ungesehen und unfähig, etwas zu sehen. Dann sagte Fänger. »Wir gehen jetzt runter. Haltet euch an den Rahmenstreben fest und laßt nicht los. Es könnte etwas unruhig werden.«
Der Boden fiel unter uns weg. Wir stürzten hinunter wie ein Stein von einer Klippe. Der Teppich fing an, sich langsam zu drehen, so daß der Wald unter uns zu kreisen schien. Dann glitt er vor und zurück wie eine herabfallende Feder. Ein herzhafter Schrei hätte vielleicht geholfen, aber vor Leuten wie Raven und Seelenfänger konnte man so etwas nicht machen.
Der Wald kam immer näher. Bald konnte ich einzelne Bäume unterscheiden… wenn ich ei- nen Blick riskierte. Wir würden sterben. Ich wußte, daß wir durch das Walddach brechen und uns fünfzig Fuß tief in den Boden bohren würden. Fänger sagte etwas. Ich verstand es nicht. Er unterhielt sich sowieso mit seinem Teppich. Allmählich hörten das Schaukeln und die Drehungen auf. Unser Abstieg verlangsamte sich. Der Teppich senkte sich vorn leicht nach unten und begann vorwärts zu gleiten. Schließlich brachte uns Fänger unter die Baumwipfelebene und in die Lücke über einem Fluß. Wir husch- ten ein Dutzend Fuß über dem Wasser dahin, und Seelenfänger lachte, als aufgescheuchte Vögel in Panik auseinander stoben.
Er landete in einem Tal neben dem Fluß. »Runter mit euch, streckt euch ein wenig«, befahl er uns. Als wir uns etwas aufgelockert hatten, sagte er: »Der Hinker befindet sich vier Meilen vor uns. Er hat den Treffpunkt erreicht. Von hier aus geht ihr ohne mich weiter. Wenn ich näher komme, wird er mich spüren. Ich will eure Abzeichen haben. Die kann er auch spüren.« Raven nickte, gab sein Abzeichen ab, spannte seinen Bogen, legte einen Pfeil auf, zog ihn zurück,

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