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Im Dienst des Seelenfängers

Titel: Im Dienst des Seelenfängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nickte wieder. »Ich hoffe, du erinnerst dich besser daran, als ich es kann.« Er schüttelte den Kopf. Verdammt. Also wird es in dieser nicht eindeutigen Form in die Annalen eingehen müssen. Es ist schon eine unheimliche Art der Unterhaltung, wenn der eine redet und der andere nur den Kopf schüttelt. Die Informationsübermittlung kann unglaublich schwierig werden. Viel- leicht sollte ich die Sprechgesten üben, die Raven von Darling gelernt hat. Schweiger ist ihr
    zweitbester Freund. Es wäre interessant, ihren Unterhaltungen auch nur zuzusehen.
»Laß uns mal schauen, was wir für Raven tun können«, schlug ich vor. Raven schlief den Schlaf der Erschöpften. Es dauerte noch Stunden, bis er wach wurde. Die Zeit nutzte ich, um Schweiger auszufragen. Der Hauptmann hatte ihn losgeschickt. Er war zu Pferd gekommen. Tatsächlich war er schon unterwegs gewesen, bevor Raven und ich zu dem Gespräch mit Seelenfänger befohlen worden waren. Er war Tag und Nacht geritten. Die Lichtung hatte er erst kurze Zeit, bevor ich ihn entdeckt hatte, erreicht.
Ich fragte ihn, woher er gewußt hatte, wohin er reiten müsse, wobei ich davon ausging, daß der Hauptmann genügend Informationen aus Fänger herausgeholt hatte, um ihn losschicken zu können – dieser Zug war ganz des Hauptmanns Art. Schweiger gab zu, daß er bis auf die allgemeine Richtung nicht gewußt hatte, wohin er eigentlich ritt, bis wir die Gegend erreicht hatten. Dann hatte er uns durch das Amulett aufgespürt, das Goblin mir gegeben hatte. Schlauer kleiner Goblin. Er hatte nicht das geringste durchblicken lassen. Das war auch gut so. Das Auge hätte dieses Wissen aufgespürt. »Glaubst du, daß du etwas getan haben könn- test, wenn wir Hilfe gebraucht hätten?« fragte ich. Schweiger lächelte, zuckte die Achseln, ging mit langen Schritten zum Steinhaufen und setz- te sich darauf. Für ihn war die Fragestunde beendet. Von allen Brüdern der Kompanie ist er derjenige, dem das Bild, das er in den Annalen abgeben wird, am wenigsten Sorge bereitet. Ihm ist es gleich, ob ihn die Menschen mögen oder hassen, gleich auch, wo er gewesen ist oder wohin er geht. Manchmal frage ich mich, ob es ihn kümmert, ob er lebt oder stirbt, frage mich, warum er bei uns bleibt. Zur Kompanie muß er wohl irgendeine Bindung haben. Schließlich kam Raven wieder zu sich. Wir päppelten ihn hoch, fütterten ihn, und schließlich trieben wir halbbenommen Wispers und Hinkers Pferde auf und ritten gen Lords. Wir traten den Weg ohne Begeisterung an, denn wir wußten, daß wir zu einem weiteren Schlachtfeld ritten, einem weiteren Land voll von toten Männern, die noch aufrecht standen.
    Wir kamen nicht einmal in die Nähe. Hardens Rebellen hielten die Stadt unter Belagerung, hatten Schützengräben darum gezogen und die Stadt in einem doppelten Schanzring eingekes- selt. Die Stadt selbst wurde von einer grimmigen schwarzen Wolke verborgen. An den Rän- dern leuchteten grausame Blitze auf, die die streitbare Macht der Achtzehn bezeugten. Harden war nicht allein gekommen.
Der Kreis schien zur Rache für Wisper entschlossen zu sein. »Fänger und Nachtkriecher kämpfen mit harten Bandagen«, stellte Raven nach einem be- sonders heftigen Schlagabtausch fest. »Ich meine, wir sollten nach Süden gehen und dort ab- warten. Falls Lords aufgegeben wird, stoßen wir wieder dazu, wenn sie zum Windland flüch- ten.« Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Schreckensgrimasse. Die Aussicht bereitete ihm wenig Entzücken. Er kannte das Windland. Also wandten wir uns gen Süden und schlössen uns anderen Versprengten an. Zwölf Tage
    verbrachten wir im Verborgenen und mit Warten. Raven organisierte die Versprengten zu so
etwas wie einem Heerestrupp. Ich vertrieb mir die Zeit mit Schreiben und dachte über Wisper nach und wie sehr sie wohl die Lage im Osten zu beeinflussen vermochte. Das wenige, was ich vor Lords gesehen hatte, ließ mich zu der Überzeugung gelangen, daß sie die letzte echte Hoffnung für unsere Seite war.
Gerüchteweise übten die Rebellen anderenorts ebensoviel Druck aus. Angeblich hatte die Lady den Gehenkten und Knochenknirscher aus dem Osten abziehen müssen, um den Wider- stand zu verstärken. Ein Gerücht besagte, daß Formwandler in den Kämpfen bei Roggen getö- tet worden war.
Ich machte mir um die Kompanie Sorgen. Unsere Brüder waren vor Hardens Ankunft in Lords eingezogen.
Kein Mann fällt, ohne daß er mir seine Geschichte erzählt. Wie kann ich das tun, wenn ich zwanzig Meilen

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