Im Dienste der Comtesse
auf und ging auf Zehenspitzen in ihr Ankleidezimmer.
Erleichtert zog sie die Jacke, den Rock und die lange Hose aus, die sie aus Schicklichkeitsgründen beim Reiten unter dem Rock trug. Sie goss Wasser aus einer Kanne in die Schüssel und wusch mit einem feuchten Tuch ihr Gesicht. Anschließend legte sie ihre restliche Kleidung ab und erschauerte leicht in der kühlen Morgenluft. Nachdem sie ihre Morgentoilette abgeschlossen hatte, schlüpfte sie in ein hübsch besticktes Nachtgewand und schlich zurück zu ihrem Bett.
Pierre schlief zum Glück immer noch. Ganz, ganz behutsam legte sie sich wieder neben ihn. Zu spät fiel ihr ein, dass sie zuvor auf der Decke genächtigt hatte. Jetzt, in dem dünnen Nachthemd, würde sie bestimmt frieren, wenn sie sich nicht zudeckte. Sie starrte hinauf zum Baldachin und überlegte, was sie tun sollte.
Die Matratze bewegte sich, und plötzlich sah Mélusine Pierres Gesicht über sich. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Pierre legte ihr die Hand auf die Hüfte, und sie spürte seine Wärme durch den dünnen Stoff. Ihr stockte der Atem.
„Ich war mir nicht sicher, ob Sie … ob du zurückkommen würdest“, sagte er. Seine sanfte Stimme schien bis in den letzten Winkel ihres Körpers vorzudringen.
„Ich dachte, du schläfst.“ Ihr Mund war so ausgetrocknet, dass sie Mühe hatte zu sprechen.
„Ich wollte taktvoll sein.“ Er streichelte ihre Hüfte. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, falls du vorgehabt hättest, einen diskreten Rückzieher zu machen.“
„Aber ich bin zurückgekehrt.“
„Ja, das habe ich gehofft. Bist du dir sicher?“
„Ja“, erwiderte sie schlicht.
„Du weißt, ich kann dir nichts versprechen.“
„Ich weiß. Trotzdem.“
Er nickte. Eine Weile zögerte er noch, dann schob er seine Hand streichelnd zu ihrer Brust hinauf und umspielte sanft die aufgerichtete Knospe.
Die Empfindung war so stark und so unerwartet, dass Mélusine sich ruckartig aufbäumte. Ihre Reaktion erschreckte sie beide.
„Es tut mir leid.“Vor Scham war Mélusine kurz davor, in Tränen auszubrechen.
„Nein, nein! Großer Gott, es muss dir doch nicht leidtun.“ Er beugte sich über sie und küsste sie zärtlich auf den Mund und auf den Hals.
„Ich wollte das nicht.“ Sie schlang die Arme um ihn.
„Ach, Liebste. Bist du vor Wohlbehagen zusammengezuckt oder vor Widerwillen?“
„Vor Wohlbehagen.“ Sie konnte nicht aufhören zu zittern. „Ich weiß nicht, warum ich so schaudere“, stammelte sie. „Du darfst nicht denken, ich hätte Angst oder wollte nicht …“
Er streifte ihre Lippen mit einem Kuss. „Willst du mich jetzt – auch wenn du weißt, dass ich fortgehen werde? Dass es am Ende keine Hochzeit geben wird?“
„Ja.“ Sie legte die Hände auf seine Schultern. „Du musst dich ausziehen. Du brauchst mich nicht zu heiraten, aber du musst dich ausziehen.“
Er lachte und lehnte die Stirn an ihre. „Damit du alle meine Muskeln sehen kannst, Madame Künstlerin?“
„Nein. Es ist so schwer, das zu erklären.“ Sie versuchte es dennoch. „Wenn mein Körper heute dir gehören soll, dann muss mir auch deiner gehören. Nicht im Verborgenen. Nicht auf die Schnelle.“
Einen Moment lang sagte und tat er gar nichts, doch dann stemmte er sich hoch und stand auf. Flüchtig fragte sie sich ängstlich, ob sie zu viel verlangt hatte, aber gleich darauf sah sie, dass er sich auszog. Sie blieb still und mit klopfendem Herzen liegen. Die ganze Situation war ihr aus den Fingern geglitten und übertraf dabei alle ihre Erwartungen. Sie wusste, dass alles geschah, weil sie den Anstoß dazu gegeben hatte. Es erschreckte und erregte sie.
Pierre trat an ihre Seite des Betts und stellte sich so hin, dass das blasse Morgenlicht auf seinen nackten Körper fiel. Mélusine setzte sich unwillkürlich auf. Sie kannte seinen Oberkörper und seine Arme bereits, jetzt betrachtete sie seine langen, muskulösen Beine, die schmalen Hüften – und den Beweis seiner Erregung.
Sie war verheiratet gewesen. Sie wusste, wie der Körper eines Mannes reagierte, wenn er erregt war. Doch noch nie hatte sie männliche Lust so offen zur Schau gestellt gesehen, auch wenn sie jetzt selbst danach verlangt hatte. Ihr war nicht klar gewesen, wie Pierre ihrer Bitte nachgeben würde. Sie hatte nicht nachgedacht. Sie konnte immer noch nicht klar denken. Sie hatte Angst. War erregt. Fasziniert.
Er trat näher an das Bett heran, so nahe, dass er
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