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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Abgeordneten aufgebracht. Aber die Regentin fertigte die Herren äußerst kühl ab: »Ich als ihre Mutter weiß am besten, was für meine Kinder gut ist. Und überdies weiß ich, dass jeder Mensch das Recht hat, den Sommer in frischer Landluft zu verbringen und nicht in der dumpfen, schwülen Atmosphäre von Paris - sofern er die Möglichkeit dazu hat. Guten Tag, Messieurs.«

    Damit war die Audienz abrupt beendet und am nächsten Tag verließ Anna ebenfalls die Hauptstadt, um bei ihren Söhnen in Rueil zu sein.
    Céleste war natürlich mit ihrem kleinen Liebling Ludwig mitgefahren; niemals hätte er auf seine »Madame Mère Céleste« verzichtet. Sie war mittlerweile die einzige Dame , die sich um den königlichen Knaben kümmerte. Alle anderen Mitglieder seines Hofstaats waren Herren, die ihn in »männlichen« Tugenden zu unterweisen hatten, als da waren Reiten, Fechten, Schwertkampf, Speerwurf, Ringen und Laufen.
    Im Lesen und Schreiben sowie in den Grundrechenarten war er bisher von Madame Lombarde unterrichtet worden, während die religiöse Erziehung in den ersten Jahren seiner frommen Mutter oblag. Seit zwei Jahren besorgte das ein junger Abbé.
    Ab dem Spätherbst 1649 würde Ludwig männliche Lehrkräfte erhalten, die ihn in Mathematik, Latein, Griechisch, Geographie, allgemeiner Historie, Militärgeschichte und französischer Literatur unterweisen sollten.
     
    In Rueil öffnete der kleine Dauphin sich endlich und gestand, was ihn seit Wochen so verstörte und traurig stimmte. Allerdings sollte es nicht seine angebetete Madame Mère Céleste sein, der er sein Herz ausschüttete - sie lag an diesem Tag krank zu Bett -, sondern deren Schwester, Marie de Chevreuse.
    »Eines Nachmittags suchte ich die Gemächer meiner Maman auf. Ich wusste, sie hatte sich zur Siesta zurückgezogen, aber ich wollte mein Glück versuchen, mit ihr alleine sprechen zu können«, begann Ludwig unvermittelt, als die Herzogin ihn ob seiner betrübten Miene einfach fragte, was ihn denn bedrücke.

    »Im Allgemeinen ist das nicht möglich - immer sind fremde Menschen um sie herum«, fuhr der Knabe unwillig fort, »und nie kann ich ein vertrauliches Wort mit ihr wechseln. An diesem Tag jedoch hatten sich sogar die Kammerfrauen meiner Mutter niedergelegt und es war vollkommen still in ihren Räumen. Niemand hielt mich an und stellte mir Fragen. Und so näherte ich mich dem Boudoir von Maman.«
    Marie, die bereits ahnte, was jetzt kommen würde, hielt erschrocken den Atem an. Es war offenbar etwas eingetreten, was niemals hätte passieren dürfen - jedenfalls jetzt noch nicht. Wie sollte der gut Zehnjährige begreifen, was sich seit einiger Zeit tatsächlich zwischen Anna und Kardinal Mazarin abspielte?
    Die beiden so unterschiedlichen Menschen waren sich endlich nähergekommen und seit kurzem ein Liebespaar. Die Chevreuse war die Erste gewesen, der Anna sich anvertraut hatte. »Endlich sind die falschen Gerüchte wahr geworden«, hatte die Regentin lachend gestanden und Marie war vor Verlegenheit errötet.
    Bereits nahe den Fünfzigern, erlebten der Kardinal und Anna ihre späte Leidenschaft mit einer ungeheuren Intensität. Bald würden es die Spatzen von den Dächern der Hauptstadt pfeifen …
    Irgendwann hätte Ludwig natürlich davon erfahren, aber niemand hatte damit rechnen können, dass es ausgerechnet der persönliche Augenschein war, der den Knaben in heillose Verwirrung stürzte.
    »Was hat Eure Majestät dann gesehen?«, fragte mit sanfter Stimme Marie, als der kleine König verstummte. Vor Verlegenheit hochrot im Gesicht, wandte der Knabe sich ab, ehe er herauspresste:
    »Ich habe leise die Tür zum Schlafzimmer von Maman geöffnet,
um sie nicht zu wecken. Ich wollte ganz still an ihrem Bett sitzen und warten, bis sie aufwachte, um dann mit ihr zu plaudern. Aber sie schlief nicht und sie war auch nicht allein. Es war jemand bei ihr und …«
    Tödlich verlegen schwieg der Knabe erneut.
    »Ihr habt Monseigneur Mazarin und die Königin zusammen gesehen. Das wolltet Ihr doch sagen, Majestät, nicht wahr?«, half ihm Marie de Chevreuse über die Peinlichkeit hinweg.
    Der Knabe nickte. Seine Miene war verschlossen, aber tapfer sprach er weiter. »Sie waren beide nackt und die seidene Decke war von Mamans Bett auf den Boden geglitten. Meine Mutter lag auf dem Rücken und der Kardinal kniete zwischen ihren Beinen und …« Erneut stockte das Kind. Die Herzogin begriff, welch ein Schock es für den Zehnjährigen gewesen sein musste,

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