Im Dienste Der Koenigin
bemüht sich sehr, die Wahrheit herauszufinden.
Und dieser Intrigant ist weitaus gefährlicher als der doch recht einfach gestrickte König.«
Wie Céleste von klatschsüchtigen Domestiken erfuhr, ließ Richelieu aus bohrender Eifersucht auf den englischen Lord sein dicht gewebtes Netz aus Spitzeln in dieser Angelegenheit aktiv werden. Er schreckte dabei vor nichts zurück.
So war es dem Ersten Minister gelungen, in London Verbindung zu einer gewissen Lady Carlisle aufzunehmen. Diese schöne Dame - die letzte Geliebte Lord Buckinghams - hatte äußerst verletzt und wütend reagiert, als der Lord ihr kurzerhand wegen der französischen Königin den Laufpass gab.
In Gegenwart von Zeugen drohte die Verschmähte ihrem untreuen Geliebten und schwor Rache.
Als dann ein Ball am Hof des englischen Monarchen stattfand, gelang es ihr, Buckingham während eines Tanzes eines der beiden mit Brillanten besetzten Ferrets, die sie vorher noch nie an ihm gesehen hatte, zu entwenden. Die Ferrets, aus Metall gefertigte Endstücke der Verschnürungen von Wämsern und Korsagen, wurden von Damen und Herren gleichermaßen getragen. Als Marie von Céleste diese Geschichte zugetragen wurde, erschrak sie zutiefst:
»Oh je!«, entfuhr es ihr. »Königin Anna hat Lord Buckingham
ein Paar solcher goldenen Ferrets geschenkt. Sie hatte diese allerdings kurz zuvor von ihrem Gemahl zum Geburtstag erhalten. Anna ist verloren, wenn Kardinal Richelieu das Corpus Delicti in die Hand bekommt!«
»Nein, nein, so weit wird es nicht kommen«, beruhigte Céleste sie. »Zum Glück entdeckte Buckingham den Diebstahl sofort. Und weil er wachen Verstandes ist, ergriff er sofort die geeigneten Maßnahmen. Er ist immerhin Erster Lord der Admiralität von König Charles I., und es bereitete ihm keine Mühe, sämtliche Häfen Englands für eine Weile sperren zu lassen, so dass Lady Carlisle mit ihrem Raub nicht nach Frankreich entfliehen konnte.
Nun lässt er bei einem berühmten, englischen Juwelier eine Kopie des gestohlenen Ferrets anfertigen und wird das dann wieder komplette Paar umgehend an dich senden, Marie.« »Mein Gott, ja!«, rief die Herzogin begeistert. »Natürlich leite ich dann die Schmuckstücke sofort an die - zumindest dieser Sorge enthobene - Königin weiter.« Bei derartigen Unternehmungen war Marie ganz in ihrem Element …
Es war in der Tat Rettung aus höchster Not. Marie vergaß diese pikante Episode niemals. Anna aber hatte erstmals in ihrem Leben so etwas wie Liebe erfahren - und zugleich die Gefahr erkannt, in der sie schwebte, sobald sie versuchte, gegen den Willen des Königs und seiner Mutter glücklich zu sein.
KAPITEL 24
»NIEMALS WERDE ICH vergessen, liebste Freundin, was Ihr für mich tut. Vielleicht kann ich es Euch irgendwann einmal vergelten.« Die Königin war gerührt über den selbstlosen Einsatz ihrer engsten Vertrauten, die sich als »Liebesbotin« engagierte.
Über Marie blieb Anna mit Lord Buckingham weiter in Verbindung. Was blieb der unglücklichen Frau auch anderes übrig? Wurde ihre persönliche Post doch gründlich zensiert.
Wie ein Gewittersturm war die Liebe über Anna hereingebrochen. Dieser Naturgewalt der Gefühle hatte sie einfach nichts entgegenzusetzen. George Villiers bemühte sich mehrfach, die Anstellung eines britischen Sonderbotschafters in Paris zu erlangen. Natürlich wies man ihn ab als »persona non grata«. Eine Tatsache, die ihn zwar persönlich kränken mochte, mit der er jedoch hatte rechnen müssen.
Wenn er nicht im Guten nach Frankreich kommen könne, dann eben im Bösen, äußerte daraufhin der wütende, englische Aristokrat. So jedenfalls erzählte man sich im Louvre …
Marie de Chevreuse hatte für ihre Herzensfreundin volles Verständnis. Sie empfand großes Mitgefühl mit der von ihrem Liebsten getrennten Anna, die strenger denn je überwacht wurde.
»Ach, Madame, was seid Ihr doch für ein Pechvogel«, seufzte sie des Öfteren. »Kaum erlebt Ihr endlich die Wonnen der wahren Leidenschaft, werdet Ihr schon wieder getrennt vom Objekt Eurer Sehnsucht! Ich hatte Euch dieses Glück so gegönnt, aber nun seid Ihr ärmer dran als zuvor.«
Anna, die ihre freie Zeit meistens allein in ihrem Boudoir
verbrachte, weinte viel und ohne Marie wäre sie wohl verzweifelt. Ihrer Ersten Hofdame gelang es jedoch hin und wieder, sie abzulenken und - wenigstens gelegentlich - sogar zum Schmunzeln zu bringen.
Zum Kummer der unglücklichen Königin kam noch die Furcht vor dem
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