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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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allfälligen Strafgericht ihres Gemahls, das wohl nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen würde.
    Der unscheinbaren Céleste fiel in der folgenden Zeit eine enorm wichtige Aufgabe zu: Sie übernahm nämlich die Kurierdienste, indem sie die Briefe des in Flammen stehenden, attraktiven Engländers an Königin Anna übermittelte. Sie wurde von keinem verdächtigt, sooft sie auch die Räume der Gemahlin Ludwigs betrat und wieder verließ. Niemand kontrollierte jemals die kleine Céleste; alle übersahen sie.
    Kein Spion Richelieus verfiel auf die Idee, sie könnte die Post, die an Marie adressiert war, in den Louvre zur Königin schmuggeln. Die Erste Hofdame hingegen war bereits von den Schergen des Kardinals nach Briefen für Anna durchsucht worden …
     
    Die Königin und die Herzogin de Chevreuse waren längst ein Herz und eine Seele, die vergangenen Ereignisse hatten sie nur umso inniger zusammenwachsen lassen. Die fromme, demütige Anna und Marie - flatterhaft, aber gutherzig und treu, was ihre Liebe zur Königin anbetraf - harmonierten auf das Beste miteinander.
    Richard Holland, Maries Geliebter, war inzwischen zu ihrem Leidwesen nach England zurückgekehrt, und sie nahm jetzt noch lebhafteren Anteil an der bittersüßen Liebesgeschichte der Königin. Anna las ihr jeden Brief des vor Sehnsucht und Liebe beinahe närrischen Lord Buckinghams vor.
    Die gefühlvollen Antwortschreiben der französischen Königin
wiederum wurden Maries Schwester Céleste ausgehändigt, die für den Weitertransport über den Kanal Sorge trug.
    Der Königin zuliebe fädelte Marie de Chevreuse sogar eine kleine Intrige ein, die Monsieur Gaston, den Bruder Ludwigs, vor der Ehe mit einer ungeliebten Frau bewahren sollte. Vor allem aber galt es, Anna zu schützen: Würde eine etwaige Gemahlin Gastons vor der Königin ein Kind zur Welt bringen, wäre Annas Situation am Hof gänzlich unerträglich. Gaston durfte demnach keinesfalls jetzt schon heiraten.
    Gezielte Indiskretionen folgenden Inhalts verbreiteten sich auf einmal im Louvre: Die auserwählte Braut sei auf Grund einer Erkrankung in ihrer frühen Kindheit unfruchtbar. Damit schied sie als Gattin für den zweiten Sohn Marias de Medici natürlich aus.
    Leider erfuhr Kardinal Richelieu durch seine Spione am Hof von dieser Kabale; im Handumdrehen machte der durchtriebene Machtmensch aus der vergleichsweise harmlosen Intrige ein gefährliches Komplott gegen den König. Die Kunde davon verbreitete er sogleich am Hofe.
    Die Komplizen der Chevreuse und Monsieur Gastons - die dieser, gemäß seines feigen Charakters, sofort preisgegeben hatte - wurden entweder hingerichtet oder des Landes verwiesen. Darunter befanden sich viele einflussreiche Hugenotten - dem skrupellosen Kardinal ohnehin längst ein Dorn im Auge - sowie Freunde des verstorbenen Charles d’Albert de Luynes. Letztere waren Richelieu besonders verhasst.
    Für die Königin war am schlimmsten, dass auch ihre Vertraute Marie de Chevreuse als Mitglied dieser »gefährlichen Verschwörerbande« entlarvt und von Ludwig aus Paris verbannt wurde.
    Dabei hatte Marie noch Glück - wie leicht hätte sie auch auf dem Schafott enden können. Ehe Marie ihre Koffer packte,
hatte sie noch eine wichtige Unterredung mit ihrer Schwester. Sie zog sich mit Céleste in ihr Schlafzimmer zurück und setzte sich mit ernster Miene zu ihr aufs Bett. Inständig bat sie ihre Schwester, ein Auge auf die Königin zu haben, deren Sicherheit am Hof Marie sehr gefährdet sah. Ihr war alles andere als wohl bei dem Gedanken, die Freundin so allein in der Höhle des Löwen zurückzulassen. Doch ihr blieb keine Wahl.

KAPITEL 25
    KÖNIGIN ANNA WAR todunglücklich, als Marie de Chevreuse sich anschickte, Paris für unbekannte Zeit zu verlassen. Sie selbst war durch das Aufdecken »des ungeheuerlichen Komplotts«, wie der Kardinal es nannte, neuerlich auf das Schwerste kompromittiert.
    »Wie soll ich weiterleben ohne meine beste Freundin und einzige Vertraute am Hof? An wen kann Lord Buckingham in Zukunft seine Briefe adressieren? Um Euch, Marie, besonders zu treffen, hat der Kardinal außerdem angeordnet, dass Eure Schwester Céleste Euch nicht ins Exil begleiten darf.«
    »Ach, Madame, das Ganze hört sich schlimmer an, als es letzten Endes ist«, beruhigte Marie die Freundin, auch wenn sie selbst ganz anderer Meinung war. »Céleste bleibt in unserem Pariser Palais, kommt aber jeden Tag in den Louvre und kann mir auf diese Weise haarklein von allen

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