Im Dienste Der Koenigin
Vorgängen im Palast berichten; zudem wird sie Euch, wie gewohnt, Lord Buckinghams Briefe überbringen.
Daran ändert sich also nichts!«
So schwer Anna der Abschied von Marie auch fallen mochte - ein klein wenig war sie durch die Worte ihrer Vertrauten doch getröstet. »Wollen wir hoffen, dass der König Euch bald wieder begnadigt«, seufzte sie und umarmte Marie de Chevreuse sorgenvoll.
Das ersehnte auch die Herzogin. Nie war es Marie so deutlich geworden, dass sie außer Anna - und Céleste natürlich - ebenfalls keine wirkliche Freundin besaß, der sie vertrauen konnte; ja nicht einmal eine gute Bekannte, bei der sie das Bedürfnis verspürt hätte, ihr ihre innersten Gedanken, geschweige denn intime Details, anzuvertrauen.
Die Aussicht, weiter in brieflicher Verbindung mit Lord Buckingham stehen zu können, ließ Anna zwar ein wenig aufatmen, aber der Verzicht auf Maries amüsante Gesellschaft fiel ihr ausgesprochen schwer. Sie liebte die junge Herzogin mit dem quirligen Temperament, dem aparten Gesicht, den dichten Wimpern und dem seidigen blonden Haar.
Schmerzlich vermisste sie ihre witzigen Kapriolen, ihre gepfefferten Reden und ihre närrischen Einfälle. Keine verstand es so wie Marie, sich auf intelligente, bissige Weise über andere lustig zu machen.
Die Aristokratin mit der ungezügelten Lebensweise, die ihre Liebhaber je nach Lust und Laune zu wechseln schien, hatte die fromme Spanierin zwar anfangs schockiert, sie aber auch gleichzeitig durch ihren Mut beeindruckt. Ein wenig beneidete die Königin Marie um deren Unbekümmertheit. Zudem trug die Hofdame ihr Dinge zu, von denen sie in ihrer Unschuld bisher nichts geahnt hatte …
Und nun wusste sie nicht, ob und wann sie ihre Vertraute jemals wiedersehen würde. Die Königin besaß am Hof keinen einzigen Menschen, der rückhaltlos zu ihr zu halten gewagt
hätte. Alle zitterten vor Maria de Medici, vor dem mittlerweile schier allmächtigen Kardinal Richelieu und - selbstverständlich - vor Seiner Majestät, dem unberechenbaren König.
Gaston, der jüngere Bruder des Königs, der angeblich durch die Umsturzpläne - die allerdings nur in der Fantasie des Kardinals Richelieu existierten - an die Macht hätte gelangen sollen, kam natürlich glimpflich davon. Zum Glück für die Königin besaß er wenigstens so viel Anstand, klarzustellen, dass Anna nichts damit zu tun hatte.
Marie hielt sich inzwischen im komfortablen Landhaus ihres in Paris sehnsüchtig auf sie wartenden Gatten auf. Das Gut lag in der sogenannten Kreide-Champagne und sie langweilte sich in der öden und windigen Gegend, die einzig von einigen mageren Bäumen durchsetzt war, schier zu Tode.
In Kürze hatte sie sämtliche Nachbarn aufgesucht und zu sich eingeladen; aber sie verspürte nur ein geringes Bedürfnis, die Bekanntschaft mit diesen zumeist sterbenslangweiligen Herrschaften zu vertiefen.
»Und wenn ein Edelmann sich wirklich einmal durch Esprit hervortut, hat er bestimmt eine Ehefrau, die ihn wie Zerberus persönlich bewacht«, ließ Marie die Schwester wissen, von der sie im Gegenzug die brisantesten Neuigkeiten vom Hof erfuhr.
Anfang September 1625 musste sich Königin Anna einem Gericht stellen, bestehend aus dem König, ihrer missgünstigen Schwiegermutter Maria de Medici sowie dem Kardinal. Es ging um ihre angebliche Rolle beim »Komplott« gegen Ludwig; trotz des Ehrenrettungsversuchs durch Monsieur Gaston blieb Richelieu nämlich dabei: Die Königin habe ihren Gemahl zu entmachten versucht.
Und nicht allein um die Macht sei es ihr gegangen, behauptete dreist der Kardinal, sondern der König hätte sogar ermordet werden sollen, um den Weg frei zu machen für Monsieur Gaston, den die Königin dann geheiratet hätte. Der Günstling Marias de Medici schreckte in der Tat vor nichts zurück.
»Nicht einmal stramme Parteigänger R.’s halten diese aberwitzige Geschichte für wahrscheinlich«, schrieb Céleste der Schwester ins Exil.
Die schwer gedemütigte Königin musste vor dem selbsternannten »Tribunal« erscheinen, um sich zu rechtfertigen. Um ihr ihre aussichtslose Lage deutlich zu Bewusstsein zu bringen, wurde Anna nur erlaubt, auf einem niedrigen Hocker ohne Lehne Platz zu nehmen. Der Kardinal hatte sogar dafür plädiert, sie während der ganzen Verhandlung wie eine arme Sünderin stehen zu lassen.
Aber das ging selbst der böswilligen Mediceerin zu weit. Eine Königin sollte wenigstens sitzen dürfen, »das gebietet schon der Respekt vor
Weitere Kostenlose Bücher