Im Dreieck des Drachen
Jetzt hatte er die Stimme erkannt. Sie gehörte Edwin Weintraub, dem leitenden Untersuchungsbeamten des NTSB . Er unterdrückte einen Fluch. Der Hangar hätte leer sein sollen. Er beugte sich zu Rolfe hinüber. »Bringen Sie ihn zum Schweigen. Möglichst wenig Schaden zufügen.«
Rolfe nickte, zog sich rasch zurück und verschwand in der Dunkelheit.
Auf der Stelle änderte David sein Konzept. Diese Fähigkeit machte ihn zu einem solch erfolgreichen Kommandanten. Im wirklichen Leben verliefen nur wenige Dinge wie geplant. Damit eine Mission erfolgreich sein konnte, musste der Plan variabel sein, sich vom einen auf den nächsten Augenblick ändern können. Wie jetzt …
David stand auf und rief: »Beruhigen Sie sich, Weintraub! Ich bin’s bloß.«
»Commander Spangler?« Der Hauch von Panik in der Stimme des Mannes erstarb.
»Ich prüfe nur nach, ob alles in Ordnung ist, ehe ich mich zur Ruhe begebe. Was tun Sie hier?«
»Ich habe dahinten auf meinem Lager ein Nickerchen gehalten. Mein Computer sammelt Daten. Ich wollte warten, bis er damit fertig ist.«
»Sie sollten in diesem Sturm nicht hier draußen sein.«
»Alles ist isoliert und gegen Feuchtigkeit geschützt. Es besteht keine Gefahr.«
Meinst du. Inzwischen sollte Rolfe fast auf Position sein. Er hob die Stimme, um Weintraubs Aufmerksamkeit weiter auf sich zu ziehen. »Schön! Wenn Sie alles in der Hand haben, verschwinde ich jetzt. Die Wache ist die ganze Nacht draußen, falls es irgendwelche Probleme gibt.«
»Danke sehr! Aber ich bin … He, wer sind …«
David hörte ein lautes Krachen und runzelte die Stirn. Das hätte Rolfe besser hinbekommen sollen. Schlechte Arbeit.
»Alles klar!«, rief Rolfe herüber.
»Ich schicke Handel los. Er soll dir helfen. Bringt diesen schmierigen Sack Scheiße rüber.«
Gregor richtete sich auf, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht, hütete sich aber, einen Befehl infrage zu stellen. David winkte ihm, und Gregor verschwand rasch.
Um die Wartezeit zu überbrücken, legte er die Büste aufs Deck und sammelte die Werkzeuge ein. Dieser unselige Zwischenfall konnte sich noch als Vorteil herausstellen. Ursprünglich hatte er den Sprengsatz morgen während des Arbeitstags zünden wollen. Möglicherweise wären ein paar wenige Männer dabei draufgegangen, ein geringer Preis, der gezahlt werden müsste. Doch nun änderte er seine Pläne.
Über das Dröhnen des Sturms hinweg hörte er das Scharren von Stiefeln. Er drehte sich gerade in dem Moment um, als seine beiden Männer Gang zweiundzwanzig betraten, Weintraubs schlaffen Körper zwischen sich. Handgelenke und Fußknöchel waren mit Plastikstreifen gefesselt, der Mund mit Kreppband verklebt. Der große Mann stöhnte und wehrte sich schwach, war aber offenbar noch benommen von dem Überfall.
»Bringt ihn hierher.«
Die beiden legten ihren Gefangenen auf das Deck. »Tut mir leid, Sir«, entschuldigte sich Rolfe. »Ich bin auf was Schmierigem ausgerutscht. Er hat mich gesehen, bevor ich ihn zum Schweigen bringen konnte.«
»Alles in allem beschissene Arbeit«, sagte David hart. »Weintraub sollte nicht mal hier sein.«
»Seine Liege war hinter einer Mauer aus Wrackteilen versteckt. Der Monitor seines Computers war abgeschaltet. Im Dunkeln …«
»Ich will keine Entschuldigungen hören.« David konzentrierte sich auf den Gefangenen. Inzwischen hatte Weintraub das volle Bewusstsein wiedererlangt. David entdeckte die große Beule hinter dem linken Ohr. Ein Blutrinnsal markierte die Stelle, wo Rolfe ihn getroffen hatte. Weintraub starrte David mit Augen an, aus denen Hass und Wut leuchteten.
»Was tun wir mit ihm?«, fragte Gregor. »Ihn über Bord werfen und dem Sturm die Schuld geben?«
David musterte weiterhin sein Opfer, dessen Ärger allmählich in Furcht überging. »Nein. Ihn zu ertränken wird uns nichts einbringen.«
Ein Aufflackern von Hoffnung in den Augen des Mannes … und von Argwohn.
David streckte die Hand aus und drückte Weintraub die Nasenflügel zusammen. »Haltet ihn fest!« Rolfe fixierte die Beine des Mannes; Gregor packte ihn an den Schultern.
Da sein Mund mit dem Kreppband verschlossen war, bekam er keine Luft mehr. Weintraub kämpfte gegen das Ersticken an, doch David drückte seine Nase weiterhin fest zu und sagte dabei zu den anderen: »Wir werden seine Leiche benutzen. Die Schwachstelle in unserem Plan war der Zeitpunkt der Explosion. Warum gerade morgen? Was hat sie hervorgerufen? Sie hätten Verdacht schöpfen können.«
Er
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