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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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das Essen aus der Tüte und legte die verpackten Sandwiches auf den Küchentisch. Dann fing sie mit ihrer Runde an.
    Als Erstes brachte sie die Küchenabfälle nach draußen und reinigte das Gästebad. Sie hörte die Toilettenspülung im großen Badezimmer. Anschließend sammelte sie die gestapelten Zeitungen, Magazine und Kataloge aus dem Wohnzimmer ein und warf sie in den Mülleimer. Nach dem Essen würde sie noch staubsaugen. Sie hörte Wasser laufen, er musste in wenigen Minuten fertig sein.
    Sie fing an, die Flaschen einzusammeln. Es war schon fast wie eine perverse Suche nach Ostereiern. Wo hatte Daddy die Leckereien diesmal versteckt? Oh, schau an, eine leere Flasche
Early Times
lag unter dem Sofa. Und was ragte da aus der verstaubten Seidenpflanze in der Ecke? Oh! Eine leere Flasche
Bushmills
. Ingesamt waren es nur vier Flaschen. Sie nahm an, dass es hätte schlimmer kommen können. Es war schon deutlich schlimmer gewesen an anderen Tagen.
    »Was führt dich hierher?«, brummelte ihr Vater, als er ins Zimmer stapfte.
    Er sah nicht gut aus. Seine Augen waren rot und sein Gesicht aufgedunsen. Seine Hände zitterten, doch er stand und wirkte nüchtern.
    Sie konterte mit einer Gegenfrage. »War die Polizei hier?«
    Er nickte und machte sich auf in die Küche, wo er sich setzte, ein Sandwich auswickelte und keine Anstalten machte, auf Veronica zu warten.
    Sie folgte ihm. »Und?«
    Er kaute und schluckte. Den Bissen spülte er mit einem Schluck Kaffee hinunter. »Und was?«
    Ihr McMuffin war bereits kalt geworden. Sie legt ihn wieder hin. »Haben sie es dir gesagt? Das mit Max?«
    Ihr Vater blickte zu ihr auf. »Ja. Sie haben es mir erzählt. Er war die ganze Zeit tot. Deine Mutter hat viele Tränen für diesen Jungen vergeudet.« Er nahm einen weiteren Bissen von seinem Sandwich und zog eine Grimasse. »Kalt.«
    Veronica biss die Zähne zusammen. Die Tränen waren nicht umsonst geflossen. Vielleicht aus Selbstmitleid. Aber es hatte keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. Sie nahm ihre Sandwiches und packte sie in die Mikrowelle. »Ich frage mich, was passiert ist, wie er gestorben ist.«
    »Ich habe nie verstanden, was dieses Kind tat. Und ich bezweifle, dass die Art, wie er in den Tod ging, eine Ausnahme bildet.«
    Die Mikrowelle piepste, und Veronica brachte die McMuffins zurück an den Tisch. »Wir sprechen hier nicht über irgendein Kind, Dad. Es geht um meinen Bruder.«
    »Halbbruder.« Osborne nahm das Sandwich in die Hand und ließ es sofort wieder fallen. »Zu heiß.«
    »Mein Bruder«, sagte sie wieder.
    »Wie auch immer.« Osborne trank erneut vom Kaffee.
    Lass gut sein, Veronica. Geh nicht darauf ein.
    Ihr Vater musste allerdings in ihren Augen gelesen haben. »Oh, es ist wieder so weit. Willst du mir wieder das Gleichnis vom heiligen Max erzählen, Ronnie? Ich hab nämlich kein Interesse.« Er stieß sich vom Tisch ab und ging ins Wohnzimmer.
    Veronica warf die Reste des Frühstücks in einen Abfalleimer. »Das ist also alles? Mehr hast du nicht zu sagen?« Ihre Stimme war ruhig und gefasst.
    »Mein Gott, Ronnie, was willst du denn hören? Der Junge war von Anfang an verdorben. Er lief weg. Jetzt ist er tot. Viel mehr gibt es darüber nicht zu sagen.«
    »Er ist da draußen vielleicht alleine gestorben. Vermutlich völlig verängstigt. Kümmert dich das nicht? Nicht im Geringsten?« Sie stellte den Mülleimer zurück unter das Spülbecken. Zum Teufel damit.
    »Nein, tut es nicht. Ich sag dir auch, warum, Veronica Gail. Der Junge war vom Moment seiner Empfängnis an verdorben.«
    »Das stimmt nicht.« Max war lustig und lieb und geduldig gewesen.
    Er winkte ab. »Du weißt das doch gar nicht. Du kannst dich nicht erinnern. Du warst noch ein kleines Mädchen.«
    »Ich erinnere mich an sehr viel, Dad.« Es war Segen und Fluch zugleich. Es hielt sie davon ab, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Andererseits hielt es sie aber auch in vielen Nächten wach und brannte unablässig in ihrem Magen, wie die Frühphase eines Magengeschwürs.
    Es war nicht so, dass ihre Kindheit nur grässlich gewesen wäre. Sie sah täglich viel Schlimmeres in der Notaufnahme. Ihr Vater hatte sich nie an ihr vergangen oder sie zum Anschaffen auf die Straße geschickt.
    Doch Max wurde so oft am Esstisch geschlagen, dass es Veronica schon fast als normal empfunden hatte, wenn das Abendessen mit einem Schlag ins Gesicht eines Familienmitglieds endete. Und dass sich die meisten kleinen Mädchen im Schrank versteckten,

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