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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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zurück in den Flur. Nach einer oder zwei Sekunden war er zurück und hielt ihre Tasche in Händen. In seiner großen Hand wirkte sie lächerlich, wie ein Kinderspielzeug.
    Eine ihrer Kolleginnen, eine ältere Schwester namens Jan, sagte ihr, man könne an der Größe einer Handtasche erkennen, für wie viele Personen eine Frau Verantwortung trug. Je größer die Tasche, desto mehr Verantwortung lastete auf ihren Schultern. Veronicas Handtasche war sehr klein. Sie schätzte, dass sie jetzt wohl noch etwas kleiner werden würde. Zumindest konnte sie jetzt die Visitenkarten von allen Bewährungshelfern entsorgen, die sie immer bei sich trug.
    »Danke.« Sie nahm ihm die Tasche ab und ging zur Hintertür.
    Zach öffnete ihr die Tür, und gerade, als sie hindurchgehen wollte, packte er sie am Arm. »Warten Sie«, raunzte er. »Nicht bewegen.«
    »Was zum …?«
    Er zeigte auf die Stufe.
    Er hatte sie gerade noch davor bewahrt, den perfekten Fußabdruck eines Stiefels zu zerstören.
    »Martinez«, rief er hinein. »Können Sie bitte jemanden hinters Haus schicken?«

11
    »Jemand muss eine Zeit lang hier gewesen sein.« Phong Lee, der Kriminaltechniker, sah von der alten Eiche im Garten zu Zach herüber.
    »Können Sie etwas über ihn sagen?«, fragte Zach. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder eine Frau war, war verschwindend gering. Es hatte zweifellos eines kräftigen Mannes bedurft, um George Osborne die Treppe hinaufzuschleifen. Er hatte viele muskulöse Frauen im Fitnessstudio gesehen, doch er bezweifelte, dass auch nur eine davon die Kraft besessen hätte, das leblose Gewicht eines ausgewachsenen Mannes zuerst die Treppen hochzuzerren und anschließend wieder hinunterzuwerfen.
    Lee zuckte mit den Schultern. »Ich sehe mir ein paar Tabellen an und gebe Ihnen dann ungefähre Angaben zu Höhe und Gewicht, wenn wir wieder im Labor sind. Für den Moment gehe ich von einem etwa ein Meter achtzig großen Mann aus.«
    »Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es nicht die gleiche Person war, die das Opfer verprügelt hat, bevor es die Treppe hinuntergeworfen wurde.«
    Das war interessant. »Ich höre.«
    »Ich habe die Leiche nur kurz gesehen, aber Klein Hillary hat etwas von einem Halbschuh erzählt.« Phong zeigte zur Treppe hinüber. »Es gibt nicht viele Halbschuhe mit Stiefelsohlen. Scheint ein Arbeitsschuh gewesen zu sein.«
    »Also haben wir zwei Täter? Einen drinnen und vielleicht einen, der hier hinten Wache gehalten hat?« Das machte keinen Sinn. Warum sollte man einen Wachposten hinter das Haus stellen? Wenn, dann wäre die Gefahr von vorne zu erwarten gewesen.
    »Das müssen Sie herausfinden, Detective. Aber ich glaube nicht, dass derjenige, der hier war, jemals das Haus betreten hat. Soweit ich es rekonstruieren kann, hat er eine ganze Weile unter diesem Baum gehockt.« Phong zeigte auf die Spuren am Boden.
    »Dann ist er zur Hintertür gegangen, hat hineingesehen, vielleicht eine Weile unter dem Fenster gesessen und ist anschließend verschwunden.«
    »Also eine Art Spanner?« Wer würde beobachten, wie jemand umgebracht wird, und unternahm nichts? »Danke.«
    Zach ging zurück ins Haus, wo ein Tumult herrschte wie im Bienenstock.
    Frank stand in der Küche und sprach mit zwei Kriminaltechnikern. Er wandte sich Zach zu, als dieser hereinkam. »Was meinst du? Hat dieser Mord etwas mit dem Auftauchen der Überreste dieses Kindes zu tun?«
    Zach atmete tief aus. »Einerseits kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Verbindung besteht. Es liegen über zwanzig Jahre zwischen den beiden Fällen. Andererseits kann ich mir auch nicht vorstellen, dass keine Verbindung besteht. Der Zufall wäre einfach zu groß.«
    »Daran habe ich auch zu knabbern.« Frank kaute auf einem Zahnstocher, den er aus seiner Tasche gezogen hatte. »Ich glaube genauso wenig wie du an Zufälle, wenn es um Mord geht, allerdings kann ich nicht begreifen, wieso ein paar alte Knochen für jemanden den Tod bringen sollen. Wir sind schließlich niemandem auf der Spur.«
    »Beschafft jemand eine Aufstellung seiner Telefonate?«, fragte Zach.
    Frank nickte. »Ich habe auch ein paar Uniformierte in die Nachbarschaft geschickt. Vielleicht wurde etwas oder jemand gesehen. Ein Auto. Ein Mann. Irgendetwas.«
    Es war die Art von Nachbarschaft, wo wirklich jemand etwas gesehen haben mochte. Andererseits war es auch die Art von Nachbarschaft, in der die Leute vor dem Fernseher saßen, wenn sie nach Hause kamen, und ihre Türen hinter sich geschlossen

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