Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
Vom Netzwerk:
vor dem Tod ein, aber nur knapp vorher. Sie sind typisch für jemanden, der am Boden liegt und getreten wird.«
    Zach fielen die Stiefelspuren auf George Osbornes Körper ein, und er sah Frank an. »Das ist unsere Verbindung. Der Täter tritt offenbar gerne nach.«
    Alle Kämpfer hatten ihre bevorzugte Taktik. Muhammed Ali hatte die kurze Gerade. Felix Trinidad gab dem linken Haken den Vorzug, und Micky Ward war berüchtigt für seinen Doppelhaken. Schläger bildeten da keine Ausnahme. Es gab solche, die zuschlugen, die Gliedmaßen verdrehten und an den Haaren zogen. Und es gab ganz ohne Zweifel jene, die zutraten.
    »Ich kann Treter nicht leiden«, sagte Frank mit ernster Miene.
    Zach ging es ebenso. Treter neigten dazu, sich an ihren Opfern noch zu vergehen, wenn sie schon am Boden lagen. Bäuchlings und ohne Möglichkeit, sich zu wehren. Außer sie rollten sich ein und hofften, dass es bald vorbei sein würde. An diesem Punkt richtete der Treter den größten Schaden an, denn er ging auf jemanden los, der bereits aufgegeben hatte und nur noch versuchte zu überleben.
    Max hatte nicht überlebt.
    »Todesursache?«, fragte Zach.
    Dinsmore schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht genau sagen. Dem Muster der Verletzungen zufolge würde ich auf innere Blutungen tippen. Ein sehr langsamer und schmerzhafter Prozess.«
    Zach schloss die Augen. Manchmal verabscheute er zu wissen, was sich die Menschen gegenseitig antaten. An manchen Tagen träumte er von einem Beruf, bei dem er nicht täglich mit den Abgründen des menschlichen Daseins konfrontiert würde. Andererseits glaubte er nicht, dass sich irgendjemand dauerhaft dieser Konfrontation entziehen konnte. Unmenschlichkeit bohrte ihre hässliche Fratze früher oder später in das Leben eines jeden einzelnen Menschen. Wenigstens hatte er die Chance, die Bilanz ein wenig auszugleichen.
    Dinsmore sprach noch immer. »Er war allerdings definitiv tot, bevor er vergraben wurde.«
    Großartig. Wenigstens hatte niemand das Kind lebendig begraben.
    »Und er wurde nicht hier im Tal beerdigt, sondern ich schätze, irgendwo in den Sierras.«
    »Geht es etwas konkreter, Doc?«, fragte Frank.
    Die Sierras. So wie in Sierra School für Jungen.
    Dinsmore zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Ich könnte natürlich Erdpartikel vergleichen, wenn ihr mir eine Gegenprobe besorgt. Mit dem, was ich momentan zur Verfügung habe, ist eine genauere Aussage leider nicht möglich.«
    Frank sah zu Zach hinüber. »Kannst du mit deinem Freund Stoffels reden? Vielleicht können wir ein bisschen Dreck für Dinsmore auftreiben. Eine Art vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.«
    Das Haus war noch immer von dem gelben Absperrband umringt, doch es waren keine Polizisten mehr hier. Es war nicht gerade die Art von Verbrechen, wo Wachen am Tatort verbleiben mussten.
    Sie duckte sich unter dem Band hindurch und zog ihre Schlüssel aus der Handtasche.
    »Bist du das, Veronica?«, fragte eine Frauenstimme.
    Veronica drehte sich um. Es war Mrs Masi, die zwei Häuser weiter wohnte. Mrs Masi war über siebzig, aber hatte sich gut gehalten. Sie ging jeden Morgen spazieren und kümmerte sich um ihren Garten, ob es nun regnete oder die Sonne schien. Sie hatte einen Hang zu Caprihosen mit elastischem Bund und Polohemden in Pastelltönen. Als Veronica noch klein war, hatten Mrs Masis Haare einen brünetten Touch. Heute trug sie sie in hellem Aschbraun. Sie hatte ein paar Falten mehr um die Augen, aber ansonsten hatte sie sich kaum verändert. »Hallo, Mrs Masi. Ja, ich bin es.«
    »Ach du meine Güte. Ist es wahr, was man sich erzählt?« Mrs Masi hatte seit bestimmt drei Jahren nicht direkt mit Veronica gesprochen. Alles hatte irgendwie damit angefangen, dass Mrs Masi ihren Vater gebeten hatte, einen Baum zu stutzen, dessen Ast auf die Straße hing. Die Dinge gerieten relativ schnell aus den Fugen bis zu dem Moment, den die Polizei in ihrem Bericht als gezielten Ausbruch der Obszönität aufseiten ihres Vaters beschrieben hatte. Dies umfasste auch provozierende Aussagen in Bezug auf was Mrs Masi mit den abgeschnittenen Ästen des Baumes anfangen könnte.
    »Was erzählt man sich?«, entgegnete Veronica.
    Mrs Masi kam die Einfahrt herauf. »Es heißt, dein Vater sei umgebracht worden«, flüsterte sie, so als hätte eine lautere Aussprache den Mörder aus der Hecke springen lassen.
    »So ist es leider.«
    Mrs Masi legte Veronica eine Hand auf den Arm. »Wie schrecklich. So ein Ende hat niemand verdient«, fuhr sie

Weitere Kostenlose Bücher