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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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bis sie ihre Handtasche und Jacke geholt hatte.
    »Also, was müssen Sie mir so dringend erzählen?«, fragte sie, als sie in die Nacht hinaustraten.
    Die Luft war kühl und frisch und ließ den Hauch eines aufziehenden Schauers vermuten. Zach beobachtete, wie der Wind ihr Haar zerzauste, und rang das Bedürfnis nieder, ihre Strähnen wieder in Ordnung zu bringen. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Wir haben mit ziemlicher Sicherheit den Ort gefunden, an dem Ihr Bruder ursprünglich beerdigt war.«
    Sie hielt an. »Er lag also nicht schon immer in der Baugrube und wartete darauf, entdeckt zu werden.«
    Zach schüttelte den Kopf und steckte die Hände in die Hosentaschen. Er vermied es, sie anzusehen, und richtete seinen Blick stattdessen auf die Äste, die im Mondschein vom Wind gepeitscht wurden. »Nein, dort wurde er nur abgeladen. Das war uns von Anfang an klar.«
    Ihre Augen klebten wie gebannt an ihm. »Wo lag er also ursprünglich?« Man musste eine Frau einfach lieben, die nicht vor der Wahrheit zurückschreckte, egal wie unangenehm sie sein mochte.
    »Wie es aussieht, auf dem Gelände der Sierra School.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber wie ist er dann auf die Baustelle geraten?«
    Das war eine hervorragende Frage, die sich auch Frank und Zach unablässig stellten. »Die Vermutung liegt nahe, dass ihn jemand ausgegraben und auf die Baustelle gebracht hat.«
    »Warum?« Sie stand still, als hätte sie die Neuigkeit buchstäblich aus dem Gang gebracht.
    »Daran arbeiten wir gerade«, sagte er. »Klar ist, dass jemand wollte, dass er gefunden wird, und des Wartens offenbar überdrüssig wurde.«
    Sie kaute für einen Moment auf ihrer Unterlippe und ging dann zügig weiter. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Zach passte sich ihrem Tempo an. »Ich schätze, es wird am Ende alles Sinn ergeben. Es braucht nur seine Zeit.«
    »Irgendetwas muss passiert sein.« Sie waren nun an ihrem Auto. Sie stand an der Fahrertür und kramte in der Handtasche nach den Schlüsseln.
    Zach lehnte an der Seite des Hondas. »Vertrauen Sie mir, wir werden uns um alles kümmern. Wir finden heraus, wie Ihr Bruder gestorben ist.«
    Sie sah zu ihm auf, fast überrascht. »Ja, natürlich. Aber ich meinte, es muss vor Kurzem etwas passiert sein. Etwas, das jemanden dazu trieb, Max auszugraben und dafür zu sorgen, dass er gefunden wird.«
    »Wir haben auch darauf ein Auge. Hat Ihr Vater vielleicht kürzlich etwas erwähnt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Woher wusste der, der seine Leiche umgebettet hat, überhaupt, wo sie lag? Haben ihn vielleicht Tiere ausgegraben? Gab es womöglich eine Erschütterung, ein Erdbeben, das seine Knochen freigelegt hat?«
    Zach dachte an die tiefe Grube im Wald. Es hätte eines wahren Infernos bedurft, um seine Leiche an die Oberfläche zu bringen. Und selbst dann wäre kein sauberes, glattes Loch entstanden. Sie drehte sich langsam um und blickte ihn an. »Sie meinen, der, der ihn ausgegraben hat, wusste von Anfang an, wo er beerdigt lag?«
    Zach gab noch immer keine Antwort. Er durfte nichts sagen. Die Ermittlungen waren noch im Gange. So sehr er Veronica alles sagen wollte, was er wusste, er konnte keine konkreten Ermittlungsdetails preisgeben.
    »Hat ihn jemand aus der Schule da oben umgebracht?«, bohrte sie nach und ging einen Schritt auf ihn zu.
    »Das wissen wir nicht. Er könnte auch jemandem begegnet sein, als er davonlief. Im Augenblick gibt es mehr Fragen als Antworten.« Das war leider wahr.
    Sie dachte einen Moment darüber nach. »Aber er ist nie nach Sacramento zurückgekommen?«
    »Vermutlich nicht.« Selbst das war reine Spekulation. Er war vielleicht in die Stadt gekommen, fand aber keine Hilfe und ging dann wieder zurück. Auch wenn es unwahrscheinlich war.
    »Also hatte mein Dad nichts damit zu tun.« Sie sackte zusammen, so als wäre alles, was sie aufrecht hielt, der Kampf um den Ruf ihres Vaters gewesen.
    Zach stützte sie. »Vermutlich nicht. Zumindest nicht direkt.«
    Sie schien ihn nicht zu hören. Sie zog die Schlüssel aus der Handtasche und starrte sie an. Es schien, als wüsste sie nicht mehr, was sie tun sollte.
    Zach sah das nicht zum ersten Mal. Es war eine Kombination aus Erschöpfung, dem Schock und der emotionalen Überforderung. Es war immer schwer, wenn man es mit ansehen musste, aber in diesem Fall brach es ihm fast das Herz.
    »Veronica?«, sagte er. Sie reagierte nicht sofort. »Miss Osborne?«
    Sie blickte zu ihm auf, offenbar überrascht, dass er noch hier war.

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