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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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wirklich sagen würde, was er tun sollte. »Nein«, stöhnte er. »Bitte nicht.«
    Burtons Stimme war unerbittlich. »Und wer war die letzte Person, die ich aufgesucht habe, Gary? Die letzte Person, zu der mich womöglich Max geschickt hat? Das warst du, nicht wahr, Gary? Was sagen die Knochen dazu?«
    *
    Zach saß in der Hocke, jederzeit bereit, Gary zu überwältigen. Die Waffe schwankte zwischen Veronica und Lyle … dann sprang Havens zur Seite und verschwand.
    »Was zum Teufel?«, schrie Frank. »Wo ist er hin?«
    Burton sank auf die Knie. »Heizungstunnel!«
    Zach erinnerte sich daran, dass ihnen Stoffels von den Heizungsschächten erzählt hatte, die den ganzen Komplex durchzogen. Er rannte los, fand das Loch, in dem Gary verschwunden war, und stürmte hinterher.
    Es war stockdunkel, und Zach tastete sich voran. Massive Mauern. Eine Leitung, die an der Decke verlief. Leise Trippelgeräusche von Ratten und die lauten Schritte eines Menschen hörte er vorauseilen.
    Zach nahm die Taschenlampe von seinem Gürtel und sah sich um. Der Tunnel machte direkt vor ihm eine Biegung, und er schaltete die Lampe besser wieder aus, um sich nicht zu verraten. Er arbeitete sich langsam durch den Tunnel voran und versuchte seinen Atem so flach wie möglich zu halten, damit er Gary laufen hören konnte.
    Er war hier. Er lief immer weiter. Zach erreichte den Abschnitt, wo der Tunnel abknickte, und erfühlte die Abbiegung mit seinen Händen. Zentimeter für Zentimeter ging es um die Kurve, ohne dass Zach wusste, ob ihn Stille oder ein Kugelhagel erwarten würde.
    Weder noch. Er hörte vor sich ein Schluchzen. Havens stand kurz vor dem Zusammenbruch.
    »Gary, kommen Sie zurück«, rief er.
    Als Antwort konnte er hören, wie Gary wieder schneller wurde. Verdammt. Zach atmete tief durch und ging weiter. Er überlegte kurz, ob er sich nicht eine Spur hinterlassen sollte, um wieder herauszufinden. Dann stieß er auf eine weitere Abzweigung und musste zwischen links und rechts wählen.
    In welche Richtung war Havens gelaufen? Es gingen langsam die Nerven mit ihm durch, und das konnte Zach zu seinem Vorteil nutzen. Der Kerl war an die Stätte seiner schlimmsten Kindheitserinnerungen zurückgekehrt. Er hatte einem seiner Peiniger Auge in Auge gegenübergestanden. Was ging in seinem Kopf vor? Er musste es unbedingt herausfinden.
    »Wie geht es Ihnen, Gary?«, rief er in die Dunkelheit.
    »Was glauben Sie wohl, Arschloch?« Havens’ Antwort kam von links.
    Fortschritt. Zach folgte dem Klang seiner Stimme. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Gary. Ich versuche mir noch immer ein Bild von allem zu machen. Sie sind sich über alles im Klaren, oder?«
    »Das dachte ich, das dachte ich wirklich.«
    »Wir machen alle Fehler, Gary.« Zach folgte dem Tunnel weiter und kam erneut an eine Abzweigung. »Ich sogar sehr viele.«
    »Ich habe keinen Fehler gemacht. Max’ Knochen haben mir gesagt, was ich tun sollte. Ich habe ihm nur geholfen. Endlich habe ich ihm geholfen«, schluchzte Gary.
    Diesmal ging es nach rechts. »Und ich bin überzeugt, dass er das weiß, Gary.«
    »Meinen Sie?« Havens’ Stimme war nun viel näher.
    Es klang, soweit man das bei diesem Echo sagen konnte, als wäre er nur wenige Meter entfernt. »Ja, Gary. Er weiß es ganz bestimmt.«
    »Ich habe es wirklich versucht.«
    Mist. Havens hatte aufgehört zu sprechen, und das, wo Zach fast bei ihm war. Er knipste die Taschenlampe an. Havens saß in einer Sackgasse. Ein Teil des Tunnels war eingestürzt. Es gab keinen Ausweg, und Havens zielte mit seiner Waffe direkt aufs Zachs Brustkorb. Das Licht der Taschenlampe blendete ihn für einen Moment, und Gary versuchte seine Augen mit der anderen Hand abzuschirmen.
    »Ich weiß, dass Sie alles versucht haben, Gary. Max weiß das auch. Wir wissen es alle.« Zach hielt seine Stimme leise und ruhig. Jeder seiner Muskeln spannte sich an und war bereit loszuschlagen. Er musste nur den richtigen Moment abwarten.
    »Ich hatte das Gefühl, es würde mich reinigen. Ich hatte mich tagelang gewaschen, aber der Schmutz, den sie mir angetan hatten, ging einfach nicht ab. Erst mit ihrem Blut konnte ich ihn abstreifen.«
    »Was diese Männer hier getan haben, war kriminell, Gary. Wir werden jeden Einzelnen von ihnen zur Rechenschaft ziehen. Das schwöre ich Ihnen.« Es war keine Lüge.
    Garys Arm sank ein kleines Stück. »Wirklich?«
    »Ja, denn sie machen mich krank. Niemand darf Kinder auf diese Weise behandeln.« Zach riskierte einen gewagten

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