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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    »Keine Scheu. Sieh dir nur alles genau an. Hier musste er deinetwegen hausen, Schokostreusel. Hierher kam er, nachdem du ihn an deinen beschissenen Vater verraten hattest.«
    Veronica wandte sich ab.
    »Ich habe gesagt, sieh hin!« Gary schrie. Er zerrte an ihren Haaren, zwang sie auf die Knie und drückte ihr Gesicht gegen die Badewanne.
    »Arnott ist mit etlichen von uns hierhergekommen. Keiner von uns hat je darüber gesprochen. Wir schämten uns allesamt. Sieh es dir also gut an, du dämliche Schlampe. Hier wurde dein Bruder vergewaltigt.« Er zog sie an den Haaren nach oben.
    Tränen liefen über Veronicas Wangen, Tränen des Entsetzens und des Schmerzes. »Ich habe ihn nicht hierhergeschickt. Das war ich nicht.«
    Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. »Übernimm gefälligst Verantwortung für deine Taten. Du hast ihn verraten. Da hättest du auch gleich die Einweisungspapiere unterschreiben können.«
    »Ich war ein kleines Kind. Ich wusste nicht, was ich gefunden hatte.« Sie wollte doch nur mit den Sachen spielen, die sie in der Schublade von Max’ Kommode gefunden hatte. Sie hatte doch nicht ahnen können, dass sie ihr Vater sehen würde, dass er die Situation ausnutzen würde, um ihren Bruder loszuwerden.
    »Du warst damals verdorben, und du bist es noch heute. Ich will, dass du dir dessen bewusst wirst, ehe ich uns beide von deinen Sünden befreie.« Er zwang sie die Stufen wieder hinauf und zurück in die kalte Nacht.
    Veronica rang wieder nach Luft, sie versuchte tief durchzuatmen, ohne zu hyperventilieren. Doch ihre Panik war nahezu überwältigend. Niemand wusste, wo sie war. Niemand wusste, mit wem sie hier war. Sie würde hier oben sterben. Würde man jemals ihre Leiche finden? Oder würde sie genau wie Max für Jahrzehnte alleine im Wald liegen? Oh, armer Max. Ihr armer, süßer Bruder.
    »Und jetzt zeige ich dir als Höhepunkt, wo sie Max verscharrt haben.« Gary schubste sie durch den Gebäudekomplex.
    Wenn sie nur ein wenig langsamer wurde, trieb er sie sofort wieder an, auch wenn sie dabei stolperte. Einmal fiel sie hin, doch er zerrte sie am Arm wieder nach oben. Sie hatte das Gefühl, er würde ihn direkt aus der Schulter reißen.
    Schließlich erreichten sie eine offene Grube im Boden.
    »Hier lag dein Bruder für zwanzig Jahre. Erst die Schlampe Susan Tennant hat ihn ausgegraben.«
    »Warum sollte Susan Tennant meinen Bruder ausgraben?« Veronica hatte den Eindruck, in ihrem Kopf würde sich alles drehen.
    »Weil sie dem Teufel offenbar die nächste Beförderung nicht gegönnt hat. Das war alles, was ich aus ihr herausbekam, ehe ich sie knebelte. Ein Knebel, der letztlich zu ihrem Erstickungstod beigetragen hat.« Gary lachte. »Ich habe sie so geknebelt, wie sie es früher mit den Kindern getan hatte, nur dass ich ihr den Lumpen nicht mehr aus dem Mund entfernt habe. Ich habe ihn gelassen, wo er war, und zugesehen, wie langsam das Leben aus ihr wich. Und ebenso wichen meine Sünden.«
    Veronica blickte in die Grube. Hier lag Max also in all den Jahren, in denen sie auf ihn gewartet hatte. Hier lag er, wenn sie zu seinem Geburtstag heimlich eine Kerze angezündet hatte. Hier hätte sie ihn gefunden, als sie auf der Straße nach seinem Gesicht Ausschau hielt.
    Sie fing an zu weinen.
    »Oh, bitte. Erwartest du etwa, dass ich dir diese Krokodilstränen abkaufe?« Gary stieß ihr mit der Waffe in den Rücken, und sie fiel in das Grab ihres Bruders.
    »Nicht, Gary!«
    Gary wirbelte herum. Er kannte diese Stimme. Er kannte sie nur zu gut.
    »Was machen Sie hier?«, fragte Gary den Teufel. »Wie kommen Sie hierher?«
    »Ich bin mit der Polizei hier, Gary. Es muss ein Ende finden. Lass die Frau gehen. Sie trägt an nichts die Schuld.« Er hatte noch immer die gleiche tiefe Stimme. Sie verlieh ihm den Eindruck, dass er immer recht hätte, doch Gary wusste es inzwischen besser. Der Teufel hatte niemals recht.
    »Mit ihr hat alles begonnen. Sie ist der Anfang, und sie wird auch das Ende sein.« Gary hob seine Waffe. Hinter dem Teufel konnte er zwei weitere Personen ausmachen. »Sie wissen, dass ich Sie in der betreffenden Nacht gesehen habe, nicht wahr?«
    »Ich wusste es nicht. Nicht bis jetzt. Ich glaubte, es hätte außer den Beteiligten niemand etwas gesehen«, sagte Burton.
    »Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie sie immer weiter auf ihn eintraten, als er bereits auf dem Boden lag und alle anderen schon aufgehört hatten. Sie

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