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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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zum Lichtschalter neben der Tür, kippte ihn hoch. Nichts. Und wieder hinunter. Nichts.
    Schritte irgendwo unter ihr, ein leises Geräusch, als streife jemand an dem Metallgeländer entlang, dann flammte das Licht im Hausflur wieder auf, und sie hörte jemanden im ersten oder zweiten Stock die Tür aufschließen. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss, und es war wieder still. Zu still.
    Ebba stand wie paralysiert auf der Türschwelle. Das Licht vom Hausflur ergoss sich in die Wohnung, die nichts mehr von einer Schutzburg hatte, sondern voller Schatten und Gefahren war. Noch einmal probierte sie vergebens den Schalter des Eingangsbereichs.
    Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre Toms Wagen hinterhergelaufen, doch das war völlig aussichtslos und kindisch. Sie ging in Angriffsstellung.
    Â»Wer ist da?«, rief sie laut. Sollte sie bei Nachbarn klingeln und sie bitten, sie in die Wohnung zu begleiten?
    Dort, wo vermutlich die Tür zugegangen war, wohnte ein Russe, der kein Wort Deutsch konnte, und die Nachbarn direkt unter ihr hatten sich letzte Woche in den Skiurlaub verabschiedet. In der Regel genoss Ebba diese Abgeschiedenheit sehr, aber jetzt war ihr plötzlich alles unheimlich.
    Das Licht hinter ihr ging aus, schnell drückte sie auf den Schalter und wagte, solange es hell war, einen Schritt vorwärts ins Dunkel.
    Â»Ich komm jetzt rein, und ich werde mich wehren!«, rief sie.
    Das Handy fiel ihr ein. Es lag in der Handtasche. Hatte sie genug Zeit, es herauszuholen und die Polizei zu rufen? Und wenn alles blinder Alarm war? Vielleicht war nur die Sicherung ausgefallen, und sie reagierte hysterisch, weil Tom ihr mit seiner Sorge Angst eingejagt hatte. Was fiel ihm ein! Wut schwappte in ihr hoch.
    Wo war der Sicherungskasten? Keine vier Schritte von der Wohnungstür entfernt in der Nische neben der Küchenzeile. Angestrengt versuchte sie, in die Wohnung hineinzuhorchen. Atmete da jemand? Stand da jemand? Gespenster, Gespenster, ganz bestimmt.
    Trotzdem machte sich Panik in ihr breit. Sie konnte nicht hineingehen. Es war so schwarz. So dunkel. So beängstigend. Vielleicht sollte sie umkehren, zum Auto laufen und in die Stadt fahren, in ein Hotel gehen und morgen bei Helligkeit zurückkommen. Ebba, tadelte sie sich, du bist kein Kind mehr. Du kannst dich wehren. Geh rein! Wenn jemand da ist, kann er dich nicht überrumpeln. Du bist auf einen Angriff gefasst. Du weißt, wie du ihn abwehren kannst.
    Um zu prüfen, ob es die Sicherung war oder ob jemand die Glühbirnen rausgedreht hatte, drückte sie auf den Klingelknopf. Nichts. Gut. Also musste es die Sicherung sein. Das konnte immer mal passieren.
    Mit angehaltenem Atem wartete sie auf das erneute Erlöschen des Hauslichts, drückte es wieder an und stürmte mit einem lauten Schrei in die Wohnung, in Richtung Sicherungskasten. Sie konnte nichts erkennen, tastete in der Dunkelheit nach der Abdeckung aus Metall. Da war sie. Mit dem Blick abwechselnd zum dunklen Apartment und zur hellen Türöffnung fummelte sie schier endlos herum, bis das Türchen aufging. Immer noch war nichts anderes zu sehen und zu fühlen als die Dunkelheit der Räume. Alles andere war Einbildung. Einbildung!
    Ihre Finger fuhren über die Schalter, fanden den herausgesprungenen Hauptschalter, drückten ihn hoch.
    Nichts. Es blieb dunkel.
    Alle möglichen Szenarien wirbelten ihr durch den Kopf. Dunkelheit – hier war sie. Genauso, wie sie es immer befürchtet hatte. Jemand wollte sie im Dunkeln zu Tode quälen.
    Aber da war niemand. Im Augenblick jedenfalls nicht. Wie lange würde das Flurlicht noch anbleiben?
    Sie rannte zurück zur Tür, blieb keuchend stehen. Warum hatte er sie nicht angegriffen? Warum konnte sie einfach so hinausspazieren? Sie musste nachdenken. Das Flurlicht ging aus, sie drückte es wieder an, und im selben Augenblick fiel es ihr ein: Sie hatte vorhin den Lichtschalter in ihrer Wohnung an- und wieder ausgeschaltet. Deshalb hatte sich nichts getan, als sie die Sicherung reindrückte. Aber das Nachtlicht brannte auch nicht. Es war immer an. Hatte es jemand ausgeschaltet?
    Egal. Sie musste es probieren. Zitternd bewegte sie den Schalter neben dem Türholm. Sofort wurde es hell, als sei nichts gewesen.
    Ebba keuchte erleichtert und hielt sich am Türrahmen fest, sonst hätten ihre Knie nachgegeben.
    Es war hell!
    Und da war niemand. Sie konnte alles

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