Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
sprechen?« sagte ich.
»Wie bitte?« fragte er.
»Dauert nur einen Moment. Besten Dank«, sagte ich.
»Aha. Nun denn. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind, Sir.« Er wandte das Gesicht ab, um seinen Unmut zu verbergen, und ging zu seinem Wagen.
»Sie sind Emile Pogue«, sagte ich.
»Warum auch nicht?« Die Stimme klang, als komme sie aus einem rostigen Rohr.
»Sie kommen allerhand rum. Sie joggen draußen auf Pecan Island, kreuzen im Haus nebenan auf. Was haben Sie im Sinn, Mister Pogue?«
»Ich bin im Ruhestand, ich mag das Klima, das Haus ist günstig zu haben.«
»Warum finde ich Sie bloß so rundum beschissen?«
»Verflucht, wenn ich das bloß wüßte.« Er grinste.
»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Fahren Sie mit mir zu unserem Gefängnis. Wir hatten da einen kleinen Vorfall.«
»Ich hatte vor, mit einer guten Freundin zeitig zu Abend zu essen«, sagte er.
»Treffen Sie sich mit ihr bei Kerzenlicht. Legen Sie bitte die Hände hinter den Kopf.«
»Dafür brauchen Sie einen Haftbefehl, nicht wahr, Chef?«
»Ich halte nicht viel von Formalitäten. Drehen Sie sich um.«
Er war so muskulös, daß beinahe sein Sakko platzte, als er die Hände im Nacken verschränkte. Ich nahm seine linke Hand, drehte sie im Uhrzeigersinn nach unten, auf den Rücken, und schob sie zwischen die Schulterblätter, bis ich den Druckpunkt spürte. Sein Oberarm fühlte sich so zäh und elastisch an wie eine Wagenfeder.
»Nehmen Sie die rechte Hand ein Stück höher, nein, nein, hinter das Ohr, Mister Pogue. So ist’s gut«, sagte ich.
Ich legte ihm die Handschellen ums rechte Handgelenk, schob es im Uhrzeigersinn zum Rückgrat und fesselte auch seine Linke. Dann sah ich den Streifenwagen unter den Eichen auf uns zukommen. Ich führte ihn den abschüssigen Rasen hinab, vorbei an dem Makler, der uns mit offenem Mund anglotzte.
»Stimmt es, daß Sonny Marsallus Ihren Bruder umgebracht hat?« fragte ich.
»Ich glaub, Sie haben Ihre Grütze zu lang auf dem Ofen gelassen«, antwortete er.
Ich fuhr hinten im Streifenwagen mit ihm zur Dienststelle, brachte ihn in mein Büro und schloß ihn an den im Fußboden eingelassenen D-Ring an. Dann rief ich den Sheriff und Kelso, den Beschließer, zu Hause an. Als ich den Hörer auflegte, starrte mich Pogue, dessen eine Schulter durch die Fessel schief nach unten gezogen wurde, abschätzend an. Er sonderte einen eigenartigen Geruch ab, so als schwitze er Testosteron aus.
»Wir müssen ein bißchen warten«, sagte ich.
»Auf was?«
Ich holte meinen Dienstplan aus der Schublade und fing an, ihn auszufüllen. Nachmittags hatte es einen Stromausfall gegeben, und die Klimaanlage war zwei Stunden außer Betrieb gewesen.
»Auf was warten wir?« fragte er.
Ich hörte, wie er auf dem Stuhl herumrutschte, wie die Handschellen an dem stählernen D-Ring klirrten. »Was soll das hier?« sagte er fünf Minuten später. »Psychospielchen im Kuhkaff?« Sein Sportsakko war zerknittert, sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
Ich legte meinen Dienstplan beiseite, schlug einen gelben Notizblock auf und legte ihn auf meine Schreibunterlage. Ich schraubte meinen Füller auf und tippte damit lässig auf den Block. Dann schrieb ich ein paar Zeilen.
»Sie waren Ausbilder an einer israelischen Fallschirmjägerschule?« sagte ich.
»Kann schon sein. Bin dreißig Jahre dabei. Da macht man allerhand Jobs.«
»Anscheinend haben Sie’s irgendwie fertiggebracht, daß Sie in keinem Computer auftauchen.«
Er bewegte das gefesselte Handgelenk hin und her.
»Ich knack hier gleich ein, Chef«, sagte er.
»Reden Sie mich nicht noch mal so an.«
»Schon mal mit ’nem Dupont-Spezial fischen gewesen, daß die Viecher bis rauf in die Bäume fliegen? Absägen bis zum Schloß, so wird das gemacht. Was meinen Sie denn, wer das Land hier schmeißt?«
»Warum klären Sie mich nicht auf?«
»Sie sind doch ein schlaues Kerlchen. Tun Sie nicht so, als warn Sie’s nicht.«
»Aha. Machen Sie und Ihre Freunde das?«
Er lächelte gequält. »Sie haben keine schlechte Tour drauf. Ich wette, die Hiesigen stehn da drauf.«
Durch das Fenster konnte ich den Sheriff, Kelso und den Mann von der Nachtschicht im Gefängnis draußen auf dem Gang stehen sehen. Sie betrachteten Emile Pogue. Kelsos Augen wirkten durch die dicke Brille groß wie Austern. Er und der Mann von der Nachtschicht schüttelten den Kopf.
»Gibt’s irgendwo Eintrittskarten? Was läuft hier überhaupt?« fragte Pogue.
»Haben Sie jemals für
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