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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Löffel war schwarz angelaufen, wie ein angekokelter Topf, aber offensichtlich hatte sie die Erde abgeputzt und das Metall mit einem Lappen glattgerieben, so daß man deutlich das eingravierte Wappenzeichen und den Buchstaben S auf dem gebördelten Stiel sehen konnte.
    »Ziemlich beeindruckend«, sagte ich. »Wie tief war das vergraben?«
    »Von meinen Ellbogen bis zu den Fingerspitzen.«
    »Haben Sie das noch jemand anderem gezeigt?«
    »Nein, und ich mach’s auch nicht. Nicht bevor ich ein Papier in der Hand hab, auf dem steht, daß das mein Grund und Boden ist.«
    »In New Orleans gibt es einen Laden speziell für alte Waffen und Münzen. Cohen’s, an der Royal Street. Darf ich den Löffel dort hinbringen, wenn ich nicht verrate, woher ich ihn habe?«
    »Geben Sie mir Ihr Wort drauf?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Wie lang dauert das?« fragte sie und befächelte sich mit einem geblümten Taschentuch.

14
    Am Dienstag nachmittag machte ich im Büro früh Schluß und fuhr quer durchs Atchafalaya-Becken über Baton Rouge nach New Orleans. Zuerst ging ich zu Cohen’s an der Royal Street, dessen Sammlung alter Waffen, Münzen und militärischer Ausrüstungsgegenstände aus dem Bürgerkrieg sich mit jedem Museum messen konnte. Danach traf ich mich mit Clete in seinem Büro an der St. Ann Street, und anschließend gingen wir über den Jackson Square zu einem kleinen italienischen Restaurant an der Decatur Street, ein paar Schritte hinter Tujague’s.
    Wir setzten uns hinten an einen Tisch, der mit einem karierten Tuch gedeckt war, und bestellten. Dann ging Clete zur Bar und kam mit einem Schnapsglas voll Bourbon und einem Humpen Faßbier zurück. Er tauchte den Stamper mit den Fingerspitzen ins Bierglas und sah zu, wie er klirrend am Rand entlang zu Boden sank und der Whiskey in einer bernsteinbraunen Wolke aufstieg.
    »Warum kippst du nicht gleich einen Schuß flüssiges Rohrfrei rein?« sagte ich.
    Er nahm einen tiefen Schluck und wischte sich mit der Hand über den Mund.
    »Heut nachmittag mußt ich ’n Typ, der auf Kaution abgängig war, aus ’nem Motel am Airline Highway rausholen. Er hat seine beiden Kinder bei sich gehabt. Ich muß diesen Detektivjob loswerden.«
    »Mit Dienstmarke hast du das doch auch gemacht.«
    »Das ist aber nicht dasselbe, Mann. Die Kautionsadvokaten lösen den einen Typ aus, bloß um ’n andern dafür reinzureiten. Die armen Scheißer sind doch bloß das Melkvieh.« Er genehmigte sich einen weiteren Schluck von seinem Magenwärmer, und allmählich nahmen seine Augen einen anderen Glanz an. »Hat euer Gerichtsmediziner einen Blutprobenvergleich mit der Wasserleiche vorgenommen?«
    »Ja, es ist der Typ, dieser Jack. Aber wir haben die Medien dazu gebracht, daß sie die Story zurückhalten.«
    Er langte über den Tisch und zog den in eine Papierserviette geschlagenen Löffel, den mir Bertie Fontenot gegeben hatte, aus der Brusttasche meines Hemds. Er wickelte das Papier von dem gravierten Stiel.
    »Was haben sie bei Cohen’s dazu gesagt?«
    »Es ist Tafelsilber aus dem achtzehnten Jahrhundert, vermutlich in Spanien oder Frankreich hergestellt.«
    Er rieb mit dem Daumenballen über das Wappenzeichen und steckte mir dann den Löffel wieder in die Tasche.
    »Der stammt von der Bertrandschen Plantage, hast du gesagt?«
    »Jo.«
    »Ich glaub, du zettelst da einen Riesenstunk an, Streak.«
    »Danke.«
    »Siehst du das denn nicht?«
    »Was?«
    »Ich glaub, du hast diesen Bertrand auf dem Kieker.«
    »Er taucht in dem Fall ständig auf. Was soll ich denn machen?«
    »Darum geht’s doch nicht. Mit dem Scheiß von dem Typ hast du nichts am Hut.«
    »Er ist nicht sauber.«
    ’ »Das gilt für die ganze Welt. Für dich geht’s um Marsallus, die Söldner und womöglich noch um Johnny Carp. Du mußt den Überblick behalten, Mann.«
    »Hast du was von Patsy Dapolito gehört?« fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Ich dachte, ich hab’s dir erzählt. Er sitzt in Houston im Knast. Hat zu dem Schönheitschirurgen gesagt, er rupft ihm das Auge raus, wenn er die Sache vermasselt.«
    »Der Gerichtsmediziner sagt, daß dieser Jack vermutlich völlig verängstigt war, als er sich die zwei Neunmillimeterkugeln eingefangen hat.«
    »Du meinst, er hatte Angst vor Sonny Boy?« fragte er.
    »So hab ich es verstanden.«
    »Der Typ hat auch noch ’ne andere Seite, Streak. Ich hab gesehen, wie er zwei Gefangene alle gemacht hat, Typen vom Militär. Ich mein, das waren echte Schmalztollen, Jungs, deren Stiefel

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