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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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auszuschöpfen, die über Nacht voller Regenwasser gelaufen waren. Der Himmel war klar und samtblau, ein kühler, süßlich riechender Wind blies aus Süden, und ich versuchte innerlich abzuschalten, so wie man es macht, wenn man sich einer Operation unterziehen muß oder in eine Situation gerät, bei der einem von vornherein klar ist, daß man mit dem schieren Verstand nicht weiterkommt.
    Gut sah er aus, wie er an dem Tisch bei Annette’s saß, die Haare frisch geschnitten, mit einem lavendelblauen Hemd und einem braunen Anzug mit dunklen Streifen, vor sich einen dicken weißen Teller mit einem üppigen Frühstück aus Rühreiern mit blutrotem Ketchup, Wurstpastetchen und Hafergrütze. Er lächelte sogar mit vollem Mund, als Helen und ich, gefolgt von einem Cop der Mordkommission aus dem First District des New Orleans Police Department, mit einem Haftbefehl wegen Mordes durch die Tür kamen.
    Er kaute weiter und schaute amüsiert drein, als ich ihn sich an die Wand lehnen ließ und ihn abtastete, die Neun-Millimeter-Smith & Wesson hinten aus seinem Hosenbund zog und ihm Handschellen anlegte.
    »Entschuldigung«, sagte er dann. »Beinah hätt ich mich an meinem Essen verschluckt. Mach dir darüber keinen Kopf, Streak. Auch ein Lockvogel muß seine Pflicht tun.«

15
    Am Donnerstag morgen kam Julia Bertrand, deren braungebranntes Gesicht geradezu vor Entschlossenheit glühte, in mein Büro. Sie setzte sich hin, ohne zu fragen, so als träfen wir uns in beiderseitigem Einvernehmen.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Julia?«
    »Ich möchte Anzeige erstatten«, sagte sie mit einem liebenswürdigen Lächeln. Sie hielt sich kerzengerade, aber ihre Hände waren unruhig.
    »Worum dreht es sich?«
    »Um Prostitution, wenn Sie mich fragen. Draußen bei Cade, das meine ich.« Sie zupfte mit einer Hand an ihrem Schenkel herum, dann hielt sie sie ruhig.
    »Bei Cade?«
    »Ich hab unser Hausmädchen gestern heimgefahren. Sie wohnt an dem Feldweg bei dieser Bar. Sie wissen bestimmt, welche ich meine.«
    »Ich glaube schon, Julia.«
    »Da sind weiße Männer mit schwarzen Frauen in die Wohnwagen gegangen.«
    »Dave«, sagte sie, als ich nichts erwiderte, »ich bin nicht prüde. Aber hier geht’s um unsere Gemeinde.«
    »Zwei Türen weiter sind zwei Jungs, mit denen Sie drüber reden können.«
    »Ich nehm an, einer davon ist der Herr, mit dem ich bereits geredet habe. Er konnte sich kaum das Gähnen verkneifen.«
    »Manche Menschen sind der Meinung, daß es besser ist, wenn man weiß, wo die Halbseidenen sind, als daß sie sich in der ganzen Gemeinde breitmachen«, sagte ich.
    »Das Hausmädchen hat mir erzählt, daß die Prostitution in diesem Nachtclub, oder wie immer man das auch nennen mag, von einer Schwarzen namens Ruthie Jean Fontenot organisiert wird.«
    Ich schaute sie an, sah ihr hektisches, verkniffenes Gesicht, die gebleichten Haare, die Augen, die unter den Nachwirkungen des Alkohols oder irgendeines Aufputschmittels glitzerten, und ich hatte keinerlei Zweifel, daß die Furien jeden Morgen auf Julia warteten, sobald sie in den Spiegel schaute.
    »Ich werde jemanden bitten, daß er sich die Sache mal anschaut«, sagte ich.
    »Wie nett.«
    »Habe ich Sie mit irgendwas beleidigt?«
    »Natürlich nicht. Sie sind ein Schatz, Dave. Ich wünschte bloß, ich war bei Ihnen mal zum Zug gekommen, bevor Bootsie aufgekreuzt ist.«
    »Ist mir stets eine Freude, Sie zu sehen, Julia.«
    Ein paar Minuten später sah ich vom Fenster aus zu, wie sie in ihr gelbes Kabriolett stieg und davonraste – vorübergehend wieder mit sich im reinen an diesem Morgen, so als ob die Welt von einem großen Übel befreit wäre, weil sie eine verkrüppelte Schwarze bei der örtlichen Polizei gemeldet hatte.
    Ich trank eine Tasse Kaffee, öffnete meine Post und ging dann zum Zellenblock. Kelso kaute auf einem Strohhalm herum und las in einem aufgeschlagenen Aktenordner auf seinem Schreibtisch. Am Kopf der Seite konnte ich Sonnys Namen erkennen.
    »Robicheaux, mein Bester, lass dir irgendwas einfallen. Sieh zu, daß seine Kaution runtergesetzt wird, stell die Kaution selber, lass ihn in deinem Köderladen Würmer eintüten. Er gehört nicht hierher«, sagte Kelso.
    »Manchmal ergibt es sich halt so, Kelso.«
    »Ich hab ihn in Isolation gesteckt, wie von dir gewünscht. Ich hab ihm sogar Essen von daheim mitgebracht. Und was sagt der? Er will wieder in die Sammelzelle.«
    »Keine gute Idee.«
    »Er sagt, es is egal, wo ich ihn hinsteck, weil’s

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