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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Auffahrt zurücksetzte, goß er lässig seinen Eistee in den oben in einem Ameisenhaufen steckenden Trichter.
    Ich fuhr auf dem St.-Martinville-Highway hinaus zu dem limonengrünen, ein Stück von der Straße zurückgesetzten und hinter einer Reihe Pinien stehenden Doppelhaus, dorthin, wo Della Landry Qualen hatte erdulden müssen, die sich die meisten von uns nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen mögen. Die Mörder hatten das Haus buchstäblich auf den Kopf gestellt. Matratzen, Kissen und Polstermöbel waren aufgeschlitzt, Geschirr und Bücher von den Regalen gefegt, sämtliche Schubladen auf dem Boden ausgekippt, Putz und Wandverkleidung mit einem Brecheisen oder Zimmermannshammer herausgerissen. Selbst die Abdeckung auf dem Wasserkasten der Toilette war zerschlagen.
    Der Inhalt der Badezimmerschränke, egal wie intim, war quer über den Boden verstreut und von schweren Schuhen auf den Kunstfliesen zermalmt worden. Die gläserne Schiebetür der über der Badewanne angebrachten Duschkabine war aus dem Rahmen gerissen. Auf der anderen Seite der Wanne befand sich ein trockener roter Streifen, der von einem mit Farbe getränkten Pinsel hätte stammen können.
    Wenn die Spur eines Mordopfers in die halbseidene Welt der Aufreißlokale und Zuhälter, der kleinen Schlepper und Straßendealer zurückverfolgt werden kann, dauert die Suche nach dem Täter für gewöhnlich nicht lange. Aber Della Landry war Sozialarbeiterin gewesen, hatte erst vor drei Jahren an der Louisiana State University ihren Abschluß in Politologie gemacht. Sie stammte aus einer gutbürgerlichen Familie in Slidell, hatte regelmäßig die katholische Kirche in St. Martinville besucht und Religionsunterricht für die Kinder von Wanderarbeitern erteilt.
    Sie hatte einen Freund in New Orleans, der manchmal übers Wochenende bei ihr blieb, aber niemand wußte, wie er hieß, und allem Anschein nach gab es auch nichts Bemerkenswertes über diese Beziehung zu berichten.
    Was könnte sie getan, besessen oder in Händen gehabt haben? Was hatte die Täter angelockt, die sie in jungen Jahren so jäh aus dem Leben gerissen hatten?
    Die Killer könnten einen Fehler gemacht haben, dachte ich, sich die falsche Person ausgesucht haben, an die falsche Adresse geraten sein. Warum nicht? Polizisten passierte das auch.
    Aber die Doppelhaushälfte war zuvor an ein Ehepaar vermietet gewesen, das einen Gemischtwarenladen hatte. Nebenan wohnten Rentner. Ansonsten lebten hier, in dieser beinahe ländlichen Gegend, überwiegend Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, die nie genug Geld haben würden, um sich ein eigenes Haus zu kaufen.
    Ein kleiner Bücherständer aus Metalldraht lag umgekippt neben dem Fernsehapparat. Die auf dem Teppichboden verstreuten Bände deuteten lediglich auf ein allgemeines Interesse am Lesen hin, ohne daß etwas Ausgefallenes darunter gewesen wäre. Doch inmitten der aufgeschlagenen und ausgerissenen Seiten war eine kleine Zeitung mit dem Titel
The Catholic Worker
, auf der sich ein Schuhabdruck befand.
    Ich sah das Telefon, das aus der Steckdose in der Wand gerissen worden war, aber aus irgendeinem Grund fiel mir zuerst der Zettel mit der Nummer auf, der unten auf dem Apparat klebte.
    Ich schob den Stecker wieder in die Dose und wählte die Dienststelle an.
    »Wally, könntest du in mein Büro gehen und einen Blick auf die rosa Telefonbenachrichtigung werfen, die in der Ecke meiner Schreibunterlage klemmt?«
    »Klar. Hey, ich bin froh, daß du anrufst. Der Sheriff hat dich gesucht.«
    »Immer der Reihe nach, ja?«
    »Bleib dran.«
    Er stellte mich auf Warteschleife, nahm dann den Hörer an meinem Schreibtisch ab.
    »Bin bereit, Dave.«
    Ich bat ihn, mir die Telefonnummer auf der Benachrichtigung vorzulesen. Als er sie durchgegeben hatte, sagte er: »Das ist die Nummer, die Sonny Marsallus hinterlassen hat.«
    »Es ist auch die Nummer von dem Telefon, von dem aus ich gerade anrufe. Della Landrys Apparat.«
    »Was läuft da eigentlich? Will Sonny seinen Scheiß etwa bei uns in Iberia durchziehen?«
    »Ich glaube, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    »Hör mal, der Sheriff will, daß du raus zum Spanish Lake fährst. Sweet Pea Chaisson und eine Fuhre von seinen Bräuten machen vor dem Gemischtwarenladen einen Riesenaufstand.«
    »Schick einen Streifenwagen raus.«
    »Es geht nicht um ein Verkehrsdelikt.« Er prustete laut und keuchend los, als ob er sich an seinem Zigarrenrauch verschluckt habe. »Sweet Pea hat die

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