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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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klar«, sagte ich und ließ Tripod in den Garten fallen,
    Ich setzte mich wieder hin. Draußen strahlte die Sonne vom blauen Himmel. Demnächst wollten wir zur Messe fahren, zu St. Peter’s in New Iberia, und danach bei Victor’s an der Main Street zu Mittag essen. Ich wollte mich nicht auf ihren fragenden Blick einlassen.
    Sie hatte die Hände über den Knien verschränkt und starrte auf ein Poster mit zwei getigerten Kätzchen an der gegenüberliegenden Wand.
    »Wie viele Menschen, Dave, wie viele hast du ...«
    »Darüber darf man überhaupt nicht nachdenken, Alf. Wenn man das tut, wenn man es verlauten läßt – von da an kennt man sich nicht mehr wieder«, sagte ich.
    Um drei Uhr nachmittags rief Sonny im Köderladen an.
    »Du bist wohl schwer von Begriff?« sagte ich. »Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Laß dich nicht mehr bei mir hier draußen blicken, hast du verstanden? Wenn du unbedingt den Schutzengel spielen willst, dann geh nach New York, setz dir ein rotes Käppi auf und gurk mit der U-Bahn rauf und runter.«
    »Wann soll ich denn draußen bei dir gewesen sein?« fragte er. Im Hintergrund hörte ich, wie sich Wellen an den Felsen oder an irgendeiner Mole brachen, dann wurde eine Telefonzellentür geschlossen.
    »Freitag abend«, sagte ich.
    »Da bin ich in New Orleans gewesen«, sagte er.
    »Komm mir nicht damit, Sonny.«
    »Es ist die reine Wahrheit.«
    »Meine Tochter hat jemanden unter den Bäumen stehen sehen. Es war weder Emile Pogue noch Patsy Dap. Patsy geht’s hauptsächlich darum, wie er ins Geschäft kommen und Johnny Carp eins auswischen kann. Damit bleibst bloß du übrig.« Aber nicht einmal ich war davon überzeugt.
    »Die haben jede Menge Jungs, die für sie arbeiten, Streak, hauptsächlich in Florida. Die staffieren sich aus wie altgediente Ledernacken beim Hofappell, fallen inner Stadt ein, wo dann prompt jemand ’nen tödlichen Unfall erleidet, und schnappen sich noch am gleichen Abend den Nachtflieger zurück nach Tampa.«
    Ich hörte meine eigenen Atemzüge im Telefon. Das Sonnenlicht, das sich draußen vor dem Fliegengitterfenster auf dem Bayou spiegelte, schmerzte in den Augen wie Glassplitter.
    »Warum hast du angerufen?« fragte ich.
    »Ein Kokser, der mal für Johnny Carp gearbeitet hat, hat mir erzählt, daß Johnny an ’nem Deal beteiligt ist, bei dem’s um irgendwelches Land bei den Bahngleisen geht. Er sagt, er hat gehört, wie Johnny jemand am Telefon erklärt hat, daß das Land an den Bahngleisen liegen muß. Das ist der Schlüssel.«
    »Zu was?« fragte ich.
    »Weiß ich nicht. Du solltest mal den Kokser sehn. Dem seine Nasenlöcher schaun aus wie Tunnel, die direkt ins Hirn führen. Aber eigentlich ruf ich für den Fall an, daß meine Glückssträhne möglicherweise mal abreißen könnte, daß ich zum Beispiel die Drei und die Sechs würfel – du weißt schon, was ich meine. Weil ich dir nämlich sagen will, daß es mir leid tut wegen der ganzen Scherereien, die ich andern gemacht habe.«
    »Komm schon, Sonny, du bist doch längst mit allen Wassern gewaschen. Du wirst mit einem Glas Champagner in der Hand an der Canal stehen, wenn Johnnys Leichenwagen vorbeifährt ... Sonny?«
    Ich hörte, wie die Telefonzellentür krachend aufflog, dann ein Scheppern, als der Hörer lose hin und her schaukelte, und danach ein Geräusch, das fast im Lärm der an die Felsen oder eine Mole anbrandenden Wogen unterging, so als ginge eine Reihe Feuerwerkskörper hoch.

21
    Am Montag rief mich der Sheriff frühmorgens an und bat mich, in die Dienststelle zu kommen. Ich dachte, es ginge um Sonny. Ging es aber nicht.
    Er kratzte gerade mit einem Federmesser den Kopf seiner Tabakspfeife über dem Papierkorb aus, als ich in sein Büro kam.
    »Setzen Sie sich«, sagte er. Er wischte die Klinge an einem Blatt Papier ab und klappte das Messer mit dem Handballen zusammen. »Heut ist ein schlimmer Tag, mein Freund ... Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, daß es sich bloß um eine disziplinarische Untersuchung gegen Sie handelt.«
    Ich wartete ab.
    »Sie wissen ja, wie so was läuft«, sagte er. »Das ist eine Art Kuhhandel, bei dem man normalerweise einen schriftlichen Verweis in die Personalakte kriegt oder vom Dienst suspendiert wird.« Er zerknüllte das Papier und versuchte sich damit die Asche von den Händen zu wischen. »Diesmal sieht die Sache anders aus.«
    »Zu oft über die Stränge geschlagen?«
    »Der Ärger mit Ihnen ist, daß Sie ein Polizist sind, der keine

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