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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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nur irgendwie … Es muß eine ganz schöne Belastung für sie gewesen sein.«
»Und der Ring, der war definitiv seiner.«
»Er hätte einem anderen aufgesetzt worden sein können.«
»Na gut. Aber es gab überhaupt keinen Grund, an Elise Bloms Zeugenaussage zu zweifeln. Außerdem wurde sie bei den Ermittlungen gründlich verhört.«
»Hat sie ihn suchen lassen?«
»Dazu war keine Zeit. Harald Wulff ging ins Kino – sagte er – am 13. Januar 1971. Er kam in der Nacht nicht zurück, aber Frau, oder Fräulein Blom zufolge war das nicht ungewöhnlich. Er war da unberechenbar. Kaputte Nerven noch aus dem Krieg, sagte sie. In bestimmten Perioden konnte er kaum schlafen und streifte dann nächtelang durch die Straßen. In dieser Nacht aber nicht.«
»Nein?«
»Er wurde am 14. Januar gegen sieben Uhr gefunden, als die Leute da draußen zur Arbeit kamen. Es geht ein Seitenweg zu den Hafenschuppen hinunter, draußen auf der Nordseite von Nordnes, und er lag ganz unten vor den Schuppen. Es gab Spuren eines Kampfes rund herum im Schnee, aber niemand in der Nähe hatte etwas Ungewöhnliches gehört. Du weißt ja, es ist nicht gerade eine der friedlichsten Gegenden der Stadt.«
»Ich weiß. Ich bin da draußen aufgewachsen.«
»Er hatte einen Postausweis in der Innentasche der Jacke und eine Brieftasche mit 180 Kronen. Wir suchten seine Adresse auf, und da fanden wir Elise Blom.«
»Und Hjalmar Nymark nahm an den Ermittlungen teil?«
»Das stimmt.«
»Konnte er Wulff identifizieren?«
» Er hatte doch keinen intimen Verkehr mit ihm, Veum. Und es war fast zwanzig Jahre her, daß er ihn zuletzt gesehen hatte. Man versuchte, jemanden zu finden, der Elise Bloms Aussage bestätigen konnte, aber das erwies sich als unmöglich. Sie lebten ein sehr zurückgezogenes Leben – ohne Freunde, ohne Familie. Wie in einer Art Exil.«
»Paß mal auf! – Als Stauer-Johan verschwand, gab es da jemanden, der seiner Freundin die Leiche von Harald Wulff vorführte?«
Er schüttelte den Kopf. »Dafür gab es keinen Grund. Erstens wurde Harald Wulff Mitte Januar gefunden, während nach Stauer-Johan überhaupt erst einen Monat später gesucht wurde, und diese Suche wurde wie gesagt nie besonders vorrangig behandelt. Mitte Februar waren außerdem die Ermittlungen im Fall des Mordes an Harald Wulff so gut wie abgeschlossen.«
»So schnell?«
»Ja.«
Er durchblätterte den Papierhaufen zu diesen Ermittlungen.
»Wir haben versucht, seinen Bekanntenkreis zu erfassen, auch den aus der Zeit des Krieges. – Aber das war nicht leicht. Es gab selbstverständlich eine Menge technischer Indizien am Tatort: unter anderem einige Fußspuren im Schnee, Spuren von zweien, zusätzlich zu denen Harald Wulffs, und die Spuren eines Wagens, der neben einer der alten Depotbarracken geparkt war. Aber die Nachforschungen ergaben kein Resultat. Davon abgesehen …«
»Ja?«
»Man kann es gutheißen, oder auch nicht. Ich selbst hatte wie gesagt mit diesen Ermittlungen nichts zu tun. Ich war nicht einmal in der Stadt.«
»Was kann man gutheißen oder auch nicht?«
»Diesen Mord, er hatte doch einen besonderen Charakter, oder?«
»Ich weiß nicht recht. An was denkst du dabei – die Brutalität?«
Er nickte. »Alles deutet auf einen Anfall von Raserei hin – oder einen Racheakt. Harald Wulff war ein bekannter Denunziant und aus den Dokumenten geht hervor, daß er stark verdächtigt wurde, mit dieser ›Giftratte‹, von der du gestern sprachst, identisch zu sein.«
»Genau!«
»Also, es war naheliegend, zu glauben, daß es ein Widerstandskämpfer war, oder auch zwei, von der richtigen Seite, um es mal so auszudrücken, die endlich die Zeit für reif befunden hatten, Nemesis zu spielen. Und es gab sicher viele – auch unter den Polizisten – die meinten, daß Harald Wulff nur bekommen hatte, was er verdiente.«
»Also wurde das Verfahren eingestellt?«
»Es wurde behandelt, wie alle anderen, aber nach einem Monat konzentrierter und ergebnisloser Ermittlungen – und außerdem noch weiteren fünf-sechs Monaten sporadischer Weiterführung, sobald Dinge auftauchten, die von Bedeutung sein konnten – kam man zu dem Schluß, daß die Akte vorläufig abgelegt werden solle. Verfahren dieser Art werden nie eingestellt. Jedenfalls nicht, bevor die Verjährungsfrist in Kraft tritt.«
»Es fügte sich also in die Reihe der ungeklärten Mordfälle?«
»Ja, aber du wirst es selten in solchen Zusammenhängen behandelt finden – weder in der Tages- noch in der Wochenpresse. Harald Wulff

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