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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Auch Polizisten nicht. Und nicht alle Paragraphen sind notwendigerweise ewige Wahrheiten.«
»Hast du Hjalmar Nymark gut gekannt?«
»So gut, wie man Kollegen kennt, ohne persönlich befreundet zu sein. Er war in vieler Hinsicht ein reservierter Typ. Lebte für sich allein, hatte wenig Freunde, keine Familie. Ich glaube, er muß ein verdammt einsames Leben gelebt haben, aber er wollte es so. Ein paarmal aßen wir Mittag zusammen, wir luden ihn zu uns nach Hause ein, aber … Wir schätzten einander, während der Arbeitszeit. Sonst sahen wir einander selten.«
»Als du ihn kanntest, war er da auch schon mit ein paar alten Fällen beschäftigt?«
»Woran denkst du?«
»An Sachen, die während des Krieges passiert sind. Einen Denunzianten – einen Mörder, den sie die Giftratte nannten, an einen Brand 1953 in einer Farbenfabrik, die Pfau hieß. Fünfzehn Menschen kamen dabei um. An einen Mann, der verschwand – obwohl, das war später – 1971. Und an einen Mord, auch der 1971.«
»Ich finde, du bringst die Karten durcheinander, Veum. Was das erste angeht, wonach du fragtest: Er erzählte einiges vom Krieg. Schließlich hatte er eine sehr zentrale Position innerhalb der lokalen Widerstandsarbeit. Das war an und für sich ganz interessant, aber du weißt, wie das ist. Alle haben sie das eine oder andere vom Krieg zu erzählen. Nach und nach wird es einfach so, daß du auf Details nicht mehr achtest. Aber ich erinnere den Namen. Und ich erinnere mich sogar an den Mord, 1971, von dem du eben wahrscheinlich sprachst. Ein Mann wurde getötet, von dem einige, unter ihnen Hjalmar Nymark, glaubten, er sei mit dieser ›Giftratte‹ identisch, stimmt’s?«
Ich nickte. »Genau. Der Fall wurde nie aufgeklärt.«
»Nein. Das stimmt. Das war eine brutale Geschichte, aber in vieler Hinsicht typisch. Es war eine Hinrichtung, wie sie in der Unterwelt gar nicht selten vorkommt. Ein Spitzel wird auf diese Weise hingerichtet. Ein Rauschgifthändler, der für die entgegengenommene Ware nicht zahlen kann. Und vielleicht kann es auch alten Nazis passieren. Das ist keineswegs unwahrscheinlich.«
»Aber was ist dann mit diesem Verschwundenen?«
»Wer war das?«
»Einer, der Stauer-Johan genannt wurde, und der ungefähr zur gleichen Zeit verschwand. Einer, der den gleichen körperlichen Defekt hatte, wie dieser Harald Wulff, die Giftratte. Und der danach nie wieder aufgetaucht ist.«
»An den Fall erinnere ich mich nicht.«
»Nein. Das hat sicher was mit den Prioritäten zu tun. Stauer kommen und gehen. Mit Reedern ist das anders.«
Er sah mich betrübt an. »Tut mir leid, ich weiß nichts davon.«
»Der Brand 1953. Hjalmar Nymark meinte, daß eben jener Harald Wulff etwas damit zu tun gehabt haben könnte. Er arbeitete als Bürobote dort. Daß es also kein tragisches Unglück war, sondern etwas weitaus ernsteres; ein Verbrechen. Und diese Fälle beschäftigten ihn noch immer. Sogar noch am Tag, bevor er überfahren wurde, ja sogar am selben Tag, sprach er davon. Er hatte sie nicht vergessen. Es waren fast dreißig Jahre seit dem Pfau-Brand und exakt zehn Jahre seit dem Verschwinden und dem ungeklärten Mord, aber er … Ich weiß nicht, aber ich habe fast das Gefühl, daß er immer noch mit Nachforschungen beschäftigt war. Und dann wurde er überfahren. Im Grunde war es ein Wunder, daß er überlebte. Siehst du denn nicht … den möglichen Zusammenhang?«
Vegard Vadheim sah mich lange an. »Es hört sich nicht sonderlich wahrscheinlich an, aber … doch, ich kann den möglichen Zusammenhang sehen. Aber …« Er machte eine ausladende Armbewegung.
»Warum kommst du mit all dem zu mir? Hamre hat doch den Fall, und ich kann dir versichern, Veum – Hamre ist ein hervorragender Kerl. Wenn da was dran ist, wird er es herausfinden. Ich …« Er streckte die Hand nach dem Telefon aus.
»Ich komme gerade von ihm. Er ist nicht besonders interessiert. Du kannst ja mit ihm darüber reden. Und …«
Die Tür ging auf und eine Frau kam herein mit einem Stapel Papiere in der Hand. »Hier ist es. Ich glaube ich hab es jetzt.« Sie blieb an der Tür stehen, als sie mich bemerkte. »Oh, Entschuldigung – ich …«
Sie war Anfang dreißig, langhaarig und blond, mit einer großen, leicht krummen Nase und einem vorsichtigen Lächeln, das verblüffend schnell richtig munter wurde. Es blitzte in ihren Augen und sie streckte mir eine schmale Hand entgegen. »Hallo. Veum, nicht wahr?«
Ich räusperte mich. »Doch, ja, jedenfalls nicht Dr. Livingstone. Aber

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