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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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schwer und plattfüßig auf den Boden. Wäre ich ein ungebildeter Mensch, hätte ich gesagt, sie ging wie eine Kuh. Aber meine Mutter hatte mir beigebracht, solche Dinge für mich zu behalten.
»Es hat nämlich einen Todesfall gegeben«, fuhr ich fort und holte sie ein, als wir auf die Øvregate hinauskamen, gleich hinter Bredsgaarden, wo zwei so verschiedene Kulturinstitutionen wie ›Asmervik Kartoffeln‹ und die Vestlandsabteilung des norwegischen Schriftstellerverbands liegen.
Elise Blom antwortete nicht, sondern ging weiter in Richtung Nikolaikirke.
»Ein Polizist ist tot. Hjalmar Nymark. Er untersuchte den Brand.«
Sie blieb abrupt stehen und schüttelte heftig den Kopf. Das Haar lag in künstlichen Locken um das Gesicht, als fände sie es nicht mehr zweckmäßig, es stramm nach hinten zu ziehen.
»Hören Sie, wie-Sie-auch-immer-heißen …«
»Veum.«
»… und wen-Sie-auch-immer-vertreten.«
»Die Versicherungsgesellschaft Nemesis mit Aktien in der Ewigkeit.«
»Was?« Sie fiel aus der Rolle und verlor den Faden.
Der Souffleur sprang helfend ein. »Oder vielleicht vertrete ich Hjalmar Nymark selbst. Als ein letzter Gruß von uns, die hier unten noch übrig sind.«
Sie sah mich an, als sei ich eine Blase auf ihrer Zunge, die eben geplatzt war und ihre Stimme kam direkt aus dem Kühllager.
»Lassen Sie mich eins ein für alle Mal klarstellen. Ich bin es herzlich leid, daß Leute kommen und nach einem Brand fragen, der hundert Jahre her ist. Vor nicht mehr als einem halben Jahr war dieser Typ hier, dieser – ja, Nymark, oder wie Sie ihn gerade genannt haben – und ich hab nicht mehr zu sagen. Nicht einen Piep. Haben Sie verstanden?«
Ich fuhr sanftmütig fort: »Hjalmar Nymark suchte Sie also auf, vor nur einem halben Jahr? Was haben Sie ihm erzählt?«
Sie verdrehte die Augen und stapfte resolut die schmalen alten Gehsteige der Øvregate entlang weiter. Wir kamen an dem Frisiersalon vorbei, wo die Friseure Vikne, Vater und Sohn, meine Borsten schneiden, wenn ich es mir ein seltenes Mal leisten kann. Vom Turm der Sentralkirke schlug eine spröde Glocke sechs Schläge. Wir befanden uns mitten in der stillen Stunde zwischen Arbeitstag und Feierabend, wenn die Stadt scheinbar die Luft anhält und die Straßen mit einem Mal so gut wie leer sind.
Elise Blom bog entschlossen in Vestlandalmenningen ein und ich folgte, stumm und treu, wie ein wohldressierter Ehemann. Sie tat, als sähe sie mich nicht.
Unten vor der roten Ampel blieb sie stehen. Ich bezog Stellung neben ihr. »Wenn Hjalmar Nymarks Tod etwas mit dem Brand bei Pfau zu tun hätte, könnten Sie sich dann nicht denken, auf ein paar wenige Fragen zu antworten?«
Sie sah geradeaus vor sich hin und sprach wieder durch den Mundwinkel. »Wie kann der Tod eines alten Trottels mit einem Brand von vor dreißig Jahren zu tun haben?«
Es wurde grün und wir überquerten die Straße.
»Genau das ist es, was ich versuche, herauszufinden.«
Ohne ein Wort bog sie plötzlich zur Seite und ging durch eine Tür, an der auf einem großen, prangenden Schild BINGO stand und mit immer noch gleichplatten Füßen eine steile Treppe hinauf. Ich folgte ihr unverdrossen.
Wir kamen in eine grelle Räumlichkeit mit nackten Lichtröhren an der Decke, grauweißen Schmutzflecken auf dem Boden und einem merkwürdigen Geruch von dünnem Kaffee, Zigarettenrauch und etwas zu dick bekleideten Menschen. Eine hohe und dünne Mikrofonstimme leierte eine Zahlenreihe herunter, als sei es die heimliche Liturgie einer Freimaurerbruderschaft, oder nur die Liednummer bei der abendlichen Andacht im Missionshaus. Ich fand die Stimme hinter dem Mikrofon auf einer Erhöhung ganz hinten im Raum. Obwohl sie kaum viel älter als 25 sein konnte, gehörte sie einer Frau mit einem erstaunlich alten Gesicht unter dem gebleichten Haar.
Elise Blom stürzte zu einem freien Platz an einer der Tischreihen und ich setzte mich auf den Platz neben ihr, nur auf der anderen Seite des Durchgangs. Sie knurrte mir leise zu: »Wenn Sie mich noch weiter belästigen, werde ich jemanden bitten, die Polizei anzurufen.«
Ich machte eine unbeholfene Handbewegung und sah mich um. Die Blicke, die uns auf dem Weg in den Raum hinein gefolgt waren, wichen aus. Nur einer hielt stand: eine dickliche Frau mittleren Alters starrte mir intensiv ins Gesicht, als erwarte sie, das Super-Bingo des Abends darin geschrieben zu sehen.
Durch die Tischreihen kamen ein paar Frauen in lila Schürzen mit Geldtaschen über den Schultern. Eine blieb vor

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