Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
der Information, die der mit Sondervollmachten ausgestattete Ermittlungsrichter Battista Malannino bei der Pressekonferenz gezielt herausgegeben hatte. Auch sein Foto war in fast allen Zeitungen abgedruckt. Die Sturmtruppen mussten sich darauf gefasst machen, dass die Behörden auch alle anderen Passagiere des Flugs nach München unter die Lupe nahmen. Einstein und der Direktor mussten schleunigst die Strategie für den zweiten Teil ihres Plans überprüfen und sich, früher als geplant, absetzen. Am Flughafen hatten sie zwar mit gefälschten Papieren eingecheckt, doch das war kein Grund, sich beruhigt zurückzulehnen. Salvatore Cassara wusste, dass die Ermittler nicht auf den Kopf gefallen waren.
    Für Titti hatte er keinen Blick mehr. Sie zog sich schmollend ins Bad zurück, während er eine helle Leinenhose und ein kurzärmliges weißes Hemd anzog. Bevor er das Zimmer verließ, rief er, sie möge mit Anita an den Strand gehen.
     
    Während sie am Ufer der Krka entlangspazierten, klingelte Laurentis Mobiltelefon. Widerwillig sah er auf die Nummer des Anrufers, doch das Telefonat seiner Kollegin aus Grado hätte er zu jeder Tages- und Nachtzeit angenommen.
    »Entschuldige mich einen Augenblick.« Laurenti nahm ab. »Xenia? Sag Zeno bitte, dass er wirklich ein ausgezeichneter Koch ist.«
    »Wo bist du?«
    »Im Ausland. Wegen Spechtenhauser. Was gibt es?«
    »Meine Leute gehen gerade die Melderegister der Hotels in Grado durch, Proteo. So, wie du es am Freitag angeregt hast. Gott sei Dank ist noch keine Hochsaison, so kommen wir einigermaßen voran. Du solltest sehen, wie sie sich mit den deutschen Namen abrackern, vor allem mit den Umlauten.«
    »Für Belobigungen und Orden sind deine Vorgesetzten zuständig, Polizeipräsident und Präfekt. Deswegen rufst du mich gewiss nicht an, Xenia.«
    »Unsere Strände sind nicht mehr nur bei Österreichern und Deutschen oder der üblichen Kundschaft aus dem Veneto, der Emilia oder der Lombardei beliebt. Auch die Südtiroler lieben Grado inzwischen. Wusstest du das?«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ich schicke dir die Liste. Sie wird dich interessieren. Einige Gäste, die sich wegen der Trauerfeier einquartiert haben, verbringen ein verlängertes Wochenende hier.«
    »Oder um einen Goldraub zu begehen und zu besprechen, wie es weitergehen soll?«
    »Wer weiß. Ein paar andere jedoch sind erst später angereist. Und einer ist ziemlich interessant. An Geld mangelt es ihm auch nicht, er hat eine Suite in einem feinen Kasten bezogen. Vielleicht hilft es dir in Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz. Unterberger, Robert, zweiundvierzig Jahre alt, aus Bozen.«
    »Bis jetzt ist er uns nicht untergekommen.«
    »Und im gleichen Hotel wohnt ein Salvatore Cassara, vierundvierzig Jahre alt, Kalabrese. Auch er hat in Tolmezzo gesessen, wurde aber lange vor dem anderen entlassen.«
    »Wie ein Zufall hört sich das nicht an.«
    »Ich müsste eigentlich die Kollegen von der Sonderkommission informieren«, sagte Xenia zaghaft.
    »Weshalb zögerst du? Keine Alleingänge, oder willst du dir mit Gewalt Ärger einhandeln?«
    »Die wissen doch nichts davon. Außerdem ist es nicht mehr als ein Gefühl. Wenn die aus dem Hangar hier einfahren, bleibt kein Stein auf dem anderen. Sie brauchen rasche Ergebnisse, um jeden Preis. Negative Presse in Krisenzeiten ist das Letzte, was ein Ferienort braucht.«
    »Schick mir die Sache auf meine private Mailadresse.«
    »Übrigens war ich heute früh schon bei Magda Spechtenhauser, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen.«
     
    »Die Kommissarin ist mich heute Morgen besuchen gekommen«, erzählte Magdalena während des Aperitifs. »Sie hat sich nach meinem Befinden erkundigt. Und stellt euch vor, sie hat sämtliche Stockwerke zu Fuß gemacht. Bei der Hitze! Wenigstens hat sie keine Uniform getragen, sondern ein leichtes Sommerkleid. Sie hat behauptet, sie ließe keine Gelegenheit aus, um sich in Form zu bringen. Und in der Tat hat sie kein Gramm Fett zu viel. Auch hinunter hat sie die Treppe dem Aufzug vorgezogen.«
    Am Kai vor ihnen legten allmorgendlich die Fischkutter an und lieferten ihren Fang zur Auktion in die angrenzende Markthalle. Die Speisekarte des Restaurant, das sich dort täglich frisch versorgte, war auf der Höhe der Zeit. Man warb damit, dass die verwendeten Zutaten ausschließlich aus dem Umland stammten.
    Nur Gundolf Moser fehlte noch am Tisch unter dem Sonnenschirm auf dem Kai des Fischereikanals. Magdalena und Gertrud hatten zu diesem

Weitere Kostenlose Bücher